Sprechen Sie im Vorfeld ab, ob zusätzlich ein großes Blutbild und eine Vollblutdiagnose sinnvoll sind. Beim abschließenden Beratungsgespräch mit Ihrem Arzt sollten Sie sich jede Abkürzung aufschlüsseln und jeden gemessenen Blutbestandteil einzeln erklären lassen. Häufig werden die Werte vom Patienten falsch interpretiert, was gravierende Folgen haben kann.
Blutwerte in der Apotheke ermitteln
Wer beruflich stark eingespannt ist oder Angst vor einem Arztbesuch hat, der kann die Untersuchung seines Blutbildes auch in Apotheken ohne vorherige Anmeldung durchführen lassen. In der Regel nehmen sich Apotheker für diese Untersuchung kurz Zeit, denn ein Bluttropfen genügt völlig. Dieser wird auf ein Teststreifen gegeben und anschließend ermittelt ein Analyse-Gerät automatisch die wichtigsten Blutwerte. Sollten die ermittelten Werte aber im Grenzbereich oder die Höchstwerte überschreiten, ist ein Arztbesuch unumgänglich.
Hinweis: Eine Untersuchung der Stiftung Warentest in Berliner Apotheken hat ergeben, dass die Ergebnisse häufig starke Abweichungen zu den Laborwerten aufweisen und die Beratung oft verkaufsorientiert ist.
Blutuntersuchung beim Hausarzt
Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie den Check-Up bei Ihrem Hausarzt durchführen. Bei der gesetzlichen Krankenkasse wird der Gesundheitscheck nach Richtlinien der G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Physiotherapeuten, Krankenhäuser und Krankkassen in Deutschland) durchgeführt und beinhaltet neben der Anamnese, eine körperliche Untersuchung mit Messung des Blutdruckes sowie der Laboruntersuchung des Blutes und des Urins.
Hinweis: Bei der privaten Krankenversicherung zählen
Vorsorgeuntersuchungen in der Regel nicht als Arztbesuch, sodass ein Check-Up keinen negativen Einfluss auf die Beitragsrückerstattung hat.
Sollten Sie akute Beschwerden haben, sich unwohl und müde fühlen, oder in den letzten Wochen stark an Gewicht verloren haben, sprechen Sie dies bei der Anamnese unbedingt an, da gegebenenfalls ein großes Blutbild oder sogar eine Vollblutdiagnose sinnvoll sind.
Was genau wird im Labor beim kleinen Blutbild untersucht?
Cholesterin: Böses LDL und gutes HDL
Der wohl bekannteste, aber zugleich auch am häufigsten falsch verstandene Blutwert ist Cholesterin, der sich aus dem LDL- (Low-Density-Lipoprotein) und dem HDL-Wert (High-Density-Lipoprotein) zusammensetzt. Liegt der Gesamtwert deutlich über der Obergrenze, kann das zu einem gesteigerten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bedeuten. Hier gilt für Männer und für Frauen die gleiche Faustregel:
- Untergrenze: 120 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
- Obergrenze: 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn während erhöhte LDL-Werte gefährlich für Ihre Blutgefäße sein können, senkt einen hohe Konzentration an HDL sogar das Krebsrisiko. Beim HDL (umgangssprachlich auch als „gute Cholesterin“ bekannt) handelt es sich um ein Transportvehikel, dessen Hauptaufgabe darin besteht, überschüssiges Cholesterin aus den peripheren Geweben wie zum Beispiel den Blutgefäßen wieder zurück zur Leber abzutransportieren, wo es dort in Gallensäure umgewandelt und über die Gallenflüssigkeit abtransportiert wird.
