Bootscharter: Automatik-Schleusen erklärt am Beispiel Zehdenick

Am Beispiel der Schleuse Zehdenick wird ein praktisches Beispiel für Automatik-Schleusen betrachtet. Der Originalwortlaut der Hinweistafeln an der Schleuse, der hier aufgenommen wird, gibt Aufschluss über die detaillierten Schritte.

Die einzelnen Arbeitsschritte lauten: An der Sportbooteanlegestelle grünen Hebel umlegen, Vorbereitung der Schleusung abwarten, Einfahrt in die geöffnete Schleuse bei grüner Ampel, nochmals grünen Weiterschleusungs-Hebel in der Kammer ziehen, Pegelausgleich, Öffnen der Tore.

Anleitung für Automatik-Schleusen am Beispiel Zehdenick
Die AutomatikSchleuse Zehdenick ist nicht nur eine imposante Anlage, weil sie zusätzlich über eine in den Schleusenvorgang integrierte Zugbrücke verfügt, die sie als Neuling wahrscheinlich unübersichtlicher wirken lässt. Sie hat auch Tradition und bietet Ihnen in unmittelbarer Nähe Service, über den andere Schleusen meist nicht verfügen: Bootstankstelle, Marina, Werkstätten.

Dicht daneben reiht sich eine passende Gaststätte "Wasserfreizeit“ ein. Neben der heutigen Schleuse finden sich noch Reste des alten Schleusenbeckens von 1813.

Die Region um Zehdenick
Aufschwung erlebte die Region um Zehdenick mit der Ziegelproduktion. Sie war Hauptlieferant für Berlin. Davon profitierte auch der neue Schleusenbau, der mit finanzieller Unterstützung ansässiger Ziegeleibesitzer erfolgte. Zuerst wurde der Vosskanal zwischen Zehdenick und Liebenwalde angelegt und dann – in diesem Zusammenhang – auch die Schleuse neu erbaut (1907-1909).

In langer Tradition steht Zehdenick aber auch deshalb, weil hier die Wasserstraßenverwaltung gegründet wurde (1875 Gründung der Königlich Preußischen Wasserbauinspektion – das spätere Wasserstraßenamt der DDR und heutige Teil des Wasser- und Schifffahrtsamtes Eberswalde).

Zehdenick ist für den Betrieb und die Unterhaltung der zugeordneten Wasserstraßen und Anlagen verantwortlich (Fernüberwachung der Schleusen, Wehre, Brücken). Auf der Automatik-Schleuse liest man die Jahreszahl 1909. Im Jahr 2005 wurde sie noch einmal restauriert. 

Wahrscheinliche Schleusendauer
Wenn Sie gegen 9 Uhr die Anlegestelle der Schleuse Zehdenick erreicht haben, müssen Sie etwa mit einer halben bis einer Stunde rechnen, die Sie für die Schleuse benötigen. Gegen zehn Uhr können Sie bei Durchschnittsverkehrsdichte damit rechnen, die gesamte Schleusenanlage wieder verlassen zu haben (natürlich kann es im Einzelfall auch viel schneller oder noch langsamer gehen, je nach aktuellem Tages-Verkehrsaufkommen auf den Wasserstraßen). Auf zur nächsten Schleuse!

Das wäre bergaufwärts die Schleuse Schorfheide in Richtung Mecklenburg-Vorpommern, bergabwärts Richtung Berlin die Schleuse Bischofswerda. Zum Vergleich: Führte Ihr Wasser-Urlaub beispielsweise von Berlin zur Müritz, müssten Sie eine gesamte Schleusentreppe mit einem Höhenunterschied von 31,7 m überwinden, der auf viele einzelne Schleusen verteilt wird. Wir betrachten das Beispiel bergaufwärts.

Alltag in einer Automatik-Schleuse
Die Tore der Schleuse gehen leise auf und bewegen sich allmählich zur Seite. Es gluckert noch zwei Mal. Dann ist Ruhe. Für einen kleinen Moment. Dann dringt das Rattern und Summen der Bootsmotoren aus dem Schleuseninneren und die Boote aus der eben beendeten Tal- und Gegenschleusung quellen lärmend hervor. Zugleich wird es nun auch an der entgegengesetzten Sportbooteanlegestelle unruhig.

