Betreuungsgeld in der Diskussion: Wie sinnvoll ist die Prämie für Mütter

Geht es nach dem Willen der CSU, gilt künftig folgende Regelung: Mütter, die keinen Krippenplatz in Anspruch nehmen, weil sie ihr Kind zu Hause betreuen, werden dafür mit Betreuungsgeld entlohnt. Ein Betreuungsgeld von monatlich 150 € soll nach den Vorschlägen der CSU diesen Müttern zustehen. Was auf den ersten Blick verlockend klingt, kann sich jedoch für Mütter und Kinder schnell zu einem Nachteil entwickeln.
Was passiert zum Beispiel, wenn Mütter ihre Kinder nur wegen den 150 Euro Betreuungsgeld vorsätzlich nicht in die Krippe schicken – obwohl sie eigentlich müssten? Beim Thema Betreuungsgeld besteht also eindeutiger Diskussionsbedarf.
Betreuungsgeld: Eine gefährliche Herdprämie
Mütter, die nach einer langen Phase der Kindererziehung wieder in ihren Beruf einsteigen wollen, haben derzeit auf dem Arbeitsmarkt oft kaum Chancen auf eine Anstellung, die ihrer Qualifikation entspricht. Geringere Rentenansprüche und eine finanzielle Abhängigkeit vom Partner oder von staatlichen Leistungen sind oft die Folge. Deshalb kann sich die Entscheidung für ein Betreuungsgeld wie eine „Herdprämie“ für die betroffenen Mütter auswirken, wenn diese wieder ins Berufsleben einsteigen möchten.
Betreuungsgeld: Geld, das nicht bei den Kindern ankommt
Für Eltern mit niedrigem Einkommen und für sozial benachteiligte Familien sind 150 € im Monat viel Geld. Die Gefahr besteht, dass gerade Kinder, die von einer frühen Förderung in der Krippe besonders profitieren würden, erst gar nicht dort angemeldet werden, weil ihre Eltern das Betreuungsgeld „einsacken“.
Bildungsarmut, Sprachdefizite und eine Ungleichheit an Chancen können also nicht mit Geld behoben werden. Mehr qualifizierte Angebote und eine frühe Förderung für die Jüngsten in Kinderkrippen können wesentlich mehr bewirken als eine Geldprämie, die an die Familien ausgezahlt wird – und in der Regel eh nicht bei dem Kind bzw. dessen Erziehung ankommt.
Besser: Ein Gutscheinsystem ist für Familien sinnvoller
Gutscheine, die den Eltern für Kinder unter drei Jahren zustehen, wären möglicherweise eine praktikablere Lösung. Eltern könnten sich dann entscheiden, ob sie diesen Gutschein für einen Krippenplatz verwenden oder in andere Förderungen ihres Kindes investieren, beispielsweise das Babyschwimmen oder eine Spielgruppe. Dies würde den Eltern Wahlfreiheit gewähren und den Druck nehmen, dass sie durch einen Verzicht auf einen Krippenplatz bares Geld verlieren würden.
Auch Ihre Einrichtung könnte von einem Gutscheinsystem profitieren, etwa wenn Sie Krippenplätze für Kinder zur Verfügung stellen können oder den Eltern Förderangebote für Kinder unter drei Jahren anbieten. Diskutieren Sie das Thema „Betreuungsgeld“ in Ihrer Einrichtung. Vielleicht finden Sie ja vor Ort eine ganz eigene Lösung für das vorhandene Problem.