Braucht der Turnverein eigentlich Marketing?

Wenn bei einem Turnverein alles rund läuft, soll heißen: von Geldproblemen hört man nur in den Medien, die Mitglieder sind höchst zufrieden, für neue Mitglieder gibt es gar eine Warteliste, Nachwuchsproblem in den Sparten sind nicht zu erkennen und jede Gruppe hat genügend ausgebildete Übungsleiter – dann, ja dann braucht dieser Ausnahmeverein sicherlich kein Marketing.

Aber wie uns alles bekannt ist, sieht es in der Realität anders aus. Wenn also:

  • Mitglieder aktiv geworben werden müssen,
  • die vorhandenen Mitglieder höchst unzufrieden sind,
  • Übungsleiter gefunden, begeistert und ausgebildet werden sollen,
  • die Vereinskasse mittels Sponsoren und Fundraising aufgebessert werden soll,

dann benötigt dieser Turnverein ein in sich schlüssiges Marketingkonzept.

Aber was heißt eigentlich "Marketing" im Turnverein?

Zunächst sollte sich jeder Turnverein einmal darüber im Klaren sein, dass er sich auf verschiedenen Märkten bewegt: die Arbeit mit Jugendlichen, Feierlichkeiten, Reisetätigkeiten, der Umgang mit bezahlten und nicht bezahlten Sportlern, die Handhabung von bezahlten und nicht bezahlten Mitarbeitern, dem Markt der Spender und Sponsoren – na und natürlich dem Turnen.

Dieses stellt ein Gesamtpaket von einem Angebot dar, von dem sich das potentielle Mitglied und Nichtmitglied mehr oder weniger angezogen fühlt. Je mehr also das Vereinsangebot den Menschen im Umfeld oder auch Einzugsgebiet des Vereins anspricht, desto besser wird dieses sicher angenommen werden – je besser geht es dem Verein selbst.

Dabei hat die Orientierung am Markt nicht zwangsläufig und direkt etwas mit Geld und Gewinn zu tun. Denkt man allein an die Unterstützung auf kommunaler Ebene, so gibt es auch hier einen Markt. Und dieser ist hart umkämpft, buhlen doch viele Vereine und Organisationen um die Aufmerksamkeit der Entscheidungsträger.

Marktorientierung

Das bedeutet kurz: "Denken und Handeln vom und zum Markt".

  • Ausloten der Nachfrage, wie diese sich im Vereinsumfeld darstellt.
  • Individuelles Ausrichtung und Angebotsgestaltung entsprechen dieser Nachfrage.
  • Konsequente Ausrichtung der gesamten Vereinsarbeit auf diese Nachfragesituation.

Zur Umsetzung der Marktorientierung, gibt es den so genannten Marketing-Mix:

  • Vereinsangebot
  • Gestaltung der Beiträge, der Kursgebühren, der einzelnen Veranstaltungskosten
  • die Angebotsorte und deren Erreichbarkeit
  • Mitglieder- und Teilnehmerwerbung
  • das Vereinsambiente
  • der Ablauf von den jeweiligen Veranstaltungen
  • die Vertreter des Vereins, die Übungsleiter, die Funktionäre etc.

Aus der hieraus erstellten Angebotsgestaltung des Turnvereins muss nun der Nutzen für die jeweiligen Zielgruppen herausgearbeitet und den späteren Nutznießern nahe gebracht werden. Daraus muss hervorgehen, welchen Vorteil das spätere Mitglied, die Kursteilnehmer, die Mitarbeiter oder der Förderer haben.

Zielgruppenorientierung

Jede Marketingmaßnahme zielt auf eine bestimmte, passende Gruppe, die im Vorfeld ausgelotet werden muss – die so bezeichnete Zielgruppe. Das setzt aber die Ausrichtung der Ziele im Verein voraus. Diese können z. B. sein: Aufbau einer Jugendgruppe oder einer Gesundheitsabteilung. Das ist der erste wichtige Schritt.

Jetzt gilt es, in einem nächsten Schritt, die Wege der Ansprache festzulegen. Aktionen in der Schule, Mailings, Zeitungsaufrufe wären hier denkbare Maßnahmen. Mitarbeiter gewinnt man nachweislich zu einem sehr hohen Prozentsatz durch die persönliche Ansprache. Für die Einrichtung eines Kurses ist der Einsatz von Plakaten und Handzetteln immer noch ideal.