Anlagemix: Das Wertpapierdepot als Alternative?

Deutschland lag 2011 bei der Sparquote mit knapp 16,6 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt von 11,11 Prozent. Das Bild vom sparsamen Deutschen kommt also nicht von ungefähr. Trotzdem haben es Sparer und Kleinanleger derzeit schwer. Denn gerade die Geldanlagen, denen Verbraucher über Jahre ihre Ersparnisse anvertraut haben, werden seit einigen Jahren zunehmend zum Problem.

Betrachtet man beispielsweise das beliebte Sparbuch, kennen die Zinssätze seit einiger Zeit nur eine Richtung – abwärts. Eine Tatsache, die sich leider auch auf andere Sparformen übertragen lässt. So verblasst das Bild vom Tagesgeld-Konto mit 3,0 Prozent Zinsen in der Erinnerung vieler Sparer zunehmend. Das Problem: Viele Spareinlagen, die Ihnen zwar eine hohe Sicherheit versprechen, werden von den Leit- und Referenzzinssätzen beeinflusst. Letztere befinden sich seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 aber fast durchgehend auf Talfahrt. Einen letzten Höhepunkt dieser Entwicklung stellt die Leitzinssenkung der EZB (Europäische Zentralbank) auf 0,5 Prozent im Mai 2013 dar.

Die Niedrigzinspolitik frisst Ihr Vermögen auf

Wie dramatisch die Auswirkungen dieser Niedrigzinspolitik sind, lässt sich an aktuellen Berechnungen ablesen. Zahlen der Dekabank und des Instituts der Deutschen Wirtschaft gehen allein für Deutschland davon aus, dass Sparer durch den derzeit negativen Realzins 14,3 Milliarden Euro verlieren.

Das Problem ist aber nicht nur in der niedrigen Verzinsung von Spareinlagen zu suchen. Laut Bundesbank lagen im Dezember 2012 Bankeinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist – wie beispielsweise das Sparbuch – bei einem Effektivzins von 1,03 Prozent. Zur Herausforderung wird die Geldanlage für Sie vor dem Hintergrund der Inflationsrate. Auch wenn sich die Teuerungsrate in den letzten Monaten etwas abgeschwächt hat und im April 2013 bei 1,2 Prozent lag – im Jahresdurchschnitt 2012 stiegen die Preise durchschnittlich um zwei Prozent an.

Damit stehen Sie als Anleger vor einem Problem. Wenn Spareinlagen – wie Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld – nur noch Zinsen zwischen einem bis zwei Prozent erwirtschaften, bleibt nach Abzug der Inflationsrate nichts vom Zinsertrag übrig. Statt eines Vermögenszuwachses realisieren Sie als Sparer so langfristig einen Kaufkraftverlust – ihr Vermögen schrumpft.

Verschärft wird die Entwicklung zudem von der Tatsache, dass die lange als sicher erachteten Staatsanleihen nicht mehr die sichere Bank sind. Mit der EU-Schuldenkrise hat zumindest das Vertrauen in die Papiere der EU-Südländer abgenommen. Staatsanleihen der EU-Nordstaaten, die nach wie vor das Vertrauen der Anleger genießen, erfreuen sich parallel einer höheren Nachfrage.

Die Folge: Hier sinken durch den starken Kapitalzufluss die Zinsen. Im Fall der Bundeswertpapiere hat die Entwicklung bereits zu Negativzinsen geführt. Es stellt sich die Frage, welche Anlageoptionen Sie als Sparer und Kleinanleger nutzen können, um für Ihr Kapital zumindest einen Werterhalt zu garantieren?

Alternativen für Kleinanleger und Sparer

Wollen Sie Ihr Kapital sicher durch die aktuell schwierige Phase bringen, müssen Sie sich zunehmend engagieren und mit den einzelnen Anlageoptionen auseinandersetzen. Denn ein Werterhalt lässt sich nur realisieren, wenn Ihre Geldanlagen der Inflationsrate Paroli bieten können.

Sich grundsätzlich von Spareinlagen zu verabschieden, wäre allerdings ein Fehler. Halten Sie ein altes Festgeldkonto mit einer mehr oder minder zufriedenstellender Verzinsung? Dann sollten Sie sich erst einmal entspannen. Solange das Geld hier für Sie arbeitet, muss sich an diesem Umstand nichts ändern. Ein weiterer Punkt, der beispielsweise fürs Tagesgeld spricht, ist die Tatsache, dass für unterjährige Anlagen nur wenige sinnvolle Alternativen existieren. Und zu guter Letzt werden Sie als sicherheitsbewusster Anleger mit einer Umschichtung in Aktien und Zertifikate wahrscheinlich weniger ruhig schlafen.

Gänzlich ausgedient haben Spareinlagen nicht – sie geraten aber immer stärker unter Druck. 2012 haben ihnen laut Bundesverband deutscher Banken dennoch viele Sparer die Treue gehalten. In einer Umfrage sahen 72 Prozent Tages- und Festgeld als bevorzugte Anlageinstrumente an. Investmentfonds und Aktien landeten mit je 24 Prozent und 17 Prozent dahinter. Einerseits dürfte hier der Sicherheitsaspekt eine Rolle gespielt haben, auf der anderen Seite wahrscheinlich aber auch der einfache Umgang mit den Spareinlagen. Trotzdem – wollen Sie in Zukunft eine Rendite erzielen, müssen Sie sich nach Alternativen umschauen.