So ist es üblicherweise – in Zehdenick allerdings kann der Bergschleusungsanwärter dies nicht unmittelbar einsehen, weil es hier noch eine Besonderheit gibt: zwischen Sportbooteanlegestelle und Automatik-Schleuse befindet sich noch eine Zugbrücke, die in die Bergschleusung integriert ist und vor der eigentlichen Schleusung noch zu passieren ist. Bei Grün fahren die Boote dann zuerst durch die hochgezogene Brücke, die mit der Schleuse gekoppelt ist. Dann gleich weiter durch die langgestreckte Anlage bis zur Schleuse.          

Schleusenzeiten, -service, -besonderheiten 
Die Bootsführer fahren geräuschvoll durch die geöffneten Schleusentore ein und versuchen ihre bereitgelegten "Enden“ an der rechten und linken Seite der Schleuse in den Kammerwänden zu vertauen. Dazu müssen sie ein bis zwei günstig erreichbare Stangen oder eine Treppe als Haltepunkte für ihr Boot finden, um beim aufsteigenden Pegelausgleich der Bergschleusung nicht den Halt zu verlieren. Ein bloßer Enterhaken zum Festhalten des schwankenden Bootes reicht dann nicht mehr aus.

In der Kammer stehen noch die Abgase der Vorgängerschleusung und der Einfahrt, das Wasser riecht muffig. Die Eisenkammer wirkt stark verrostet und ist von unansehnlichem Bewuchs und Ablagerungen überzogen.

Jemand von ganz vorn schreit durch die Kammer: "Wann zieht endlich mal jemand den grünen Hebel?“ – "Geduld!“, ruft ein anderer von hinten. "Es kommt erst noch ein Boot. Dann ziehe ich den Hebel!“ Damit scheint alles geregelt.

Der Nachzügler befindet sich nun in der Kammer, der Schalter wird umgelegt, mit dem langsamen Schließen der Tore beginnt die Schleusung nach oben. Die Kammer füllt sich mit Wasser und wirft dabei die Schiffe hin und her. Die Enden müssen immer wieder nach oben umgebunden werden, um nicht im Wasser zu verschwinden. Bis alles wieder hinausrattert und das Spiel von Neuem beginnt.   

Automatische Bergschleusung – nach Originalwortlaut der Hinweistafeln aus der Schleuse Zehdenick
"Schleuse und Zugbrücke werden ohne Schleusenwärter betrieben. Alle Bedienhandlungen werden von den Bootsführern selbst durchgeführt. Die jeweiligen aktuellen Zustände der Schleusen- und Brückensteuerung werden über Textanzeige ausgegeben.  

Die Bergschleusung unterteilt sich in folgende Schritte:

  1. Änderungsschalter am Anleger betätigen. Dazu grünen Hebel kurzzeitig zum Boot hin drehen. Eine erfolgreiche Anmeldung wird auf der Textanzeige zurückgemeldet.
  2. Brückenzug und Schleusung wird von der Automatik vorbereitet. Je nach Situation wird gehoben und ggf. die Durchfahrt für die Talfahrt freigegeben.
  3. Nach einer, von der Anzahl der Talfahrer abhängigen Zeit, wird für Sie die Brückendurchfahrt freigegeben.
  4. Die Tore werden geöffnet und anschließend das Einfahrtssignal auf Grün gesetzt. 
  5. Fahren Sie in die vorbereitete Schleuse so ein, dass die großen Boote vorn liegen. Die Weiterschleusungsschalter befinden sich in der rechten (Fahrtrichtung) Kammerwand.
  6. Wenn alle Boote eingefahren sind, betätigen Sie den grünen Weiterschleusungsschalter. Bitte nehmen Sie Rücksicht auf die nachkommenden Bootsführer. Betätigen Sie den Schalter erst, wenn alle Boote eingefahren sind und festgemacht haben.
  7. Nach kurzer Zeit werden die Tore automatisch geschlossen und der Pegelausgleich hergestellt.
  8. Nach erfolgtem Pegelausgleich wird das Obertor geöffnet und das Ausfahrtsignal auf Grün gesetzt.

Bitte beachten Sie die Lichtsignale und die Ausgaben der Textanzeigen. Ein rechtswidriges Verhalten führt zum Abbruch des eingeleiteten Schleusen-Vorganges. Achtung! Bei Gefahrenzuständen kann der Schleusenvorgang durch Betätigen des roten Halt-Not-Schalters (neben grünem Weiterschleusungsschalter) angehalten werden. Ist die Gefährdung nicht mehr vorhanden, kann der Vorgang mit dem grünen Weiterschleusungsschalter fortgesetzt werden.“

Weiterführende Informationen zur kulturellen Umrahmung Ihres Wasser-Urlaubs können Sie sich einholen unter den nachfolgenden Adressen:

Gärten

Kunst, Kultur