Das Konzept der Barebone-PCs
Wer nach der gesetzlichen Gewährleistungsfrist von zwei Jahren und einer eventuell verlängerten Herstellergarantie mit einem defekten PC konfrontiert ist, sieht sich einem komplizierten wirtschaftlichen Zusammenhang gegenüber.
Denn schon bei einem vier Jahre alten PC sind die Schnittstellen teils veraltet, teils ist die Rechen- und Speicherkapazität nicht mehr das Gelbe vom Ei und die neue Windows-Version unterstützt neue Hardware-Komponenten, die nicht vorhanden sind. Deshalb jedoch gleich einen komplett neuen PC zu kaufen, widerstrebt vielen PC-Anwendern zu Recht.
Doch mit den Barebone-PCs gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma. Barebone-PCs werden auch als "Aufrüst-PCs" oder "Reparatur-PCs" bezeichnet. Es handelt sich bei Barebones (wörtlich: rohe Knochen) um "nackte" Rechner, bei denen minimal Gehäuse (Case) und Mainboard (Hauptplatine) vorinstalliert geliefert werden. Meist kann zusätzlich ein passender Prozessor (CPU) sowie Arbeitsspeicher (RAM) nach Wahl hinzubestellt werden.
Somit sind Barebone-PCs bestens geeignet, um bei einem alten PC technisch eine Grundsanierung oder Reparatur durchzuführen, wenn das Mainboard oder Mainboard-Komponenten irreparabel defekt sind. Übernommen aus dem vorhandenen PC-System in den neuen Barebone-PC, werden in den meisten Fällen nur Laufwerke (Festplatte, DVD-Brenner, Multicardreader, Diskettenlaufwerk) sowie spezielle Erweiterungskarten, sofern technisch passend, können aber auch Speicher und CPU inklusive CPU-Kühler übernommen werden.
Vorteile und Ersparnis beim Barebone-Konzept
Der entscheidende Vorteil: Insgesamt haben Sie durch den Austausch des Mainboards eine topaktuelle Basis des Rechners, inklusive aktueller Schnittstellen und einem aktuellen Chipsatz. Zudem sieht der Rechner auch noch aus "wie neu", denn das Gehäuse ist ja ebenfalls neu.
Die Ersparnis dieses Konzept hängt davon ab, wie viele Komponenten Sie aus dem vorhandenen PC übernehmen können, die technisch in Ordnung und zum neuen Mainboard passend sind. Erfahrungsgemäß beträgt die Ersparnis im Vergleich zum Kauf eines Desktop-PC der oberen Mittelklasse etliche hundert Euro. Zudem sparen Sie die eventuellen Werkstatt-Reparaturkosten ein und haben auf die neuen Komponenten wieder eine zweijährige Gewährleistung.
Voraussetzungen für Ihren Barebone-Einsatz
Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Barebone-Einsatz sind neben den notwendigen Hardware-Komponenten das Knowhow für den Umbau. Zwar ist kein Spezialwerkzeug erforderlich, aber grundsätzliche Kenntnisse über das interne Anschließen von PC-Komponenten sollten vorhanden sein, ehe der Schaden hinterher größer ist als vorher.
Von daher empfiehlt sich ein Barebone-Umbau nur wirklich erfahrenen PC-Anwendern. Wer sich ein komplettes Do-IT-Yourself (IT = Informationstechnologie) nicht zutraut, kann möglicherweise bei Freunden oder Kollegen gegen einen Ausgleich in Naturalien fachliche Unterstützung erhalten.
Anderer Ausweg: Konfigurieren Sie den Barebone-PC inklusive CPU, CPU-Kühler und RAM, damit steht er bereits einschaltbereit zur Verfügung, da praktisch alle modernen Consumer-Mainboards auch ein internes Grafikmodul mitbringen.
Online-Konfigurator hilft bei Barebone-Auswahl
Barebone-Anbieter gibt es im Internet-Onlinehandel viele. Idealerweise vergleichen Sie mindestens zwei Angebote, die bestenfalls auch einen Online-Konfigurator für Aufrüst-Optionen wie CPU und Speicher bieten.
