Aufklärung für die Kleinsten: „Woher kommen eigentlich die Babys?“

Woher kommen eigentlich die Babys? Eine typische Frage aus dem Kindergartenalltag. Wie erklären Eltern das "Kinderkriegen" kindgerecht? Was müssen Kinder im Alter von 3-6 Jahren wissen und wie gelingt das leicht.

In meinen Veranstaltungen erlebe ich hin und wieder, dass Mütter Aufklärungs-Bücher wiedererkennen, die sie selbst als Kind gelesen haben. Dabei rührt mich an, wie genau sie sich an einzelne Bilder oder Bildunterschriften erinnern können. Das legt die Deutung nahe, dass irgendetwas von der großen Bedeutung des Themas, den damaligen Kindern, heutigen Eltern schon bewusst gewesen sein muss.

Woher kommen die Babys – Was möchte das Kleinkind wissen?

Für das kleine Kind (3-6 Jahre) geht es in erster Linie gar nicht um die präzise Darstellung des  Vorganges, der zu ihrer oder irgendeiner Geburt geführt hat,  sondern um die Bestätigung der eigenen Existenz. „Wir (Mama und Papa, aber natürlich auch die Mamas oder Papas einer Regenbogenfamilie, bzw. die Alleinerziehende Mama)  – wir wollten Dich und haben uns über Dich und Deine Ankunft sehr gefreut. Es ist schön, dass Du da bist! Du bist aus dem Wunsch entstanden, dass zwei Menschen einander so nah wie möglich sein wollten.“

Einige Kinder fragen genauer nach, aber das Gros wird sich erst im Grundschulalter gründlich mit der Realität beschäftigen. Kein Grund dafür Märchen zu erzählen. Die Wahrheit kann aber ganz schön kompliziert sein. Deshalb empfehle ich die Zuhilfenahme von Büchern:

  • Ein Buch für die Allerkleinsten, das den Aspekt des „Willkommen-Seins“  sehr feinfühlig umsetzt ist „Wo komm ich eigentlich her“ von Thadäus Troll, Verlag Hoffmann und Campe (Sehen Sie die Umsetzung als Film in Ausschnitten auch über youtube).
  • Ein Buch für die Wissbegierigen: „Woher die kleinen Kinder kommen“ von Doris Rübel, Verlag: Ravensburger
  • Ein Buch für die großen Kindergartenkinder mit dem Schwerpunkt Geburt und Babys  schließt sich an die bekannte TV-Sendung an: „Willy will´s wissen: Wie kommen Babys auf die Welt“, von Ulrike Gerold Verlag:  Bastei Lübbe

Bilderbücher sind deshalb für Erwachsene so hilfreich, weil die Texte sehr kurz und sprachlich einfach gehalten sind. Im Gegensatz zu den von uns als Eltern geforderten Spontanreaktionen, konnten sich die Autoren  intensiv  vorbereiten und überlegen, welche Information sie geben und wie sie sie verpacken wollen.

Mithilfe von Zeichnungen lassen sie positive Gefühle beim Betrachten entstehen und das ist wichtig. (Zugegeben,  Buchautoren wagen hier auch Fehldarstellungen, mit denen Pädagogen später  durchaus zu kämpfen haben: Tatsächlich haben Spermien weder Augen noch Mund, tatsächlich tragen Frauen nur in den seltensten Fällen während der Geburt eine gutsitzende Frisur und ein entspanntes Lächeln zur Schau…)

Jedes Buch hat seine Schwerpunkte und Vor-und Nachteile. Am besten finden Sie solche, die Ihnen selbst gut gefallen. Um nicht gleich kaufen zu müssen, können Sie eine Auswahl in Ihrer Stadtbibliothek bestellen. Vielleicht haben Sie auch Lust, die Erzieherinnen Ihres Kindergartens um eine Empfehlung zu bitten. Lesen und betrachten Sie das Buch zusammen mit ihrem Kind. Stellen Sie es in erreichbare Nähe, denn erfahrungsgemäß verarbeiten Kinder die Fülle der gegebenen Informationen nicht beim einmaligen Betrachten. Lassen Sie sich von den Fragen ihres Kindes anregen, aber nicht unter Druck setzen. Für eine knifflige Frage braucht es manchmal Zeit eine gute Antwort zu finden.

Und noch ein paar Tipps

  • Erzählen Sie keine Unwahrheiten, z. B. über Bienchen und Blümchen, Geschichten vom Storch & Co. Tatsächlich kann die Aufdeckung, die unweigerlich irgendwann während der Schulzeit passieren wird einen Vertrauensverlust in Ihrer Beziehung zur Folge haben. Kinder können sich keinen einzigen Grund vorstellen, warum sie ausgerechnet von Ihnen belogen werden sollten.
  • Reden Sie nicht drum rum. „Erwachsene, die ein Paar sind, nehmen sich, wenn sie alleine sind gern Zeit füreinander, um zu kuscheln und zu schmusen. Dann wollen sie so nah wie möglich beieinander sein.  Der Penis des Mannes wird  dann manchmal größer und steif, die Scheide der Frau geht auf  und dann passen die beiden wunderbar ineinander etc.“ Nicht wenige Kinder glaubten und glauben, dass sie vom Küssen und Schmusen Babys in den Bauch kriegen.
  • Beantworten Sie alle Fragen. Fragen, die Sie nicht beantworten, verschwinden nicht einfach. Ihr Kind hat vielleicht bemerkt, wie unwohl Sie sich fühlen, und wird Sie nach ein paar weiteren Testballons  verschonen. Es wird sie vermutlich einfach jemand anderem stellen, den es für kompetent hält.
  • Informieren Sie ihr Kind lieber häufig und in kleinen Portionen, als die „große Stunde der Wahrheit“ zu inszenieren.  Kinder können die komplexen vielschichtigen Informationen nicht alle auf einmal verarbeiten. Wenn es sich in der Situation mit Ihnen wohlgefühlt hat, wird es immer wieder auf sie zurückkommen. Bei weitschweifigen Ausführungen wird es früher oder später wohl einfach abschalten.
  • Betonen Sie, dass der Sex eine Form der Zuwendung ist, die in die Erwachsenenwelt gehört. Viele Eltern fühlen sich im Zwiespalt damit, dass sie einerseits die Botschaft geben wollen, dass Sex etwas ganz Tolles ist, dass dieses ganz Tolle aber andererseits den Kindern vorenthalten bleibt. Kinder haben damit kein Problem: Sie verzichten auf den Geschwindigkeitsrausch beim Autofahren, auf die Beschwingtheit eines Glases Wein und den Triumph eines Vertragsabschlusses – alles nur für Große…

Lesen Sie zum Thema „Woher kommen die Babys“ auch den Artikel Wie sag ich es meinem Kind – Sexualerziehung in der Familie.

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