Das homöopathische Mittel Gelsemium

Hinter der lateinischen Bezeichnung Gelsemium versteckt sich der gelbe Jasmin, eine immergrüne, verholzende Liane aus Nordamerika. Das homöopathische Mittel Gelsemium ist sehr vielseitig und kann zur Beruhigung der Nerven, bei grippalen Infekten oder Kopfschmerzen zum Einsatz kommen.

Herkunft

Obwohl der gelbe Jasmin, Gelsemium sempervirens, dem Namen nach ein Jasmin ist, gehört die Pflanze botanisch doch in eine ganze andere Familie. Die Kletterpflanze ist in Nordamerika heimisch und wird auch als „Carolina-Jasmin“ bezeichnet. Die optisch ansprechende Pflanze mit den gut duftenden Blüten bildet im Wurzelstock große Mengen Alkaloide. Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken stark toxisch und führen je nach Dosis zu Bewegungs- und Sprachunfähigkeit, Sehstörungen und Muskellähmungen bis hin zum Tod durch Atemlähmung.

Potenzen und Darreichungsformen

Gelsemium kommt in einer breiten Palette an Potenzen zum Einsatz. Besonders häufig werden die Potenzen D6, D12, C6, C12 und C30 genutzt. Aber auch sehr niedrige Potenzen wie D4 oder hohe Potenzen wie D30 oder gar C200 werden je nach Krankheitsbild angewendet.

Aufgrund der starken Toxizität des gelben Jasmins sind alle Zubereitungen bis einschließlich D3 verschreibungspflichtig.

Krankheitsbilder und Einflussfaktoren

Die intensiven und stark toxischen Wirkungen von Gelsemium werden in der Homöopathie gezielt genutzt, um bei den folgenden Krankheitsbildern zu helfen:

Weil Gelsemium eine enge Verbindung zum Nervensystem hat, greifen körperliche und psychische Symptome bei den Patienten meist eng ineinander. Körperliche Schwäche, Sehstörungen und Kopfschmerzen kommen deshalb ebenso vor wie Gereiztheit, Nervosität und Angstzustände. Ganz typisch ist ein Gefühl der inneren und äußeren Lähmung der Bewegungen und Reaktionen.

Anwendungsgebiete

Die Anwendungsgebiete von Gelsemium sind recht vielseitig und umfassen Krankheiten verschiedenster Art:

  • Grippe & fiebrige Infekte: langsam zunehmend, leichtes bis mittleres Fieber, kein Durst, Hals- und Kopfschmerzen. Extreme Müdigkeit und Schüttelfrost.
  • Ängste: Intensive Ängste in bestimmten Situationen wie Lampenfieber, Flugangst oder Prüfungsangst. Oft mit Zittern und Gefühl der Ohnmacht.
  • Fieber: langsam steigend, rotes Gesicht, Hinterkopfschmerzen, Schüttelfrost und körperlicher Schwäche.
  • Durchfall: nervös, bedingt durch Ängste
  • Migräne & Kopfschmerzen: beginnend im Nacken, nach vorne ziehend, mit Sehstörungen, Lähmungserscheinungen im Genick, oft emotional verursacht
  • Nackenschmerzen: eingeschränkte Bewegung, mit Kopfschmerzen, Schwindel und Ohrensausen

Die meisten Gelsemium-Patienten spüren bei viel ruhiger Bewegung an der frischen Luft eine Verbesserung. Auch zimmerwarme oder leicht gekühlte Getränke und häufiges Wasserlassen tun gut. Zu einer Verschlechterung führen oft Wärme, Sonneneinstrahlung und Aufregung. Auch Rauchen und schwülwarmes Wetter vor einem Gewitter führen oft zu einem schlechteren Zustand.

Dosierung und Anwendung

Als Akutmittel bei Erkältungen oder Migräne kommt Gelsemium als D6-Potenz zum Einsatz. Je 3 Globuli stündlich sind die übliche Einstiegsdosis, bis eine Besserung eintritt. Es dürfen aber maximal 6 Dosen pro Tag eingenommen werden. Das gilt auch beim Einsatz gegen akute Ängste, wie Flugangst, wobei hier 5 Globuli genommen werden. Dauern die Ängste an, wird auf zwei Gaben täglich reduziert. Auch bei langanhaltenden Beschwerden durch seelische Belastung kommt Gelsemium in einer hohen Potenz wie C30 nur ein- bis zweimal täglich zum Einsatz.

Schwangerschaft, Stillzeit und Baby

Gelsemium ist eines der wichtigsten Mittel während der Geburt. Es erleichtert die Öffnung des Muttermundes und treibt die Wehen bei Wehenschwäche gut voran. Die wehenfördernde Wirkung schränkt den Gebrauch während der Schwangerschaft stark ein. Die Gabe sollte nur auf fachlichen Rat erfolgen.

Babys profitieren von Gelsemium, wenn sie sich öfter erkälten und dabei nur leichtes Fieber zeigen. Auch bei starken Zahnungsbeschwerden mit dunkelrotem Zahnfleisch kann das Mittel helfen.

Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund der hohen Toxizität ist Gelsemium bis einschließlich D3 verschreibungspflichtig. Während der Schwangerschaft ist von einer eigenständigen Anwendung in der Selbstmedikation dringend abzuraten, weil es Wehen auslösen kann.

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