Dämonen füttern als Strategie zum Umgang mit schwierigen Emotionen

Die Methodik des "Dämonen Fütterns", die aus dem tibetischen Buddhismus stammt, verhilft zum Umgang beziehungsweise der Transformation unliebsamer Emotionen. Lama Tsültrim Allione hat diese Technik sogar dahingehend ausgebaut, dass sie auch im westlichen Kontext für Nicht-Buddhisten verständlich und anwendbar ist.

In den buddhistischen Lehrreden spricht Buddha immer wieder von Mara als dem personifizierten Bösen, der Verführung oder einer Art Dämon, von welchem er immer wieder aufgesucht wurde. Buddha hatte verschiedene Situationen, in welchen er sich Mara gegenüberstellen musste, zum einen in einem direkten Kampf, zum anderem indem er sich ihm schauend und akzeptierend zuwandte.

Die Praktik des „Dämonen Fütterns“ bezieht sich auf letztere Strategie, sich einem unliebsamen Besucher, sprich einer unangenehmen oder unerwünschten Emotion zuzuwenden. Nach dem Prinzip der Wandlung – Wahrnehmen, Akzeptieren, Erforschen und Nicht-Identifizieren mit dem, was sich zeigt – kann auch mit den eigenen Dämonen umgegangen werden.

Geschichte, auf die sich die buddhistische Praktik bezieht

Ein weiser König verließ seinen Palast und als er zurückkehrte, saß ein Dämon auf seinem Thron, der sich dort niedergelassen hatte und nicht daran dachte, das Feld zu räumen. Da verschiedene Strategien des Bekämpfens und Anfeindens von den Dienern des Königs unternommen wurden, um den Dämon zu verbannen, die jedoch nicht hilfreich waren, sondern dem Dämon nur noch mehr Macht und Wachstum bescherten, schien es vonnöten zu sein, sich etwas anderes zu überlegen.

Der König wandte sich also dem Dämon zu und fühlte sich in ihn ein, dass es letztlich ganz schön schwierig sein musste, als Dämon zu leben, der von allen gehasst und von niemandem geliebt wurde. Er konnte beobachten, wie der Dämon kleiner wurde. Er setzte sich mit ihm auseinander und brachte ihm zu essen und zu trinken und während sich der Dämon nährte, schrumpfte er immer mehr und mehr und verlor an furchteinflößendem Auftreten. Nachdem sich der König in intensiver Art und Weise mit dem Dämon auseinandersetzte, verlor er letztlich komplett an Einflussvermögen, bis er dann ganz einfach zu handhaben war.

Diese Fabel dient als Hinweis darauf, dass es hilfreich und heilsam ist, sich unseren Dämonen in liebevoller Art und Weise anzunähern und sie sogar zu nähren oder eben zu „füttern“. Laut dem Prinzip der Wandlung kann durch die Zuwendung zu unseren Schattenseiten diese letztlich integriert und akzeptiert werden. Das Erforschen im Sinne eines Verstehens und dem Nicht-Identifizieren mit der Emotion kann diese transformieren. Dies ist die Wahl, die jedem bleibt, wie er mit unerwünschten Anteilen oder Emotionen umgehen mag: sie bekämpfen oder sie anzunehmen, um sie als Teil seiner selbst anzuerkennen.

Bildnachweis: yanlev / stock.adobe.com