Vorsicht vor der Windows-Falle
Auf Ihrem betriebsfertig montierten Barebone-PC kann prinzipiell jedes PC-Betriebssystem installiert werden. In der Praxis wird das in den allermeisten Fällen Windows sein. Beachten Sie dabei, dass alte Windows-Versionen auf neuer Hardware so ihre Problem haben. Beispielsweise sollten Sie Windows XP nicht mehr auf neuen Barebones installieren, weil Schnittstellentypen und -weiterentwicklungen wie beispielsweise eSATA, SATA III, Gigabit-Ethernet und USB 3.0 nicht direkt oder gar nicht unterstützt werden.
Gleiches gilt für manche PC-Komponente, die für ein altes Windows "zu neu" ist. So sollten Sie kein SSD-Laufwerk mit einem alten Windows XP betreiben. Es ist daher unbedingt zu empfehlen, dass Sie einen Barebone diesbezüglich wie einen neuen PC ansehen und mit einer aktuellen Windows-Version betreiben, andernfalls sind Probleme beim Treiberbezug und der Ausnutzung neuer Geräte- und Komponenteneigenschaften unausweichlich.
Beachten Sie diese Punkte bei der PC-Reparatur per Barebone
- Bevor es an die Entscheidung für einen Barebone-PC geht, ist eine Bestandsausnahme des vorhandenen PCs unumgänglich. Denn nur so wird deutlich, welche Komponenten der Barebone möglicherweise gar nicht mitbringen muss, Sie also die Neuanschaffung einsparen, und ob spezielle Hardware-Komponenten übernommen werden müssen oder können. Dazu zählen beispielsweise Grafikkarten, Firewire-, RAID- oder USB-Controller. Ein ideales kostenloses Tool hierfür ist CPU-Z von CPUID. Das Windows-Tool liefert Infos zu CPU-Taktung und genaue CPU-ID, Spannung, Informationen zum Motherboard wie BIOS, Chipsatz sowie Wissenswertes zum Arbeitsspeicher und den PCI-Komponenten werden ausgelesen. Den Download erreichen Sie hier.
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Hat ein Rechner einen Totaldefekt erlitten (Blitzschlag, Wasserschaden, Kurzschluss) können CPU und Arbeitsspeicher in den meisten Fällen weiterverwendet werden. Leider wechseln die Sockel- und Modulformen allerdings mit jeder Gerätegeneration, sodass Sie bereits aus einem nur drei Jahre alten PC im Regelfall CPU und/oder Speicher wahrscheinlich nicht weiterverwendet werden können. Prüfen Sie daher vor der Entscheidung für einen Barebone sehr genau, welche Typen von CPU und RAM er unterstützt.
- Sehr alte Laufwerke (CD, DVD, Festplatte) werden an das Mainboard mit einem 40/80-poligen Flachbandkabel angeschlossen. Viele neue Mainboards haben aber gar keinen solchen Anschluss mehr, nötigenfalls helfen Adapter für Datenverbindung und Stromanschluss an das PC-Netzteil weiter. Speziell bei einer solchen Uralt-Festplatte ist aus Gründen der Geschwindigkeit allerdings eine Weiterverwendung generell eher nicht zu empfehlen.
- Häufig geschehen bei der Übernahme von Erweiterungskarten aus dem vorhandenen PC in einen Barebone Pannen, weil der Typ der Onboard-Schnittstelle nicht stimmt. Hauptübel: Zwar klingen PCI und PCI-Express verlockend ähnlich, die Schnittstellen sind aber völlig inkompatibel. Prüfen Sie in jedem Fall vor der Installation einer älteren Erweiterungskarte unbedingt den korrekten Schnittstellentyp und versuchen Sie niemals, eine Erweiterungskarte in einen anderen als genau den passenden Steckplatz (Slot) zu installieren.