Aus diesem Grund müssen Sie sich bei einem Cholesterin-Gesamtwert von über 200 mg/dl nicht zwangsweise Sorgen machen oder gleich zu einer Diät greifen. Betrachtet man die beiden Werte einzeln, gilt folgende Regel
- LDL: Maximal 160 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
- HDL: Minimum 40 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Bei dieser Herangehensweise wird schnell klar, dass ein Wert von 240 mg/dl, der sich beispielsweise aus 155 mg/dl LDL und 85 mg/dl HDL zusammensetzt, das Risiko einer Herz-Gefäßerkrankung keineswegs erhöht und man kann hier sogar von „gesund“ sprechen. Eine Aufschlüsselung der Einzelwerte ist also zwingend erforderlich, wird von vielen Ärzten aber nicht gemacht. Bestehen Sie also unbedingt auf eine ausführliche Erklärung.
Sollte aber Ihr HDL-Wert unter der Mindestgrenze von 40 mg/dl liegen, müssen Sie nicht gleich zu Narhungsmittelergänzungen greifen, denn durch eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Fisch erhöht auf natürliche Weise die High-Density-Lipoproteine.
Und natürlich helfen wie bei so vielem sportliche Übungen: Um den HDL Cholesterinwert gezielt zu erhöhen, sind besonders Ausdauersportarten geeignet wie Joggen, Walken, Radfahren oder Wandern. Sie sollten diese Übungen mindestens 30 Minuten an drei Tagen in der Woche ausüben, damit ein positiver Effekt auf den Cholesterinspiegel bewirkt wird.
Vorzeichen von Diabetes mellitus
Blutzuckerwerte werden ebenfalls beim kleinen Blutbild gemessen und spiegeln den Glucosespiegel im Blut dar. Warum ist aber dieser Einfachzucker (Monosaccharid) für den menschlichen Körper wichtig? Unser Gehirn und unsere roten Blutkörperchen (Erythrozyten) – sie gehören neben den Thrombozyten (Blutplättchen) und den Leukozyten (weiße Blutkörperchen) zu den Blutzellen – benötigen Glucose zur Energiegewinnung.
Eine Unterzuckerung kann also zu einer Verminderung der Hirnleistung und letztlich zu einem Schock führen. Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerwert deutet dagegen auf Diabetes mellitus hin und sollte ärztlich untersucht werden. Bei Auffälligkeiten im Blutbild wird in der Regel der Verlauf des Blutzuckerspiegels über mehrere Stunden gemessen. Seit 2006 gilt nach WHO folgende Einteilung:
Einstufung | Nüchternblutzucker (NBZ, venös) |
Blutzucker 2 Stunden nach dem Essen (oder oGTT) (venös) |
---|---|---|
Normal | < 110?mg/dl < 6,1?mmol/l |
< 140?mg/dl < 7,8?mmol/l |
Abnorme Nüchternglukose (IFG) |
? 110–< 126?mg/dl ? 6,1–< 7,0?mmol/l |
< 140?mg/dl < 7,8?mmol/l |
Gestörte Glukosetoleranz (IGT) |
< 126?mg/dl < 7,0?mmol/l |
? 140–< 200?mg/dl ? 7,8–< 11,1?mmol/l |
Diabetes mellitus | ? 126?mg/dl ? 7,0?mmol/l |
? 200?mg/dl ? 11,1?mmol/l |
Ein weitere Hinweis auf drohenden Diabetes mellitus sind hohe Triglyceridwerte im Blut, denn diese sogenannten „Neutralfette“ werden von Insulinzellen (körpereigenen Hormone) aus dem Blut in die Gewebezellen transportiert und dienen dort als Energiereserven. Bei der umgangssprachlichen „Zuckerkrankheit“ produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin mehr und die Konzentration von Triglyceride im Blut steigt folglich an.
- Normal: 150 – 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
- Hoch: > 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
- Akut gefährdet: >500 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Nicht Bestandteil des kleinen Blutbildes ist die Bestimmung der Amylase in der Bauchspeicheldrüse. Diese Enzyme sind für den Abbau von Stärke und Glykogen zuständig und sollten zwischen 28 und 100 Einheiten pro Liter (Units pro Liter, U/l) liegen. Während ein zu niedriger Wert keine klinische Bedeutung hat, deuten zu hohe Konzentrationen auf eine Entzündung oder sogar einen bösartigen Tumor hin. Sollten Sie drastisch an Gewicht verlieren, ist eine Untersuchung dieses Blutwertes ratsam.
