Blutdruck: Die Legende vom Salz

Eine weit verbreitete Legende ist immer noch, dass zu viel Salz den Blutdruck erhöht. Doch sofern man das Salz nicht löffelweise isst, müssen sich Salz-Liebhaber trotz hohem Blutdruck keine Sorgen machen.

Kennen Sie den mahnenden Zeigefinger, der oft erhoben wird, wenn man zum Salz greift, um dem Essen die notwendige Würze zu geben? Mit dem Salz muss man sparsam umgehen. Besonders wenn man einen erhöhten Blutdruck hat. Denn zu viel Salz schadet den Blutgefäßen. So behaupten die Menschen mit dem erhobenen Zeigefinger.

Salz ist besser als sein Ruf

Doch wenn Sie Ihren Mahlzeiten zusätzliche Würze verleihen wollen, können Sie den erhobenen Zeigefinger getrost ignorieren. Denn das Salz ist viel besser als sein Ruf. Es schadet dem Körper nicht, sondern ist sogar lebensnotwendig. Zumindest solange man damit nicht übertreibt.

Seinen schlechten Ruf für den Blutdruck verdankt das Salz zwei durchaus fragwürdigen wissenschaftlichen Studien. Die erste Studie stammt aus dem Jahr 1972. Dabei untersuchte ein Mann namens Lewis Dahl den Blutdruck von Ratten. Dahl hatte den Nagern zusätzlich Salz ins Futter gemischt und dann festgestellt, dass der Blutdruck der Ratten tatsächlich durch das zusätzliche Salz gestiegen war.

Salz erhöht den Blutdruck nicht

Die Studie hat nur einen Haken. Denn der Wissenschaftler schüttete so viel Salz ins Futter, dass ein Mensch vergleichsweise rund 500 Gramm Salz pro Tag in seine Mahlzeiten mischen müsste. Und so viel Salz würde auch dem stärksten Würzer nicht mehr schmecken.

1988 wurde die „Intersalt-Studie“, eine groß angelegte Studie bei weltweit 52 Volksgruppen, durchgeführt. Bei der Untersuchung wurde der weltweite Salzkonsum und den Einfluss auf den Blutdruck untersuchen sollte. Dabei kamen sie zu mehreren Ergebnissen, die die 1972 angestellte Vermutung widerlegten. Beispielsweise hatten die Bewohner der chinesischen Tianjin keinen erhöhten Blutdruck, obwohl sie am Tag durchschnittlich 14 Gramm Salz zu sich nahmen.

Bei Naturvölkern am Amazonas, die so gut wie kein Salz verzehrten, wurde kein niedriger Blutdruck festgestellt. Dadurch wagten einige Forscher den Umkehrschluss, dass Salz den Blutdruck erhöht.

Salz ist lebensnotwendig

Insgesamt kamen die Forscher zu dem Fazit, dass Salz-Konsum den Blutdruck eher senkt als erhöht. Die Ergebnisse der „Intersalt-Studie“ wurden übrigens nie offiziell veröffentlicht.

Dagegen haben US-Forscher in der TOHP-2-Studie 1997 bewiesen, dass eine salzarme Diät bei einem leicht erhöhten Blutdruck keine Auswirkungen auf den Blutdruck hat. Man braucht also nicht auf Salz zu verzichten. Im Gegenteil: Jeden Tag sollte man bis zu drei Gramm zu sich nehmen. Denn zahlreiche lebenswichtige Reaktionen im Körper würden ohne Natriumchlorid (Kochsalz) nicht funktionieren. Aber wie so oft gilt auch hier: nicht übertreiben!

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