Das Runner’s High: Auf der Suche nach dem Läuferglück

Das Runner's High ist so etwas wie der Heilige Gral für jeden ambitionierten Läufer. Jeder will es erreichen, aber die meisten scheitern auf der Suche danach. Lange war umstritten, was im Körper beim Runner's High passiert. Eine Forschergruppe der TU München und der Universität Bonn hat diese Frage nun geklärt.

Der Punkt des Aufgebens ist fast erreicht. Die Füße und die Oberschenkel schmerzen und die Lunge ist kurz davor zu "explodieren". An diesem Punkt kämpfen viele Läufer gegen die Verlockung an, einfach stehen zu bleiben und sich zu erholen. Doch hin und wieder kommt es vor, dass man weiterläuft und von einer Sekunde auf die andere alle Schmerzen wie weg geflogen sind.

Stattdessen fühlen sich die Beine an, als wäre man gerade erst losgelaufen, und die Straße scheint stetig bergab zu führen. Wenn Sie dieses Gefühl kennen, dann hatten Sie es schon einmal: das begehrte Runner’s High.

Der harten Arbeit seltener Lohn
Das Runner’s High kann nicht bewusst herbeigeführt werden. Es tritt sehr selten auf, und dann auch nur bei einer gleich bleibenden Belastung über einen längeren Zeitraum (mindestens eine dreiviertel Stunde). Ein Patentrezept gibt es aber aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen der Läufer nicht. So benötigt mancher Jogger beim Training ein ruhiges Umfeld, während andere laute, bassbeladene Musik brauchen.

Sicher ist nur, dass sich das Runner’s High nicht bei vereinzelten Läufen einstellt, ein regelmäßiges Training ist unbedingte Voraussetzung.

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Beweis erbracht: Endorphine erzeugen Runner’s High
Umstritten war lange Zeit, wie das Runner’s High entsteht. Eine Forschergruppe, bestehend aus Nuklearmedizinern und Neurologen der TU München und der Universität Bonn, hat diese Frage nun beantwortet. Ihre Untersuchungsergebnisse untermauern die Theorie, dass Endorphine (körpereigene, opiumähnliche Stoffe, die das Gehirn ausschüttet) das Hochgefühl auslösen.

Die Forscher injizierten zwanzig Athleten eine radioaktive Substanz, die sich im Gehirn an den gleichen Stellen anlagert wie Endorphine. Die Probanden mussten zwei Stunden laufen, die Forscher führten davor und danach jeweils eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) durch, mittels der sie erkennen konnten, wie viel von dem radioaktiven Stoff sich an die Bindungsstellen gekoppelt hatte.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Nach dem Laufen war viel weniger von der radioaktiven Substanz im Gehirn angelagert als zuvor, das Mittel wurde von den Endorphinen schlicht und einfach verdrängt. Dies erklärt auch, warum beim Runner’s High das Schmerzempfinden gegen Null tendiert: Denn die die Gehirnareale, in denen besonders viele Endorphine freigesetzt werden, sind auch für die Unterdrückung von Schmerz zuständig.

Vorsicht, Suchtgefahr!
Wie bei jedem Rausch ist auch beim Runner’s High Vorsicht geboten. Bei einigen Läufern war das Hochgefühl einmal so intensiv, dass sie sich auf der Suche nach einer weiteren Dosis Glück in eine regelrechte Lauf-Sucht hineinsteigern. Dabei ignorieren sie oft Schmerzen und Ermüdungserscheinungen bzw. werten diese als Zeichen, auf dem richtigen Weg zu sein.

Erschwerend kommt hinzu, dass man sich beim nächsten Lauf unter zusätzlichen Druck setzt, weil das Runner’s High ja „irgendwann kommen muss“. Das sind jedoch nur extreme Ausartungen einer außer Kontrolle geratenen Laufsucht. Wer sich dahingehend im Griff hat und auf die Warnsignale seines Körpers hört, für den ist das Runner’s High eine wunderbare – wenn auch seltene –  Belohnung.