Eine Dose Prosecco zu viel
Schon länger herrschte in Italien Unmut über den Zustand des Prosecco. Vor allem darüber, wie und in welch bescheidener Qualität er zu Discountpreisen insbesondere den deutschen Markt überschwemmt. Verschnitt mit anderen Rebsorten, abgefüllt in Deutschland, noch dazu oft in alberne bunte Flaschen… Das Prosecco-Billigfass zum Überlaufen brachte schließlich ein prominent beworbener Prosecco in güldener Dose. „Basta!“, hieß es plötzlich.
Eine Rebe namens Prosecco
Doch wie kam es dazu, und wie gelang der Aufstand? Während viele Prosecco-Fans den Namen „Prosecco“ für die Bezeichnung eines Weinstils halten – leicht prickelnd, nicht zu herb, unkompliziert – ist Prosecco in Wahrheit nichts anderes als der Name einer Rebsorte, aus der auch ein ganz normaler, nicht moussierender Weißwein gemacht wird. Verbreiteter ist jedoch, besonders bei uns, die Perlwein-Version (Frizzante). Aber es gibt es auch hochwertigen Schaumwein (Spumante), der vorzüglich sein kann.
Prosecco, ein sehr alter Wein
Die Sorte Prosecco gibt es im Nordosten Italiens bereits seit Zeiten des Römischen Imperiums. Als vinum Pucinum erfreute sich der Wein damals üppiger Beliebtheit. Das Wort „Prosecco“ leitet sich aller Wahrscheinlichkeit nach von der gleichnamigen Ortschaft im heutigen Friaul ab. Daher hat das im Namen enthaltene „secco“ auch gar nichts mit dem italienischen Wort secco für trocken zu tun.
Der Trick, der auch beim Prosecco klappte
Solange Prosecco bloß der Name einer Rebsorte ist, kann man diese auch in anderen Regionen und Ländern anbauen und den Wein dann Prosecco nennen. Wie es Merlot aus Frankreich, Italien, Chile und Deutschland gibt. Oder man könnte Prosecco mit anderen, billiger zu produzierenden Rebsorten verschneiden und dann mit dem prominenten Namen auf dem Etikett werben. Um das zu vermeiden, wandten die Prosecco-Winzer einen Trick an, der Jahre zuvor bereits in der Toskana funktionierte.
Prosecco-Rettung: Von der Toskana abgeschaut
Vor einem ähnlichen Dilemma standen vor einigen Jahren die Erzeuger des berühmten und teuren Brunello di Montalcino. Auch dort war Brunello ursprünglich lediglich als Name der Rebsorte registriert. Als sich kalifornische Winzer anschickten, diese Sorte anzubauen und sie auch noch als „Brunello“ auf den Markt bringen wollten, klingelten damals in Montalcino alle Alarmglocken.
Flugs wurde „Brunello“ zur Ursprungsbezeichnung, und ein Wein durfte sich nur so nennen, wenn er auch von den Weinbergen um die Stadt Montalcino kam.
Von der Rebsorte Prosecco zur Ursprungsbezeichnung
Also beantragten die Prosecco-Winzer für ihren Wein eine geschützte Ursprungsbezeichnung und gleichzeitig einen anderen Namen für die Rebsorte Prosecco. Mit Erfolg. Seit 1. August 2009 firmiert die Sorte Prosecco nun unter dem Namen „Glera“, und Prosecco darf sich nur ein Wein – gleich ob prickelnd oder nicht – nennen, der aus einem festgelegten Anbaugebiet kommt.
Dann ist er ein Prosecco DOC (Denominazione di Origine Controllata) oder sogar DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita, die höchste Weinklassifikation Italiens).
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