Darmnosoden: Weitere hilfreiche Arzneien

Der Begriff "Darmnosoden" besagt, dass diese besonderen homöopathischen Arzneien, Nosoden genannt, aus Darmbakterien als Ausgangssubstanz hergestellt werden. Anders als diese Bezeichnung es nahe legt, haben Darmnosoden eine tiefe Wirkung auf die drei Ebenen, Körper, Psyche und Geist.

Genesung durch sanierte Darmflora

Krankheiten, die länger bestehen, führen zu einer Veränderung der bakteriellen Darmbesiedelung. Auf dieses Phänomen sind vor etwa 90 Jahren die Bakteriologen Bach und Paterson gestoßen, die herausfanden, dass ihre chronisch kranken Patienten eine veränderte Darmflora aufwiesen und dass sie diese Patienten mit den von ihnen entwickelten Darmnosoden kurieren konnten.

Es kommt aber auch vor, dass Patienten, die seit längerem krank sind oder wiederholt krank werden, kaum Verdauungsbeschwerden verspüren und dennoch erst dann sich zu erholen beginnen, wenn sie Darmnosoden einnehmen. 

Die Morgan-Darmnosoden

Hier in Teil II werde ich Ihnen die drei Morgan-Darmnosoden, Morgan, Morgan pure und Morgan Gärtner, die beiden Unterarten der Morgan-Darmnosode, vorstellen. Die Bezeichnung "Morgan" geht auf die Bakteriengattung "Morganella morganii" (benannt nach ihrem Entdecker, dem Bakteriologen Morgan) zurück, die als Ursubstanz für die Herstellung dieser Morgan-Darmnosoden dient.

Die z.B. in dem "Homöopathischen Linksystem Sat" von Sat Purkh Kaur van Gestel  genannten Symptome, die auf den Einsatz einer dieser Darmnosoden hinweisen, sind so vielfältig – auf fast alle Organe bezogen – und so verschiedenartig, dass ich mich hier jeweils auf einige für sie typischen Symptome beschränken werde.

Morgan

Hauptangstmittel, trotz Angst vor Alleinsein Vermeiden von Gesellschaft, evtl. Bösartigkeit, Depression bis hin zur Suizidneigung, Beschwerden häufig infolge von Stress, Überforderung, Erwartungsspannung, Besorgnis um eigene Gesundheit bis hin zur Hypochondrie.
Blutstau in Organen infolge träger Zirkulation, hoher Blutdruck, Hitzewallungen.

Morgan verordne ich all den Patienten, die sich bei den kleinsten Anforderungen überfordert fühlen und in Panik verfallen und unter seltsamen Ängsten oder Hypochondrie leiden.

Fallbeispiele:

Ein Junge (15), der nicht allein sein wollte, sich an seine Mitmenschen aber nicht anpassen konnte, sondern sie meistens nur störte oder belästigte, fiel es vor lauter Ängsten schwer, nachts zu schlafen. Aus Stress und Mangel an Energie versuchte er auch, sich seinen schulischen Pflichten zu entziehen.

Einem anderen, in demselben Alter, bereiteten Schule und Lernen so viel Stress, dass er häufig blockiert und zu keiner Leistung im Stande war, so dass sogar von Seiten des Jugendpsychiaters eine Einweisung in eine jugendpsychiatrische Klinik in Betracht gezogen wurde.

Beide Jungen, die zuvor v.a. gut auf Luesinum (auch "Syphilinum" genannt) angesprochen hatten, benötigten zusätzlich zu Luesinum weitere Nosoden wie vor allem Morgan und Sycotic co. – siehe Teil III – wegen ihrer ausgeprägten Reizbarkeit.

Die Wirkung von Luesinum, eine Arznei u.a. für schrullige Ängste, Hypochondrie und Hoffnungslosigkeit, wurde in diesen, wie in anderen Fällen, durch die passenden Darmnosoden verstärkt. Anscheinend bewirken derartige Kombinationen in Fällen, in denen das Gleichgewicht von Psyche und Geist erheblich gestört ist, dieses wieder ins Lot zu bringen.

Morgan Gärtner 

Angst, Geselligkeit, aber auch Furcht vor Gesellschaft; Eifersucht, Selbstbeobachtung, Pingeligkeit bis hin zur Tadelsucht, Angespanntheit, psychischer Schock, Reizbarkeit und Heftigkeit, Unruhe, Neigung zu beißen.
Hautausschläge, Nasenbluten, aufgetriebener Bauch, Völlegefühl nach Essen, Aufstoßen; häufig Tonsillitis, entzündete Blase und Harndrang.       

Fallbeispiel:

Eine Patientin, 52, hatte zuerst Carcinosinum, dann Thuja als Konstitutionsmittel eingenommen. Beide Arzneien hatten ihr gegen ihre Ohren- und Gesichtsnervenschmerzen (Trigeminusneuralgie) geholfen. Sie meinte aber, dass Carcinosinum einen Harndrang bei ihr auslösen und Thuja nur noch wenig bei ihr wirken würde.

Außerdem litt sie – jeweils unbeeinflusst von den beiden Arzneien – unter Unverträglichkeiten und Verdauungsbeschwerden.  

Als Kind hatte sie mitunter ihre Spielkameraden gebissen, wenn sie sich bedrängt gefühlt hatte, was sie noch heute bedauerte. Sie wünschte sich, die Balance zwischen Anpassung an andere und der Wahrung ihrer eigenen Interessen zu finden und vor allem psychisch belastbar und ausgeglichen zu werden.

Morgan Gärtner erwies sich als das Konstitutionsmittel, das ihr – zusammen mit Streptococcinum und anderen Nosoden sowie der für sie passenden Ernährungsweise – half, ihre körperlichen Symptome in den Griff zu bekommen und besonders ihr psychisches Gleichgewicht und Wohlbefinden zu verbessern.

Morgan pure      

Angst, geistige Anspannung, Selbstbetrachtung, Ablehnen von Gesellschaft und gleichzeitig Angst vor Alleinsein, Traurigkeit bis hin zur Suizidneigung, Impuls zu springen. Trockene, juckende Haut, Hautausschläge, feuchte Hände, übelriechender Fußschweiß; Blutungsneigung, Schleimhaut-, Ohrsymptome und -geräusche.

An diese Darmnosode sollte man besonders bei juckenden Hautsymptomen denken.

Fallbeispiel:

Ein Mann, 44, zur Selbstbetrachtung neigend, bewertete täglich seine Krankheitssymptome in einer Skala von gut bis schlecht.

Mit Hilfe von Carcinosinum, Luesinum und einer Reihe anderer homöopathischer Arzneien hatte er seine langjährige Erkrankung Colitis ulcerosa (blutiges Dickdarmgeschwür) überwunden, fühlte sich aber infolge von Nebenwirkungen schulmedizinischer Medikamente, die er noch nicht ganz abgesetzt hatte, äußerst unwohl in seiner geröteten, juckenden und nässenden Haut.

Diesen Zustand meinte er, nicht länger ertragen zu können. Nachdem er Morgan pure eingenommen hatte, hatte er, wie er es ausdrückte, erstmalig wieder ein besseres Hautgefühl.

Lesen Sie weitere Hinweise zu den Darmnosoden im ersten Teil: Darmnosoden: Besonders wirksame homöopathische Arzneien.