Hämoglobin: Indikator für Krankheiten
Bei einer zu niedrigen Konzentration von Hämoglobin (Hb), dem roten Blutfarbstoff, sprechen die Ärzte von einer Anämie oder Blutmangel bzw. Blutarmut. Hb-Werte bei Männern unter 14 g/dl und bei Frauen unter 12 g/dl bedeuten einen Mangel an Sauerstoffträgern und letztlich Sauerstoff im Blut. Es kommt zu einer Unterversorgung im Gehirn, Herzen und in der Muskulatur, sodass betroffenen Menschen sich meistens müde und schlapp fühlen.
Die häufigste Ursache für eine Anämie ist ein Eisenmangel im Körper, der durch eine Diät oder durch Medikamente behoben werden kann. Weitere Ursachen sind Blutungen durch starke Menstruation bei Frauen oder im Magen-Darm-Bereich. Letzteres tritt oft bei Darmkrebs auf, sodass bei Vorsorgeuntersuchungen auch nach verborgenem Blut im Stuhl gesucht wird.
Eine Anämie sollten Sie aber nicht mit der Leukämie oder auch kurz „Leuk“ verwechseln, denn die Blutarmut beim Blutkrebs wird durch eine Erhöhung der Leukozyten begleitet. Die Leukämiezellen, funktionstüchtige Vorstufen von Leukozyten, breiten sich im Knochenmark aus und verdrängen dort die übliche Blutbildung, weshalb es zu einer Reduzierung der roten Blutkörperchen und Blutplättchen kommt.
Der normale Leukozyten-Zahl liegt bei Männer und Frauen zwischen 4 und 10 Tsd./µl und erhöht sich bei Entzündungen und Krankheiten. Drastische Erhöhung deuten auf Krankheiten hin und sollten sofort ärztlich untersucht werden.
Großes Blutbild und Vollblutdiagnostik
Auf Wunsch können Sie sich beim Check-Up auch ein großes Blutbild erstellen lassen, bei dem zusätzlich ein Differenzialblutbild erstellt wird. Bei dieser Laboruntersuchung werden die verschiedenen Unterarten der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) untersucht und Auffälligkeiten können Rückschluss auf mögliche Infektionen, Anämie oder allgemeine Störungen im Blutbild geben.
Im Rahmen eines großen Blutbildes sollten Sie sich auch die Werte für Albumin und Globulin untersucht werden, bei denen es sich um Proteine des Blutplasmas handelt. Ihre Aufgabe ist es unter anderem den pH-Wert zu regulieren oder Energie zu liefern. Hat ein Globulin einen immunologische Funktion, also dient zur Bekämpfung von Fremdkörper, spricht man von Immunglobulin.
Im Vorfeld sollten Sie mit Ihren Hausarzt absprechen, ob eine Vollblutdiagnostik sinnvoll ist. Diese beinhaltet neben dem kleinen Blutbild auch eine Analyse der Vital- und Mineralstoffe sowie Vitamine in Ihrem Blut, sodass Sie ein aktuelles Mikronährstoff-Profil erhalten. Neben Vitamin B6 werden auch der Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Selen und zu guter letzte Zink gemessen. Sinnvoll ist eine Vollblutuntersuchung bei älteren Menschen, Diäten, unspezifischen Beschwerden oder Personen mit einem Body-Mass-Index unter 18,5.
Bei Patienten mit Verdacht auf mögliche Störungen der Herzfunktion oder eine krankhafte Veränderung des Herzen, werden bei der Laboruntersuchung zusätzlich die so genannten Herzwerte bzw. Herzenzyme ermittelt.
Die Untersuchung des Blutbildes ist ein wichtiger Bestandteil der Vorsorge und sollte auch regelmäßig durchgeführt werden. Sprechen Sie sich mit Ihrem Arzt gut ab und lassen Sie sich alle Ergebnisse erklären, um lange gesund zu bleiben.
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