Bandscheibenvorfall – und die Seele?

Der Bandscheibenvorfall (medizinisch Prolaps) geht oft aus einem Hexenschuss hervor – als seine Komplikation. Er kann überall an der Wirbelsäule auftreten, aber es gibt ein Segment, das besonders häufig von sich Reden macht: Die Lendenwirbelkörper L4 und L5. Die Psychosomatik dieses Segments möchte ich jetzt besprechen.

Was ist vorgefallen?

Die untere Lendenwirbelsäule steht in einer engen Beziehung zu unserem Stand(bein), zu unserem Unterbau, zu unserem seelischen Fundament. Wird dieses Fundament erschüttert, dann kann es zu einem Hexenschuss oder Vorfall kommen. Er ist oft die Folge eines Verlusterlebnisses. Der Patient hat eine Bezugsperson verloren, auf die er sich gestützt hat. Sie war für ihn mehr als die Haltestange in einer Straßenbahn.

Als soziale Wesen brauchen wir alle Halt durch andere Menschen, aber der Bandscheibenpatient geht in seinem Bedürfnis nach Halt darüber hinaus. Er hat seine Bezugsperson dazu benutzt, um sich nicht nur an sie anzulehnen, sondern auch noch auf sie zu stützen – als sein Fundament. Ein eigenes Fundament hat er nicht gebaut. Also braucht er ein fremdes. Daraus leitet sich die Lernaufgabe ab: Bauen Sie Ihr eigenes Fundament! Sorgen Sie für sich selbst und vertrauen Sie auf sich selbst!

Sein eigenes Fundament bauen

Der Bandscheibenvorfall offenbart ein Misstrauen den eigenen Fähigkeiten gegenüber, sich selbst aufzufangen und für sich zu sorgen. Hieran gilt es zu arbeiten, damit sich der Vorfall nicht wiederholt. Es kann sehr unterstützend wirken, seinen eigenen Grund und Boden zu kaufen, vielleicht eine Eigentumswohnung. Das gibt auf jeden Fall Sicherheit.

Bandscheibenvorfall und hochfliegende Pläne

In unserer Leistungsgesellschaft ist derjenige auch der Größte, der große Projekte durchzieht und so zu hohem Einkommen und Ruhm gelangt. Der Bandscheibenpatient möchte mit einem solch hohen Anspruch mithalten, aber aus einer Unsicherheit heraus geht er seine Projekte oft halbherzig an. Nur zu gerne möchte er „die große Kuh fliegen lassen“, aber es fehlen ihm die finanziellen Mittel, die Nervenkraft oder die Unterstützung durch Geldgeber oder Animateure.

Der Bandscheibenvorfall (Prolaps) ereignet sich deshalb oft genau dann, wenn diese Unterstützung, vor allem seitens der Familie, ausbleibt. Das wirkt wie ein Schock, der dem Patienten den Boden unter den Füßen weg zieht. Mein Tipp: Vor jedem Projekt mit der Familie und den Geldgebern klären, inwieweit Sie die Projekte unterstützen können, ohne sich zu verheben.

Bandscheibenvorfall und substanzielle Unterstützung

Wir können an diesem Beispiel auch sehr schön sehen, wie die Beschwerden eines Vorfalls dem Betroffenen gewissermaßen aus der Patsche helfen. Sein Vorfall liefert ihm die gesellschaftlich akzeptierte Ausrede, dass er nun kürzer treten müsse und das Projekt „leider nicht weiter verfolgen kann.“ Woran es hier fehlt ist nicht nur Substanz, sondern auch – seien wir ehrlich – Ehrlichkeit. Mein Tipp: Mit mehr Realitätsbezug für die Zukunft klappt es auch mit den Projekten.

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