Das homöopathische Mittel Belladonna

Belladonna, zu Deutsch Tollkirsche, gehört zu den wichtigsten homöopathischen Arzneimitteln und sollte in keiner Hausapotheke fehlen. Lesen Sie hier, warum.

Die Tollkirsche hat eine lange Tradition als Heilpflanze und birgt viele Mythen rund um ihre Anwendung.

Ihre Giftigkeit macht Belladonna zu einem sehr intensiven Mittel, das vor allem bei Krankheiten zum Einsatz kommt, die mit viel Hitze und kolikartigen Schmerzen einhergehen.

Herkunft

Die Heilpflanze Atropa belladonna, oder auch schwarze Tollkirsche, ist in ganz Europa verbreitet: Von Skandinavien über den Balkan bis hin zum Mittelmeer ist die Tollkirsche heimisch. Der Name Belladonna bedeutet „schöne Frau“ und verrät etwas über eine noch heute genutzte Anwendungsmöglichkeit: das Erweitern der Pupille.

Was früher aus Schönheitsgründen gemacht wurde, kommt heute nur noch aus medizinischen Gründen zur Untersuchung des Augenhintergrundes zum Einsatz.

Potenzen und Darreichungsformen

In der angewandten Homöopathie kommt Belladonna besonders oft in den Potenzen D6, D12, C6 und C12 zum Einsatz. Eher selten werden auch die Potenzen C30 und C200 genutzt.

Weil die Tollkirsche in geringeren Dosen „toll“, sprich wahnsinnig, macht und in höheren Dosen giftig ist, sind nur Potenzen von D4 und höher frei verkäuflich. Für Potenzen von D3 und niedriger besteht eine Verschreibungspflicht.

Krankheitsbilder und Einflussfaktoren

Die Tollkirsche kann – direkt verzehrt – Wahnvorstellungen hervorrufen, verursacht zugleich aber auch starke Koliken. Auch die Krankheitsbilder sind mit intensiven Gefühlen und starken Schmerzen verbunden:

  • hohes Fieber mit Schwitzen und Schüttelfrost
  • kolikartige Schmerzen im Verdauungssystem, Blase oder Uterus
  • Schockzustände mit Wahnvorstellungen im Delirium bei Fieber oder Schmerzen
  • heftige Entzündungen im Rachen und den Atemwegen
  • Folgen von Sonneneinstrahlung wie Hitzschlag

Ganz wichtig für typische Belladonna-Patienten ist Ruhe. Lärm, Erschütterungen oder Berührungen verschlechtern oft den Zustand. Auch Kälte und Zugluft wirken nicht angenehm kühlend, sondern eher störend. Meist möchten die Patienten lieber sitzen statt zu liegen. Am Nachmittag und am Abend verschlechtert sich außerdem oft der Gesamtzustand.

Anwendungsgebiete

Belladonna zählt zu den Akutmitteln und ist gerade bei der Behandlung von Kindern sehr beliebt und nützlich.

Wichtig ist aber, die Anwendung immer so kurz wie möglich zu halten. Die folgenden Erkrankungen lassen sich meist erfolgreich mit Belladonna behandeln:

  • Blasenentzündung: plötzlich beginnend, mit krampfartigen Schmerzen und hohem Fieber
  • Zahnschmerzen: überraschend auftretend, pochende Schmerzen mit roter Wange und Zahnfleisch
  • Sonnenbrand & Hitzschlag: rotes, heißes Gesicht, Schwindel, starke Kopfschmerzen
  • Ohrenschmerzen: Mittel der Wahl bei starker Mittelohrentzündung mit hohem Fieber und starken Schmerzen
  • Migräne & Kopfschmerzen: ausgehend von den Augen, Pupillen geweitet, mit Benommenheit
  • Bauchschmerzen: intensive, kolikartige Bauchschmerzen
  • Erkältung/Halsschmerzen/Schnupfen: plötzlich beginnend, intensiv, rot geschwollene Schleimhäute und hohes Fieber

Neben den Akuterkrankungen gibt es eine Vielzahl von Krankheiten wie Abszesse, Furunkel, Akne, Gicht, Gelenkschmerzen, Nagelbettentzündungen und viele mehr, die mit Hitze und Rötung einhergehen und wofür deshalb Belladonna sehr passend ist.

Dosierung und Anwendung

In den ersten zwei Tagen einer akuten Erkrankung ist die Einnahme von fünfmal täglich 5 Globuli in der D6-Potenz meist die richtige Dosierung. Am dritten Tag ist eine Reduzierung auf dreimal 5 Globuli empfehlenswert.

Wer nur höhere Potenzen wie D30 oder C30 zur Hand hat, sollte sie einmalig anwenden und dafür in Wasser auflösen.

Schwangerschaft, Stillzeit und Baby

In der Schwangerschaft lässt sich Belladonna bei Erkältungskrankheiten und plötzlichen, heftigen Kopfschmerzen gut einsetzen. Seine häufigste Anwendung erfährt die homöopathische Tollkirsche aber als Kindermittel.

Hohes Fieber bei Erkältungen, Ohren- oder Halsschmerzen, Zahnen oderstarken Bauchschmerzen sind typische Belladonna-Erkrankungen.

Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Belladonna ist ein wichtiger Teil der Notfallapotheke, sollte aber mit Bedacht und Vorsicht eingesetzt werden. „So kurz wie möglich“ ist eine wichtige Empfehlung für Belladonna.

Wichtig außerdem: Alle Potenzen von D3 und niedriger sind wegen der Gefährlichkeit von Belladonna nur auf Rezept zu haben.

Bildnachweis: lochstampfer / Adobe Stock