Beziehungsprobleme: Fallstricke aus der eigenen Lebensgeschichte

Beziehungsprobleme können daraus erwachsen, dass kindliche Entbehrungen oder Verletzungen aus der eigenen Lebensgeschichte wiederbelebt werden. Spätere Lebensübergänge wie Heirat, Trennung oder Scheidung, Auszug der Kinder usw. bergen dafür ein erhöhtes Risiko. Hier erfahren Sie, was Sie tun können, wenn solche Erinnerungen zu Fallstricken geworden sind.

Wenn Sie eine neue Beziehung beginnen oder eine eigene Familie gründen, bringen Sie Erfahrungen aus Ihrer Lebensgeschichte mit. Hoffentlich hatten Sie das Glück, dass Sie lange mit Ihren Eltern zusammenleben durften. Wenn Sie überdies zur rechten Zeit und im passenden Maß bekommen haben, was Sie zu einer gesunden Entwicklung brauchten, wirkt dies als Ressource, als Quelle guter Kraft.

Frühere Entbehrungen oder Verletzungen können sich dagegen an Lebensübergängen als Fallstricke erweisen. Hier erfahren Sie, wie Sie diese überwinden können.

Die frühe Lebensgeschichte wirkt prägend
Je früher Sie beispielsweise Anerkennung und Verlässlichkeit in Beziehungen vermissen mussten, desto tiefer kann sich diese Erfahrung auf ihre Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt haben. Sie brauchen zur richtigen Zeit die geeignete Menge an Geborgenheit, Halt gebenden Grenzen, aber auch Ermutigung, sich innerhalb dieser frei zu entfalten und auch zu testen, was geschieht, wenn Sie darüber hinaus gehen.

Haben Sie entsprechende Sicherheiten und Anregungen erfahren, können Sie sich in Beziehungen und Ihrer Familie weitgehend frei bewegen. Es gelingt Ihnen zum Beispiel, sich zwischen Nähe und Distanz hin und her zu bewegen und sich an beiden Polen wohl zu fühlen.

Lebensgeschichte: Seelische Verletzungen können in Beziehungen zum Alptraum werden
Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch, aber auch Enttäuschungen und Kränkungen werden oft vergessen, verdrängt. Teile der zugehörigen Erinnerungen, wie Verhalten, Affekte, Körperwahrnehmungen und zugehörige Gedanken, können ohne Zusammenhang im Gedächtnis abgespeichert sein.

Widerfährt einem Menschen in der gegenwärtigen Beziehung etwas dem Entsprechendes, kann er sich Hier und Jetzt ähnlich hilflos ausgeliefert fühlen wie Dort und Damals.

Woran erkennen Sie bei Beziehungsproblemen Ursachen aus der eigenen Lebensgeschichte?
Vielleicht spüren Sie selbst, dass an Ihrem Erleben und Verhalten in einer Situation etwas nicht richtig passt. Womöglich erlebt Ihr Gegenüber Sie als befremdlich und versteht nicht, wie Sie gerade reagieren. Wenn dies mehr oder minder unbewusst geschieht, kann ein früheres, unverdautes Erlebnis schnell zum Fallstrick für eine Beziehung werden. Dann lohnt sich zu schauen, ob Sie das, was gerade geschieht, von früher her kennen.

Wer kann helfen, mit der eigenen Lebensgeschichte Frieden zu schließen?
Die von der Psychoanalyse her kommende tiefenpsychologisch fundierte Einzeltherapie kann dazu beitragen, Ihre kindliche Not zu erinnern, zu verstehen und durchzuarbeiten. Dadurch werden Sie in der Gegenwart frei, sich nach Ihrer eigenen Wahl zu verhalten.

Wenn eine seelische Verletzung und Ihre Folgen durch Ängste, Alpträume, ungewollte Erinnerungen usw. Ihren Alltag stört, wenden Sie sich an einen Traumatherapeuten, der zur Stabilisierung etwa die Psychoimaginative Traumatherapie nach Luise Reddemann oder EMDR anwenden kann.

Beziehungsprobleme mildern durch guten Umgang mit sich selbst
Der erste, wichtigste Schritt besteht darin, sich einer persönlich erlittenen seelischen Not bewusst zu werden. Dies führt dazu, für die eigenen Gefühle und Erlebnisweisen selbst die Verantwortung zu übernehmen anstatt sie den Mitmenschen anzulasten. Die Heilung wird zusätzlich dadurch gefördert, wieder einheitliche innere Bilder, z.B. einen geborgenen und/oder sicheren Ort zu finden, oder die Erinnerungen sicher in einem Tresor unterzubringen, ohne sie abspalten zu müssen.

Mit Hilfe der Achtung und Wertschätzung eines unvoreingenommenen, Anteil nehmenden und Halt gebenden Zeugen gelingt es Ihnen, wieder zu lernen, Ihre schmerzlichen Gefühle zu regulieren und insgesamt gut für sich selbst zu sorgen.

Dies trägt oft entscheidend dazu bei, Beziehungsprobleme zu lösen und das Miteinander für alle Beteiligten befriedigender und erfreulicher zu gestalten.