Hört man professionellen Investoren zu, sind Aktien das Mittel der Wahl, um in der Krise eine Rendite zu erwirtschaften. Schließlich hat allein der Leitindex DAX in den letzten Wochen wieder zur Rekordjagd auf seine alten Höchststände angesetzt. Und als Anleger profitieren Sie mitunter doppelt von Aktien.

Einerseits lassen sich diese im besten Fall mit Gewinn verkaufen – und auf der anderen Seite genießen Sie die Zahlung einer Dividende. Ebenfalls ins Auge fassen können Sie Wertpapiere wie Derivate und Zertifikate. Allerdings muss Ihnen als Anleger hier eine Tatsache klar sein: Je komplexer das Anlageprodukt – umso größer Ihr Risiko.

Dass sich Aktien 2012 gelohnt haben, zeigt übrigens eine Untersuchung des Bundesverbands deutscher Banken. Demnach haben DAX-Werte in den 12 Monaten von Januar bis Dezember 2012 aus 10.000 Euro die stolze Summe von 12.800 Euro gemacht – ein Zuwachs von 28 Prozent. Wollen Sie sich als Anleger selbst nicht um den Aktienhandel kümmern, bleibt als Alternative der Griff zu Investmentfonds. Hiermit lassen sich ganz unterschiedliche Anlagestrategien umsetzen – etwa durch den Griff zu offenen oder geschlossenen Fonds oder zu Dachfonds. Allerdings sind Investmentfonds aufgrund der Kosten ein zweischneidiges Schwert. Je nach Wertentwicklung müssen Sie damit rechnen, dass von den Gewinnen unterm Strich doch nicht mehr so viel übrig bleibt

Was bleibt Ihnen abseits der bereits genannten Optionen noch als Anlagealternative? Gerade vor dem Hintergrund der Inflationsangst werden Edelmetalle immer wieder als heiße Kandidaten angepriesen. Allerdings sind sie längst nicht die sichere Bank. Beispielsweise ist der Preis pro Feinunze Gold zwischen Ende März 2013 bis Ende Mai 2013 um mehr als 200 US-Dollar eingebrochen.

Der Anlagemix – Sicherheit und Rendite

Spar- und Termineinlagen bei Banken haben für Sie als Privatanleger zwei große Vorteile, da sie keinen Kursschwankungen unterliegen und im Notfall ein gesetzlicher Entschädigungsanspruch aus der Einlagensicherung besteht. Orientieren Sie sich angesichts der aktuellen Entwicklung neu und greifen zu Aktien, Anleihen, Zertifikaten, Rohstoffen oder Devisen, fällt diese Sicherheit weg.

Es liegt an Ihnen, das angelegte Vermögen so gut wie möglich gegen Verluste abzusichern. Experten vertreten an dieser Stelle recht „einfache“ Anlagestrategien. Grundsätzlich sollten Sie Ihr Risiko streuen – statt es in einer Anlageklasse zu konzentrieren. Diese Streuung kann beispielsweise so aussehen, dass Sie Aktien von Unternehmen unterschiedlicher Branchen ins Depot holen und parallel auf verschiedene Fonds setzen.

Hierbei ist es sinnvoll, nicht einfach wahllos das Risiko zu streuen, sondern verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Börsennotierte Wertpapiere sind mit unterschiedlich hohen Risiken ausgestattet. Daher spielen Faktoren wie Ihre eigene Risikobereitschaft, welche Ziele Sie sich für die Geldanlage setzen und wie langfristig der Anlagehorizont ausgelegt ist, eine Rolle.

Eines ist aber unbedingt notwendig – das regelmäßige Beobachten der Kapitalmärkte. Sobald sich in Ihrem Portfolio Aktien wiederfinden, müssen Sie auf Veränderungen reagieren und Ihre Geldanlage im Ernstfall den neuen Bedingungen anpassen. Etwas werden Sie aber immer in Kauf nehmen müssen – das Risiko schwankender Kurse und drohende Verluste. Der richtige Anlagemix hilft Ihnen aber dabei, diese aufzufangen.

Das Wertpapierdepot – Alternativen zur Sparanlage verwalten

Eröffnen Sie bei Ihrer Bank ein Sparkonto und zahlen darauf Geld ein, überlassen Sie der Bank einen Teil Ihres Vermögens, mit dem die Bank Kapitalerträge erzielen kann. Sie als Bankkunde müssen sich um nichts kümmern und können zusehen, wie Ihr Vermögen durch die Zinsgutschrift wächst. Wollen Sie als Anleger selbst Aktien kaufen, verwahren und wieder verkaufen, brauchen Sie eine Möglichkeit, mit welcher Wertpapiere gekauft, verwahrt, übertragen und verkauft werden können.

