Nicht nur Demenzkranken ist Vergesslichkeit peinlich
Das Überspielen von Erinnerungslücken ist ein völlig normaler Vorgang bei den meisten von uns. Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie treffen beim Einkaufen eine Ihnen völlig fremde Frau. Diese begrüßt Sie wie eine alte Bekannte. Sie hingegen überlegen krampfhaft, woher Sie sie kennen. Schließlich erzählt Sie begeistert über Fritzis Enkelkind und Marias drittes Kind. Sie stehen immer mehr auf dem Schlauch.
Wer um Himmels willen ist Fritzi? Marias kennen Sie viele. Um welche geht es? Und schließlich: Wer ist diese Frau? Die Sache wird Ihnen zunehmend peinlicher.
Nicht nur Demenzkranke überspielen ihre Wissenslücken
Wie reagieren Sie in dieser Situation? Sagen Sie der Frau auf den Kopf zu, dass Sie sie nicht kennen? Oder versuchen Sie die Situation so gut wie möglich zu meistern? Stellen Sie sich einmal genau vor, was Sie tun, um dieses Gespräch zu überstehen, ohne Ihre Wissenslücke zuzugeben.
Möglicherweise hören Sie einfach zu. Aus den gewonnenen Informationen, versuchen Sie sich ein Bild zu machen. Sie stellen Fragen und geben Kommentare ab. Erleichtert beenden Sie schließlich das Gespräch und Ihre Wege trennen sich. Die Frau hat wahrscheinlich gar nicht bemerkt, dass Sie sich gar nicht erinnern.
Demenzkranke müssen ständig ihre Vergesslichkeit ausgleichen
Diesen Mechanismus wenden Menschen mit Demenz mit zunehmendem Erinnerungsverlust immer häufiger an, meistens mit dem Erfolg, dass die Umwelt getäuscht wird. Im späteren Verlauf reichen die verbleibenden Fähigkeiten immer weniger aus, um Defizite zu kompensieren. Die Ausgleichsversuche wirken immer abstruser. Erst dann nimmt die Umwelt die Demenzerkrankung wahr.