Blutgerinnung funktioniert in diesen 3 Schritten

Dank der Blutgerinnung wird der menschliche Körper zuverlässig vor Blutungen und Blutverlusten geschützt. Gleichzeitig verhindert das Blutgerinnungssystem die Bildung von Blutgerinseln am falschen Ort und zur falschen Zeit und damit die Bildung von Thrombosen und Embolien. Damit das Blutgerinnungssystem funktioniert, braucht es aktivierende und hemmende Blutbestandteile.

Das Blut – seine Bestandteile und ihre Funktionen

In einem menschlichen Körper fließen rund fünf bis sechs Liter Blut, das eine Vielzahl von lebenswichtigen Aufgaben übernimmt. Eine Hälfte des Blutes besteht aus körperlichen, sogenannten korpuskulären Bestandteilen, während sich die andere Hälfte aus löslichen Bestandteilen zusammensetzt.

  1. Korpuskuläre Bestandteile sind die roten und weißen Blutkörperchen, sowie die Blutplättchen, die auch als Thrombozyten genannt werden. Die weißen Blutkörperchen, die sogenannten Leukozyten, übernehmen die Funktion einer Gesundheitspolizei. Sie sind in der Lage, Krankheitserreger wie Viren und Bakterien sowie Fremdstoffe zu erkennen und zu vernichten. Die roten Blutkörperchen, die sogenannten Erythrozyten, transportieren den eingeatmeten Sauerstoff und entsorgen das durch die Atmung entstandene Kohlendioxid. An der Blutgerinnung beteiligt sind die Blutplättchen, die durch Vernetzung und Anhaftung untereinander dafür sorgen, dass verletzte Blutgefäße verschlossen werden. Blutplättchen sind für sich keine echten Zellen, sondern lediglich Teile größerer Zellen aus dem Knochenmark.
  2. Die andere Hälfte des Blutes besteht aus löslichen Bestandteilen, zu denen Nährstoffe wie Fette, Aminosäuren und Kohlenhydrate gehören, sowie aus Blutplasma, das sich aus Mineralstoffen und Eiweißen, den sogenannten Proteinen, sowie Wasser zusammensetzt. Zu den Proteinen gehören auch die Gerinnungsfaktoren.

Die Blutgerinnung – ein kompliziertes Zusammenspiel mehrerer Faktoren

Ein funktionierendes System der Blutgerinnung ist lebenswichtig. Einerseits schützt die Blutgerinnung, die auch Koagulation genannt wird, bei einer Verletzung vor dem Verbluten, andererseits verhindert sie die Bildung von Blutgerinnseln, deren Folge eine Embolie oder Thrombose sein kann. Doch was passiert, wenn wir uns verletzen? Warum hört die Blutung von allein auf?

  1. Das ist ein Verdienst des Blutgerinnungssystems, das ein Zusammenspiel aus verschiedenen Gerinnungsfaktoren und ihren Gegenspielern ist. Zu den Gerinnungsfaktoren gehören beispielsweise Enzyme, Blutplättchen, Kalzium, Vitamin K, Thrombozyten und Gerinnungseiweiße.
  2. Unmittelbar nach einer blutenden Verletzung zieht sich das betroffene Gefäß zusammen, wobei sich aktivierte Blutplättchen an der Wunde anlagern. Sie sorgen für ein erstes Abdichten der Wunde, indem sie einen Stoff ausscheiden, der zusammen mit anderen Stoffen Eiweißfasern erzeugt.
  3. Endgültig verschlossen wird die Wunde mit Hilfe von Eiweißfasern, dem sogenannten Fibrin, das wie ein fein gesponnenes Netz die bisherige Abdichtung durch die Blutplättchen verklebt.

Die Blutgerinnung läuft in kontrollierten Schritten ab, bei denen sich die an diesem Prozess beteiligten Gerinnungseiweiße gegenseitig aktivieren und von einem flüssigen in einen festen Aggregatzustand übergehen. Diese gegenseitige Aktivierung in einer kontrollierten Abfolge wird auch als Gerinnungskaskade bezeichnet. Ergebnis dieses Zusammenspiels aller Faktoren ist ein Blutgerinnsel, das auch Thrombus genannt wird und das die verletzten Blutgefäße verschließt.

Wird diese Abfolge durch fehlende Faktoren unterbrochen, läuft die Blutgerinnung entweder verzögert oder überhaupt nicht ab. Insoweit ist die Blutgerinnung mit einem Dominoeffekt vergleichbar. Die Blutgerinnung ist auf den Ort der Verletzung beschränkt und auch nur dann wirksam, wenn das verletzte Blutgefäß dünn ist. Bei der Verletzung größerer Blutgefäße reicht der Blutgerinnungsprozess für das Verschließen einer Wunde für sich allein nicht aus.

Die Ursachen für eine erhöhte Neigung zu Thrombose

In den Herzhöhlen, beziehungsweise an den Herzklappen, sowie in den Venen und in den Arterien können vermehrt Blutgerinnsel auftreten, die allerdings krankhaft sind. Als Thrombose im engeren Sinne wird die Bildung von Gerinnseln im Herzinnern und im venösen System bezeichnet. Ihre Entstehung ist bedingt durch ein Ungleichgewicht der plasmatischen Gerinnung, durch physikalische Gründe wie eine zu langsame Fließgeschwindigkeit des Blutes oder durch Störungen der Thrombozytenfunktion.

Eine erhöhte Neigung zu Thrombose kann auch erblich bedingt oder durch äußere Faktoren erworben sein. Zu den angeborenen Thrombophilien gehören unter anderem ein Mangel an Protein C oder S, ein Antithrombin-Mangel, eine Hyperhomosysteinanämie oder eine Prothrombin-Mutation.

Die am häufigsten erworbenen Thrombophilien sind ein erhöhter Homocystein-Spiegel, sowie eine dauerhaft erhöhte Aktivität der Gerinnungsfaktoren durch Entzündungen wie Rheuma, Infektionen oder bösartige Tumore, durch Medikamente, Östrogene, Rauchen, Übergewicht oder Altersdiabetes.

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