Arbeit mit Demenzkranken: Goodbye Smile – Hello Lamenti

Arbeit mit Demenzkranken: Ein guter Demenzbegleiter ist vermutlich dem Burnout gerade so entronnen. Er ist durch die Tiefen seines Selbst gegangen. Diese Person hat ihre Gefühle und Emotionen ausgegraben, sie betrachtet, anerkannt und akzeptiert. Er musste das Smile verlieren um sein Lächeln wieder zu finden. Das war vermutlich ein sehr langwieriger und anstrengender Prozess.

Burnout durch die Arbeit mit Demenzkranken
Bei meiner Arbeit in Seniorenheimen entrann ich dem Burnout nur knapp. Ich wurde immer ernster und immer trauriger. Zu Hause fragte ich mich vor dem Spiegel, wo mein allseits beliebtes Smile wohl geblieben ist. Mit Freunden, die ich nur noch selten sah, kam mir jedes Lachen unverhältnismäßig vor, ob dem Leid im Alter.

Doch mit ihnen selbst, den alten dementen Menschen, konnte ich komischerweise noch lächeln. Ich glaube, das lag daran, dass die meisten mein Smile, und sei es noch so zart und vage, als wohltuendes Geschenk zu empfinden schienen. Außerdem war es immer noch echt und kam von Herzen.

Demenzbegleiter jammern häufig
Sie müssen sich Luft machen. Ob sie erkennen, dass ihre Klagen ein Ausdruck von tiefer Trauer sind? Ob sie merken, dass das letzte bisschen Lächeln in Klageliedern zu versinken droht? Der Burnout naht, aber es ist nicht mehr möglich, über die Trauer hinweg zu gehen. Wir müssen lernen, der Trauer Ausdruck zu verleihen, ihr die Luft rauszulassen.

Dazu ist es notwendig, sie erst einmal zu spüren. Trauer, Reue, Bedauern – Im Alltag und bei der Arbeit mit demenzkranken Menschen sind solche Gefühle und Emotion ständig präsent. Mit der Zeit lernen wir, sie zu benennen.

Die Scham ist vorbei. "Draußen" gibt es diese Scham, diese Angst vor negativen Emotionen. Wir sind es gewöhnt, diese zu vermeiden. Eine neue andere Art der positiven Haltung im Leben, denn die Herkömmliche scheint nicht mehr zu greifen. Das Lächeln geht verloren, wir können es jedoch wieder finden – anders. Wir finden die Liebe des Demenzbegleiters.

Wie gehen wir mit der Angst vor Verlust des Bewusstseins um?
Für den Pflegenden und für den Betroffenen gilt grundsätzlich die gleiche Angst und Hilflosigkeit wegen des Verlusts von Bewusstsein und Wahrnehmung. Wie sollen wir damit umgehen? Sehen wir der Verwirrung zu, werden wir tief traurig oder gleichgültig, desillusioniert. Wir entwickeln eine Neigung zum Weinen, Schwächegefühl, Verzweiflung. Burnout.

Erlebt der Kranke die Verwirrung der Demenz, versinkt er meist ebenfalls in tiefer Traurigkeit. Wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen, wen wir fragen sollen, was wir machen sollen, und wir sehen uns mit allen möglichen Emotionen und Gefühlen konfrontiert, denen wir ein Leben lang ausgewichen sind.

Nachdenken hilft nicht, der Geist ist leer und blank. Wir sind hilflos. Die bewährten Muster greifen nicht mehr. Auch wenn wir uns derer im Angesicht der Demenz besonders schmerzlich bewusst werden, haben wir Schwierigkeiten, sie loszulassen.

Arbeit mit Demenzkranken: Die bedingungslose Liebe des Demenzbegleiters
Nur Wenige sind in der glücklichen Lage eines guten, stabilen sozialen Umfelds, das die Prozesse auffängt: liebevolle Familie, verständnisvoller Lebenspartner, treue Freunde sind jetzt unheimlich wichtig. Aber auch mit dieser Unterstützung liegt die ganze Herausforderung im Umgang mit Demenz beim Pflegenden, Demenzbegleiter.

An diese Person ist der Ruf des Alzheimerdementen gerichtet. Dieser Ruf kann so sehr als Leid empfunden werden, wie darin auch eine Chance liegt. Ein Chance, die Liebe des Demenzbegleiters zu entdecken. Sie ist bedingungslos. Viel bedingungsloser noch, als die Liebe zu einem Kind. Diese hat Hoffnung. Die des Demenzbegleiters hat keine Hoffnung. Bis zur Entdeckung dieser Art von Liebe war der Ruf des Alzheimerdementen eine Bürde.

Als ich anfing zu ahnen, welches Geheimnis in dieser Art von Liebe liegt, konnte ich meinen Job wieder lächelnd aufnehmen. Sie bringt tiefes Verständnis und Freude. Sie bringt ein Vertrauen, das jenseits von Wissen, Gedanken und Gefühlen ruht. All das kommt an die Oberfläche, scheinbar äußerst dramatisch, und ist doch nur der Wirbelsturm, der die Wellen des Ozeans kräuselt.

Dass ich selbst in jeder Lebenslage stabil in dieser Liebe und diesem Vertrauen ruhe, kann ich von mir noch nicht behaupten, aber ich kann jetzt schon sehen, dass der auf diese Weise geweckte Geist anders lebt, anders erlebt und andere Werte hat. Das fühlt sich wundervoll an. Da liegt die Hoffnung, das Licht im Dunkel der Verwirrung.

Wir wundern uns darüber, warum uns dieser Ruf trifft. Während wir darüber nachdenken, "Warum ich?" könnten wir auf uns Selbst stoßen.