Und genau diese Funktion erfüllt das Wertpapierdepot. Es ist weniger ein "Bankschließfach", in dem die erworbenen Wertpapiere physisch verwahrt werden, als ein Konto, auf welches der Erwerb von Wertpapieren gebucht wird oder die Wertpapiere bei einem Verkauf ausgetragen werden. Dabei werden die Wertpapiere nicht mehr in Form von Urkunden verwahrt, die meisten Wertpapierdepots sind heute elektronischer Natur.

Trotzdem: Ohne Wertpapierdepot bleibt Ihnen als Anleger die Welt der Aktien und Börsen verschlossen. Und Sie brauchen in der Regel einen weiteren Baustein – ein Referenzkonto. Dessen Zweck besteht darin, Ihnen das nötige Kapital für Ihre Investments zur Verfügung zu stellen. Beim Kauf von Aktien wird das Guthaben des Referenzkontos belastet während Verkaufserlöse und Dividenden eine positive Entwicklung auf Ihr Guthaben haben.

Der Wertpapierhandel funktioniert letztlich also nur durch eine Kombination aus Depot und Referenzkonto. Kaufen Sie Aktien, wird der Kaufpreis vom Referenzkonto abgezogen und die Wertpapiere werden in Ihrem Depot hinterlegt. Beim Verkauf trägt der Depotanbieter die Aktien aus dem Bestand aus und durch den Verkaufserlös kommt es zu einer Gutschrift auf dem Referenzkonto.

Auf was sollte man beim Thema Depot besonders achten?

Grundsätzlich ist dessen Eröffnung ähnlich einfach wie die Eröffnung eines neuen Bankkontos. Allerdings ist die Auswahl inzwischen erheblich – und unübersichtlich. Diverse Banken und Finanzdienstleister konkurrieren um Ihre Gunst als Privatanleger und ziehen hierfür alle Register. Einige Depots werden Ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt, andere lassen Sie eine gewisse Zahl von Transaktionen gratis erledigen. Und wieder andere Wertpapierdepots ermöglichen den Echtzeithandel.

Welches das richtige Depot ist, hängt letztlich von Ihrer Zielsetzung ab. Wer als Anleger nur selten Wertpapiere kauft und verkauft, hat Interesse an einer kostengünstigen Depotführung bzw. wird das Wertpapierdepot ohne Depotführungsgebühr bevorzugen. Als Privatanleger, der mehrmals pro Woche einen "Trade" durchführt und vielleicht täglich mit Wertpapieren handelt, müssen Sie auf die Orderkosten achten. Neben den Depot- und Transaktionskosten können für Ihr Depot übrigens weitere Kosten anfallen – zum Beispiel im Zusammenhang mit Ihrem Depotvolumen oder in Form einer Börsengebühr.

Es macht also durchaus Sinn, vor der Eröffnung die Kostenstruktur eines Wertpapierdepots sehr genau unter die Lupe zu nehmen. Darüber hinaus hat auch das Referenzkonto eine gewisse Aufmerksamkeit verdient. Verschiedene Anbieter verzinsen Ihr Guthaben, weshalb selbst freies Kapital einen Ertrag erwirtschaften kann. Allerdings müssen Sie hier sehr genau hinschauen, da in einigen Fällen dieser Bonus nur für den Depotwechsel gilt.

Tipp: Da für den Aktienhandel ein Wertpapierdepot notwendig ist, kommen Sie als Einsteiger um dessen Eröffnung nicht herum. Die ersten Schritte damit sind allerdings nicht immer einfach. Viele Depotanbieter offerieren heute die Möglichkeit eines Demo- oder Musterdepots. Hier können Sie sich ausprobieren, Anlagestrategien testen und vermeiden Fehler, die Sie mit einem echten Wertpapier bares Geld kosten würden.

Die Niedrigzinsphase – machen Sie trotzdem Gewinne

Grundsätzlich ist die Niedrigzinsphase für den klassischen Sparer eine Belastungsprobe. Spar- und Termineinlagen werfen kaum noch Zinsen ab. Und die Inflation zehrt die mageren Gewinne auf. Es stellt sich hier natürlich die Frage, wie Kleinanleger und Sparer trotz allem einen Vermögenszuwachs erreichen können. Aus Sicht mancher Experten muss das Portfolio vieler Haushalte neu ausgerichtet werden.

Dazu gehört leider auch die Tatsache, dass riskantere Geldanlagen ins Auge zu fassen sind. Als Anleger muss man also entweder mit dem Kaufkraftverlust dank negativer Realzinsen leben – oder sucht nach neuen Wegen. Um das Anlagerisiko zu vermindern, sollten Sie dabei auf eine Streuung setzen und mehrere Anlageoptionen ins Auge fassen. Wird Ihr Portfolio breiter aufgestellt, sinkt die Gefahr, dass sich Kursschwankungen überdurchschnittlich auswirken. Mit einem Aspekt werden Sie sich aber in jedem Fall auseinandersetzen müssen – dem Wertpapierdepot. Denn ohne Depot bleibt Ihnen der Weg an die Börse versperrt.