Verschaffen Sie sich über Bewusstseinsbildung den Vorteil, das Unbewusste im anderen sofort zu erkennen!
Vor Kurzem war ich bei einer Freundin zu Besuch, die mit einer „heißen“ Grillparty (am heißesten Tag in Deutschland) und einem riesigen Fleischberg von Würstchen, Schweinebauch und Steaks ihren Geburtstag gefeiert hatte.
Am nächsten Morgen blätterte sie beim Frühstück in einer vegetarischen Zeitschrift herum und fragte mich so ganz unbewusst: „Sag mal Silvia, bist Du auch schon im Vegetarierbund eingetreten?“ Nach einer kurzen Weile, in der ich das Gehörte erst einmal verdauen musste, antwortete ich ihr: „Sag mal, liebe Freundin, kannst Du Dich erinnern, dass ich Sylvester die Moderation für den VeBu gemacht habe? Und überhaupt: Wer erzählt Dir seit zwei Jahren etwas von vegetarischer Ernährung?“
Sie schaute mich an und wurde ganz still. In ihrem Gehirn ratterte es und sie suchte die Informationen, die zu meinem Gesagten passten. Ihr wurde bewusst, dass Sie vollkommen automatisch und unreflektiert etwas gesagt hatte, was sie bei Bewusstsein nicht hätte sagen können.
Es war bisher nur eine Wunschvorstellung von ihr, das Gleiche wie ihre Freundin zu sein. Tatsächlich hatte sie dieses Gleiche bisher nicht gelebt. Nur in ihrer Wunschvorstellung lebte sie die theoretische Möglichkeit eines vegetarischen Lebens.
Da war Sie im Geiste mit mir einig und fühlte sich mit mir verbunden. Meine Freundin machte also eine Illusion, einen Wunsch zur Wirklichkeit und wurde durch mich jäh in die Realität zurück geholt. Machen wir mal eine kleine Reise in die Welt des Unbewussten und enttarnen an diesem Beispiel die Energie des Unbewussten in uns!
Bewusstseinsbildung führt das Unbewusste ins Bewusstsein zurück
Zum besseren Verständnis: Unser Bewusstsein kann Wunsch und Wirklichkeit nicht auseinander halten, denn es gibt in Wirklichkeit kein geteiltes Bewusstsein. Die Wirklichkeit ist das was wirkt, in der sichtbaren wie unsichtbaren Realität. Wir kennen vom positiven Denken, dass negative Formulierungen nicht funktionieren, da das Bewusstsein kein Nein kennt. Für das bewusste Sein ist alles real, was gedacht und gesagt wird! Es nimmt alles als wahr an – wie ein Kind!
Da meine Freundin mich sehr mag und sich (geistig und seelisch) in Liebe mit mir verbunden fühlt, reagierte sie automatisch so, als sei sie ich und ich sei sie. Auf dieser Ebene einer gefühlvollen Verbundenheit gibt es keinen Unterschied mehr und keine Trennung. Somit sagte sie diese Worte nicht aus einer bösen Absicht, sondern eher aus einer liebevollen Verbindung heraus.
Das Unbewusste wirft Wunsch und Wirlichkeit in einen Topf
Auf der Gefühlsebene von Liebe (aber auch von Hass) erkennen Menschen sich als Gleiche. Auf der unbewussten Ebene (die es nicht wirklich gibt), wird dann schnell mal alles in einen Topf geworfen (da in Wirklichkeit alles eins ist und keine Polarität existiert).
Auf der Ebene der Gefühle, auf der wir uns mit einem anderen Menschen als gleich empfinden, sind wir auch geistig in einem Bewusstsein. Meine Freundin hat über ihre Worte nicht nachgedacht. Ihre Worte kamen nicht aus dem Verstand, sondern ihr Geist sprach aus dem Herzen heraus. Das heißt: sie fühlte das Gleiche und glaubte deshalb, das Gleiche zu leben.
Meine Freundin hat lediglich von der Ebene des Gefühls mit mir kommuniziert, ohne sich dessen bewusst zu sein. Meine Freundin hat nicht aus der Einheit von Körper, Geist und Seele heraus gehandelt. Sie war sich nicht ihrer Worte bewusst. Sie fühlte sich auf der Seelenebene (Gefühl) mit mir eins und teilweise auch auf der geistigen Ebene, aber ihrem Körper setzte sie etwas anderes vor. Ihr Körper blieb von dieser Einheit ausgeschlossen und das erzeugte das Unbewusste in ihr.
Da ich weiß, dass das Unbewusste nur in dem Moment des Geschehens bewusst gemacht werden kann, sprach ich es sofort an und spiegelte ihr die Situation wieder. Es war wichtig, dass sie sofort erleben konnte, wo sie unbewusst reagiert hatte. So konnte Sie sich des Unbewussten bewusst werden, ihr bewusstes Sein erweitern und zu Bewusstsein kommen.
Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass das unbewusste Aussprechen einem Minderwertigkeitsgefühl entsprang, denn natürlich möchte Sie sich ebenfalls gerne bewusster ernähren, schafft es aber momentan nicht, das umzusetzen.
Unbewusst entsprangen ihre Worte einem niederen Gefühlsbereich und bewusst gesehen, entsprangen sie einem Gefühl von liebevoller Einigkeit. Und genau dieser Zwiespalt macht das Bekennen oft so schwierig, denn eine unbewusste Tat entspringt immer einem niederen, minderwertigem Gefühl, zu dem sich der „Erkannte“ nicht bekennen möchte.
Es entsteht ein Gefühl von Scham, und wie wir alle wissen, war das bereits der Rauswurf aus dem Paradies. Deshalb ist das Beste, was ein jeder tun kann, das Unbewusste immer im Moment – auf frischer Tat – zu enttarnen und sofort zu sagen: „Hallo, was machst Du da? Bist Du Dir deines Handelns bewusst?“ Und dann Verantwortung für das eigene Tun übernehmen – das schafft Bewusstheit. Also, wenn ich in den Apfel beiße, trage ich die Verantwortung für mein Tun und schiebe die Schuld nicht auf andere. Ich erkenne mich selbst!
Natürlich geht das am besten mit Humor. Solange auch in Ihnen unentdeckte Persönlichkeitsanteile anspringen, die sich bisher ebenfalls nicht wahrgenommen fühlten, schäumen zunächst Emotionen auf. Das ist normal. Sobald Sie die Strukturen vom Unbewussten in sich erkennen, macht es aber richtig Spaß und Sie und ihr Gegenüber können gemeinsam darüber lachen, dieses „Dunkle“ endlich ans Licht gebracht zu haben. So gesehen ist Ihr Gegenüber ein Geschenk für Sie!
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