Das Selbst und das Ego – zwei Partner im Spiel des Lebens

Das Selbst als ewiger Anteil in uns und das Ego als bewertender Verstand ergänzen einander und machen unser Leben einzigartig erfahrbar. Aus der Sicherheit ewiger Verbundenheit können wir mit Unterstützung des Egos individuelle Erfahrungen sammeln und diese mit anderen teilen.

Definierte Bezugspunkte als Orientierung
Um uns in dieser Welt orientieren zu können, brauchen wir Bezugspunkte. Das beinhaltet ein Verständnis von Raum und Zeit, aber auch von erfahrbaren Werten
– wie Farben, Temperatur oder sogar Gefühlen.

Wir könnten Wärme nicht spüren, wenn uns die Vorstellung von Kälte fehlen würde. Eine permanent konstante Temperatur wäre nicht messbar, weil erst die Unterschiede die Erfahrung definier- und begreifbar machen. Auch Folgeerscheinungen, wie bei Wärme das Schwitzen, wären ein normaler Zustand des Körpers, ohne dass wir die Zusammenhänge einordnen könnten. So bleiben bisher manche Phänomene unseres Daseins unerklärt, weil uns einfach die Bezugspunkte fehlen und wir sie höchstens als gegeben hinnehmen können.

Wie sieht das in der Praxis aus?
Stellen wir uns ein Gespräch zwischen zwei Menschen vor, die keine vergleichbare Wahrnehmung teilen. Der eine versucht die Farbe Blau zu erklären, während dem anderen das Verständnis für Farben fehlt. Oder sie sind wütend und ihr Partner hat keine Vorstellung von Gefühlen. (Ok, das ist wohl eine alltägliche Situation zwischen Mann und Frau…). Beide Situationen wären frustrierend, weil man aneinander vorbei redet und keine gemeinsame Basis findet.

Das Selbst als Bezugspunkt
So ähnlich verhält es sich auch in unserem Innern. Wir können Veränderungen nur bemerken, wenn es einen gleich bleibenden, ewigen Anteil in uns gibt. Dieser wird mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnet – ich nenne es mal das Selbst (die Seele), welches unser Leben ständig beobachtet und die Verbindung zum Unvergänglichen darstellt.

Unser Ego ist dafür zuständig, dass es Veränderungen erkennt, indem es wertet und Zusammenhänge einordnet. Wir brauchen beide Seiten, um in unserem irdischen Dasein zurecht zu kommen. Das Selbst gibt Sicherheit durch Beständigkeit und das Ego lebt im Wandel, damit unser System sich anpassen und optimieren kann. Anders ausgedrückt: das Selbst befindet sich im Raum der Möglichkeiten und das Ego trifft die Entscheidung zur Umsetzung.

Unbewusstsein lässt vergessen
Leider vergessen wir oft das Selbst und überlassen es dem Ego, sich auf die Suche nach Sicherheit zu machen – wir sammeln Besitztümer, Geld, berufliche Erfolge oder benutzen Partner als vermeintliche Glücksbringer. Dabei macht das Ego das, was es eigentlich kann: es zeigt uns die Vergänglichkeit und verweist uns auf bessere Chancen immer im Vergleich zu anderen Bezugspunkten. Das erzeugt Angst und Leid.

Wenn das Selbst wieder in Momenten der inneren Ruhe wahrgenommen wird, brauchen wir keine Sicherheiten im Außen mehr, sondern können dem Ego in seinem Spiel zusehen und dabei genießen. Wir benötigen beide als Team, um frei Leben zu können.