Homöopathie: Die Modalitäten eines homöopathischen Mittels im Mittelbild
Unter Modalitäten versteht man beispielsweise die Schmerzart, also ob ein Schmerz als stechend, drückend, reißend, bohrend usw. empfunden wird, und den Ort des Schmerzes, also ob bei Kopfschmerzen der Schmerz eher vorne in der Stirn lokalisiert ist oder am Hinterkopf und die Ausdehnung des Schmerzes nach vorne, nach unten, zur Seite oder dergleichen.
Es gibt aber auch Modalitäten die die Tageszeit betreffen, also ob eine Beschwerde vorwiegend nachts oder morgens auftritt, mittags oder nachmittags; auch die Periodizität kann in Form einer Modalität erfasst werden. Es gibt Menschen, die beispielsweise jeden zweiten Tag unter Kopfschmerzen leiden oder nur am Wochenende.
Ein homöopathisches Mittelbild ermöglicht es dem Homöopathen zwischen mehreren infrage kommenden homöopathischen Mitteln zu differenzieren und sich für eines zu entscheiden.
Homöopathie: Wie die homöopathischen Mittelbilder entstanden sind
Bevor Hahnemann vor mehr als 200 Jahren das Ähnlichkeitsprinzip entdeckte und die Homöopathie begründete, wusste man nichts über die Wirkung von potenzierten Substanzen. Hahnemann war der erste, der entdeckt hat, dass eine Substanz auch und sogar besser wirkt, wenn man sie verdünnt und verschüttelt und dass eine Substanz, die auf diese Weise potenziert worden ist, in der Lage ist, bei einem Kranken diejenigen Symptome zu heilen, die sie bei einem Gesunden hervorbringt, wenn dieser sie einnimmt.
Hahnemann war es, der anfing viele verschiedene Substanzen zu potenzieren und so aus ihnen homöopathische Mittel herzustellen. Er führte akribisch Buch über alle beobachteten Reaktionen bei seinen Patienten und ließ auch seine Frau und seine Kinder Mittel einnehmen und über die Wirkung berichten. So entstanden die ersten Aufzeichnungen über homöopathische Mittel und ihre Wirkung und damit die ersten einfachen Mittelbilder.
In den zurückliegenden 200 Jahren wurden überall auf der Welt Mittelwirkungen beobachtet und zu den so genannten Mittelbildern zusammengetragen. Die aktuellen Lehrbücher enthalten immer diejenigen Beobachtungen aus der Anfangszeit der Homöopathie und eine Fülle von Nachträgen, die durch die genaue Beobachtung von Homöopathen, die nach Hahnemann homöopathisch gearbeitet und geforscht haben, zustande gekommen sind.
Homöopathie: Wie heutzutage ein neues homöopathisches Mittelbild entsteht
Es gehört zu den Prinzipien der Klassischen Homöopathie, dass neue homöopathische Mittel und ihre Wirkung in Prüfungen, die nach strengen Richtlinien ablaufen, gefunden werden. Die Mittelbilder entstehen dann dadurch, dass die potenzierte Substanz einer Gruppe von Prüfern verabreicht wird, ohne dass die Substanz bekannt ist.
Jeder Prüfer muss nun über einen bestimmten Zeitraum alles aufschreiben, was er an sich beobachtet. Hierzu zählen besonders Träume, Ängste, körperliche Beschwerden, die Stimmung, Reaktionen in Bezug auf die Tageszeit, Jahreszeit oder andere Ereignisse, aber auch alles andere, was dem einzelnen Prüfenden so auffällt.
Die einzelnen Angaben werden vom Leiter der Prüfung zusammengetragen und mit den Angaben von vorherigen Prüfungen kombiniert. Mit der Zeit entwickelt sich ein immer genaueres und umfassenderes Mittelbild, in dem dann eine Fülle von Beschwerden und Eigentümlichkeiten zu finden sind, die typisch für dieses neue homöopathische Mittel sind.
Fazit
Homöopathie ist eine lebendige Wissenschaft in der auch immer wieder neue homöopathische Mittel hergestellt und geprüft werden. Durch Prüfungen der potenzierten Arzneien an Gesunden und der ausführlichen und genauen Dokumentation von Behandlungsverläufen von Erkrankten, die mit diesem homöopathischen Mittel behandelt worden sind, entsteht ein umfassendes und klares Mittelbild.
In einem homöopathischen Mittelbild sind alle körperlichen und seelischen Beschwerden aufgelistet, die mit dem jeweiligen homöopathischen Mittel behandelt werden können und die zum Mittelbild gehörenden Modalitäen enthalten.
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