Bürgerreporter mit der Digitalkamera – Fluch oder Segen?

"Nichts ist so alt wie eine Nachricht von gestern" - heißt es. Das stellt die Redaktionen, Print wie TV vor das Problem, mit immer aktuelle Meldungen aufzuwarten. Fotos inklusive. Die neuen technischen Entwicklungen ermöglichen es, Fotos und Videos mit der Digitalkamera oder dem Handy anzufertigen und direkt ins Internet zu schicken. So wird der berühmte Jedermann zum Bürgerreporter. Redaktionen bekommen preisgünstige Fotos und Videos. Jedermann bekommt Geld. Aber wie steht es um die Qualität.

Es gab schon den ein oder anderen lokalen TV-Sender, der den Bürgerreporter mit Digitalkamera für seine Arbeit einspannen wollte. Neu auf den Markt drängt nun ein Unternehmen Namens tvype, welches eine Internetplattform launcht. Auf dieser Plattform können Bürgerreporter ihre Fotos und Videos hochladen und Redaktionen diese blitzschnell, nach einem Ereignis vorausgewählt und rechtlich geprüft (dies macht das Unternehmen tvype), auswählen. 

Bürgerredakteur mit Digitalkamera als Jobkiller
Neu ist die Idee nicht. Zum Beispiel die Bild-Zeitung arbeitet seit vier Jahren (auch) mit diesem Prinzip. tvype bietet nun jedoch einen professionellen und strukturierten Weg, auf dem Bürgerreporter mit Digitalkamera ihre Videos und Fotos vermarkten können.

Gefährdet also der Bürgerreporter mit Digitalkamera den Profi mit der Kamera? Theoretisch sicher nicht, weil Redaktionen mit einem Netzwerk von (freien) Journalisten (Text und Bild) zusammenarbeiten. Hier kann sich die Redaktion auch auf die Authentizität des Bildmaterials verlassen. Anders als bei Jedermann-Bildmaterial – Prüfung durch tvype hin oder her. Faktisch aber sehen sich sämtliche Redaktionen unter Sparzwang – was solchen Angeboten Tür und Tor öffnet

Bürgerredakteur mit Digitalkamera gefährden Qualitätsjournalismus
Der Bürgerreporter mit Digitalkamera wird fast zwangsläufig ein Honorardumping zur Folge haben. Denn, im Gegensatz zum Profi, ist der Bürgerreporter nicht darauf angewiesen, seinen Lebensunterhalt mit den Erzeugnissen seiner Digitalkamera zu bestreiten. Der Profi jedoch sehr wohl.

Was die Folgen sind, wenn Profis ihre Arbeitsweise den gesunkenen Honoraren anpassen sollten, ist absehbar: Ein Qualitätsverlust der journalistischen Arbeit. Denkbar und wünschenswert wäre eine Trennung zwischen Adhoc-Bildmaterial, welches von Bürgerreportern geliefert wird und Qualitätsjournalismus, welcher auch in Zukunft von Profis bedient wird.