Cliffhanger – So erzeugen Sie Spannung in Ihren Geschichten

Menschen lieben Spannung, die keine Anspannung wie bei der Arbeit ist. Bei einem spannenden Buch oder Film fühlen sie sich angenehm gespannt und dadurch schon wieder entspannt. Denn irgendwann löst sich die Spannung und sie brauchten selbst nichts dafür tun. Damit die Rechnung aufgeht, brauchen Sie als Autor einen konsequenten Spannungsbogen. Nutzen Sie so genannte Cliffhanger am Kapitelende.

Cliffhanger lässt sich leicht übersetzen. Sie haben ihn schon in vielen Filmen im wahrsten Sinne des Wortes gesehen: den Klippenhänger.

Beispiel für einen wortwörtlichen Cliffhanger – Baumeln über dem Abgrund

Da baumelt einer mit den Beinen, unter ihm gähnt der Abgrund, oben halten ihn die immer kraftloser werdenden Finger. Wenn es noch schlimmer sein soll, sind die Finger schon aufgeschürft und blutig oder steif und kalt von Eis und Schnee. Und auch das lässt sich noch toppen:

Irgendein Bösewicht tritt mit seinen derben Arbeitsschuhen auf die zitternden Hände oder haut gar mit dem Hammer drauf. Oh Gott, wie soll das bloß gut ausgehen?! Und wenn er gleich fällt, der Held?

Rosamunde Pilcher oder knallharter Thriller – schnelle Auflösung mindert die Spannung

Bei Rosamunde-Pilcher-Filmen kommen solche Szenen auch vor. Da diese Filme aber eher sanft sind, kommt die Rettung schnell. Der Zuschauer ist erleichtert. Für die Spannung wäre ein Szenen- und Schauplatzwechsel besser. Man zeigt Oma beim Kuchenbacken und lässt sie mit ihrem Enkel über seinen Liebeskummer reden. Das kann auch interessant sein.

Im Idealfall endet diese Szene mit einer Provokation oder mit irgendetwas, was auch zu diesem Thema die Aufmerksamkeit beim Leser weiter fesselt. Das gilt zumindest dann, wenn Liebesfreud und Liebesleid des Enkels für die Handlung oder den Nebenstrang von größerer Bedeutung sind.

Todesangst und dann der Absturz oder der rettende Felsvorsprung?

Zurück zur in Todesangst am Felsen hängenden Figur. Nun endlich können Sie dem Leser zeigen, was weiter passiert.  Die Figur wird gerettet oder sie stürzt ab. Stürzt sie ab, kann sie sterben oder überleben – leicht oder schwer
verletzt sein oder gar unverletzt bleiben.

Vielleicht war zwei Meter tiefer ein mit Moos gepolsterter Felsvorsprung. Sie können die Handlung nach
Belieben weiter entwickeln. Wichtig ist aber, dass in jedem neuen
Kapitel etwas von Bedeutung geschieht, was die Handlung voran bringt.
Und es wäre schön, wenn Ihnen erneut ein Cliffhanger einfallen würde.

Cliffhanger lassen sich auch in romantische Liebesszenen einbauen

Es muss ja nicht immer so hochdramatisch um Leben und Tod gehen. Spannung gibt es auch in der Liebe. Wird er sie nun endlich küssen oder nicht? Vielleicht schweben seine Lippen schon über den ihren und ausgerechnet in diesem lang ersehnten Moment kommt die gestrenge Frau Mama herein.

Das könnte dann – gern im Heftroman – so klingen: "Eric legte seine Arme um Bea und sah ihr tief in die Augen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet. Sie schloss die Augen und spürte seinen Atem. Ganz leicht öffnete sie ihre Lippen. Mit einem Ruck wurde die Zimmertür aufgerissen. Bea und Eric fuhren auseinander. "Mama", rief Bea. "Wo kommst du denn her?"

Hier endet das Kapitel. Zweimal Spannung. Der Leser will wissen, wo Beas Mutter her kommt. Vor allem aber will er wissen, was die beiden machen, wenn Frau Mama die Tür endlich von außen zu gemacht hat.

Sie sehen also: Eigentlich ist es ganz einfach mit der Spannung. Sie geben dem Leser partout nicht das, was er haben will. Das heißt, irgendwann natürlich schon. Aber erst, wenn er es gar nicht mehr aushält und einfach ein Ende und die Auflösung aller Spannung verdient hat.