Biografiearbeit – Wie fangen Sie an?

Sie haben sich entschlossen, Ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Doch Sie finden keinen Anfang. Sollen Sie alles aufschreiben, was Ihnen einfällt? Was lassen Sie besser weg, was schmücken Sie aus? Und überhaupt, wen interessiert schon, was Sie erlebt haben? Diese Bedenken sind "normal" und werden immer wieder kommen. Wichtig ist: lassen Sie sich nicht von Ihrem Vorhaben abbringen. Es ist einfacher, als Sie denken.

Für wen schreiben Sie die Biografie?
Leichter gelingt Ihnen der Einstieg, wenn Sie sich klar machen, für wen Sie schreiben:

  • nur für sich selbst
  • für Ihre Kinder und Enkel
  • auch für den weiteren Bekanntenkreis
  • für die Öffentlichkeit

Wenn Sie Ihre Lebenserinnerungen zu Papier bringen, machen Sie Ihr Inneres sichtbar, machen sich selbst damit verletzlich oder verletzen andere. Schreiben Sie nur für sich selbst, um Ihr Leben besser zu verstehen, so darf der Inhalt und die Wortwahl ungeschminkt daher kommen. Das andere Extrem ist das Schreiben für die Öffentlichkeit. Im Hinterkopf sollten Sie dann immer behalten, ob Sie sich noch zum Bäcker trauen, wenn Ihre Nachbarn auch Ihre dunklen Geheimnisse kennen. Und natürlich, wie sich Ihre Kinder fühlen, wenn schwarz und weiss zu lesen ist, dass sie mit 12 Jahren noch ins Bett gemacht haben.

Geben Sie Ihrer Biografie Struktur
Es gibt zwei grundsätzliche Vorgehensweisen:

  1. Chronologisch
    Gehen Sie chronologisch vor, so beschreiben Sie Ihre Lebensstationen nach der zeitlichen Reihenfolge: Kindergarten, Schule, Ausbildung, Berufstätigkeit, Familiengründung usw. Dabei laufen Sie Gefahr, dass Sie langweilige Fakten aufzählen, nur um der Vollständigkeit willen.
  2. Einzelne Ereignisse nach ihrer Bedeutung
    Lösen Sie sich vom Gedanken, nichts vergessen zu wollen und picken Sie die Erinnerungen heraus, die Ihnen wichtig sind, die Ihrem Leben eine Wende gegeben haben. Zeitsprünge stören dabei nicht.

Und wenn sich niemand für die Biografie interessiert?
Halten Sie Ihre Erwartungen besser niedrig. Schreiben Sie vor allem für sich und erwarten Sie nicht, dass Ihre Kinder in Jubelgeschrei ausbrechen, wenn Sie Ihre Aufschriebe zeigen. Die eigenen Kinder sind oft zu eng mit Ihren Erinnerungen verwoben. Interessant sind Lebenserinnerungen oft für die Enkel, die es genießen, davon zu lesen, dass auch die eigenen Eltern nicht perfekt waren. Und auch Verwandte, die sonst keinen Einblick in die Familiengeschichte haben – Schwiegertöchter zum Beispiel – sind dankbare Leser.

Die Biografie muss nicht perfekt sein
Lösen Sie sich vom Anspruch, perfekt zu sein. Sehen Sie das Schreiben als Prozess. Genau genommen werden Sie nie damit fertig, solange Sie leben. Täglich kommen neue Erfahrungen hinzu, die das Erlebte in ein neues Licht rücken können.