Burn-Out-Prophylaxe: Was ist mit Authentizität gemeint?

Authentizität ist heute zwar ein Schlagwort, was aber wirklich damit gemeint ist, ist selten Thema der Diskussion. Im folgenden Artikel wird dem Ursprung von "authentisch sein" nachgegangen und aufgeklärt, was authentisch leben unter der Oberfläche bedeutet. Eine wesentliche Rolle spielen die grundlegenden Lebensantriebe über die jeder Mensch verfügt.

Authentizität –  Jahresrückblick
Der Beginn eines neuen Jahres eignet sich ja gut, um einerseits zurück zu blicken und zu sehen, was wir erreicht haben, wo wir uns verändert haben aber auch, was uns nicht so gut gelungen ist. Vielleicht haben auch Sie Ihre ganz persönliche Jahresbilanz gezogen und dabei festgestellt, dass es in einigen Bereichen ganz gut läuft, Sie sich in anderen Bereichen dagegen eher "fremdbestimmt" fühlen.

Das Gefühl fremdbestimmt zu sein bedeutet, dass wir innerlich ganz genau spüren, dass wir nicht das tun, was wir eigentlich gerne tun möchten. Gleichzeitig gibt es aber auch die innere Stimme, die sagt, "pass dich an, sonst verlierst Du Deinen Job", "…wird der Chef beziehungsweise die Kollegen sauer" oder "…wird der Partner beziehungsweise die Partnerin sauer". Dadurch geraten wir in ein Dilemma, für das es scheinbar keine optimale Lösung gibt. Kennen Sie das?

Authentizität – Gute Vorsätze fürs neue Jahr
Gute Vorsätze fürs Neue Jahr sind dann oft der Versuch, solche Dilemmata und die damit verbundene innere Anspannung oder Unzufriedenheit aufzulösen. Um dabei möglichst erfolgreich zu sein, können folgende Betrachtungen hifreich sein:

Authentizität – Individualität versus soziale Bindung
Innere Absichten und Bedürfnisse – also auch die guten Vorsätze zu Jahresbeginn – werden im Leben eines Menschen durch zwei gegensätzliche Wirkkräfte (Energien) erzeugt. Einerseits gibt es die Energie, die in uns den Antrieb zur persönlichen Weiterentwicklung, also zur Entwicklung von Individualität entstehen lässt. Besonders bei Kindern im Alter zwischen zwei und fünf Jahren kann man diesen Antrieb, der Wissbegierde und Unerschrockenheit neue Erfahrungen zu machen erzeugt gut beobachten.

Die Kraft auf der anderen Seite bewegt uns dazu (Ver-)Bindungen zu anderen Menschen herzustellen und gleichzeitig zu deren Einstellungen, Überzeugungen, Regeln und Normen.

Authentizität – Die Dilemma Falle
Fast in jedem Menschenleben entstehen durch diese zwei unterschiedlichen Energien Dilemmata. Das heißt, immer wieder Lebenssituationen in denen es unmöglich erscheint, beide Absichten zu vereinbaren. Typisch dafür ist zum Beispiel das Dilemma Karriere (in unserem Kulturverständnis eher der Wachstumsbereich) und Familie (in unserem Kulturverständnis eher der Bereich der Bindung) in einen harmonischen Zustand zu bringen.

Häufig versuchen wir das Dilemma aus diesen beiden Gegensätzen dadurch zu beantworten, indem wir eine Seite unterdrücken, also das Bedürfnis oder die Absicht dieser Energie aus unserer Wahrnehmung ausblenden (zum Beispiel durch Ablenkung und Ersatzbefriedigungen). Dieses Vorgehen kann für eine gewisse Zeit auch sinnvoll sein, zum Beispiel während der ersten Lebensjahre eigener Kinder oder einer zeitaufwändigen beruflichen Entwicklungsphase.

Authentizität – Balance zwischen Individualität und sozialer Bindung herstellen
Wird die Unterdrückung, die Einseitigkeit jedoch zum Dauerzustand, wird wie oben beschrieben der Fluß der Lebensenergie unterbrochen. Erste Symptome für diese Unterbrechung sind dann Träume, Unfälle oder Misserfolge und Niederlagen im sozialen (beruflich und privat) Bereich, die auf das Ungleichgewicht hinweisen.

Echtheit, also Authentizität entsteht dann, wenn die Herausforderung beide Wirkkräfte während verschiedener Lebensphasen immer wieder aufs Neue in eine persönlich stimmige Balance zu bringen bewusst angenommen wird.

Authentizität – Unterschiedliche Bedürfnisse in verschiedenen Lebensphasen
Diese Herausforderung beinhaltet automatisch Veränderung, denn bei fast jedem Menschen ist die stimmige Balance zwischen Individualität und (Ver-)Bindung im Alter von 18 eine andere als im Alter von 35 und verändert sich wieder im reifen und späten Erwachsenenalter.

Veränderungsbedarf kann jedoch auch spontan aufgrund bestimmter Erlebnisse entstehen. Aus dieser Perspektive findet also Entwicklung zur Authentizität während des gesamten Lebens statt und bedeutet ein dynamisches Hin- und Herwechseln zwischen den Polen Neuwerden und (Altes) Loslassen.