Aktienanlage – Nutzen und Grenzen von Quartalsberichten

Ein wichtiges Merkmal von Qualitätsaktien ist, dass sich die Unternehmen fast immer in großen Indizes, etwa DAX, STOXX oder Dow-Jones wiederfinden. Und diese Firmen sind verpflichtet, einmal pro Quartal einen Bericht über den bisherigen und voraussichtlichen künftigen Geschäftsverlauf zu erstellen. Für Langfristaktionäre hat diese Pflicht zur Erstellung von Quartalsberichten Vor- und Nachteile.

Berichtssaison oft Auslöser wilder Spekulationen

Viermal pro Jahr veröffentlichen große Unternehmen ihre Quartalsberichte und geben Rechenschaft über die Entwicklung in den abgelaufenen drei Monaten sowie einen Ausblick auf die kommende Zeit. Professionelle Analysten von Banken oder Fondgesellschaften versuchen, sich auch ohne Quartalsberichte vorab ein Bild zu machen und formulieren ihre Erwartungen, z.B. ein Quartalsergebnis von 20 Cent pro Aktie.

Übertrifft ein Unternehmen die Erwartungen, steigt der Kurs der Aktie meist mehr oder weniger stark an. Werden die Erwartungen verfehlt,
wird ein Unternehmen oft "abgestraft", sprich der Kurs der Aktie bricht u.U. um 5-10 oder mehr Prozent ein. Und das auch, wenn z.B. "nur" 19 Cent je Aktie verdient worden sind. Das Unternehmen arbeitet also eigentlich hoch profitabel, und trotzdem bricht der Kurs ein, weil die Erwartungen verfehlt wurden.

Ein Szenario, in dem sich vor allem Spekulanten oder Day-Trader besonders wohl fühlen, weil sich hier die Möglichkeit bietet, kurzfristig viel Geld zu verdienen, indem man z.B. im Vorfeld auf steigende oder fallende Kurse setzt. Natürlich ist immer auch das Risiko vorhanden, viel Geld zu verlieren.

Nutzen und Grenzen von Quartalsberichten für Langfristanleger

Die oft wilden Kurssprünge als Folge der Berichte stellen die Nerven vieler Langfristanleger immer wieder vor eine Zerreisprobe, vor allem, wenn ein Quartal mal nicht so gut gelaufen ist wie gewohnt: Besteht das Risiko, dass das Unternehmen ernsthafte Probleme hat? Soll man die Aktie noch schnell verkaufen, bevor der Kurs weiter einbricht? Oder stellen sinkende Kurse sogar eine Möglichkeit dar, nachzukaufen, und damit von einer wahrscheinlichen Kurserholung zu profitieren?

Dazu muss man wissen, dass Quartals- und Jahresberichte für Anleger mit einem langen Zeithorizont eine gute Möglichkeit sind, um sich regelmäßig über ein Unternehmen, dessen Produkte, Märkte und Zahlen zu informieren. Jedoch darf man die Ergebnisse von ein oder zwei Quartalsberichten nicht überbewerten oder überinterpretieren, egal, ob sie gut oder schlecht ausfallen.

Schließlich gelingt es auch dem weltbesten Unternehmen nicht, in jedem Quartal eine Geschäftsentwicklung zu verzeichnen, die die Erwartungen der Analysten übertreffen.

Wer nach Vorlage eines negativen Quartals hektisch verkauft, kann u.U. schon ein paar Tage oder ein Vierteljahr später u.U. die nächste Überraschung erleben, wenn die Erwartungen der Analysen übertroffen werden, und der Kurs einen deutlichen Sprung nach oben macht. Allerdings ist man dann nicht mehr dabei, weil man ja vorher verkauft hat. Und jede Transaktion verursacht Kosten, z.B. Spesen und Gebühren, die die Bank berechnet. Von möglicherweise realisierten Verlusten ganz zu schweigen.

Nicht spekulieren – Die Langfristperspektive entscheidet

Natürlich ist es ärgerlich, wenn der Kurs einer Aktie auf Grund verfehlter Erwartungen kurzfristig einbricht. Doch für Anleger ist die Langfristperspektive entscheidend:

Ist das Unternehmen nach wie vor gut aufgestellt? Stimmen Rahmenbedingungen, Fundamentaldaten und Kennzahlen weiterhin? Verdient es nach wie vor Geld? Ist der Trend mehrerer Quartalsberichte insgesamt positiv? Gibt es ausreichend neue Produkte? Wachsen die Märkte, in denen sich das Unternehmen bewegt? Können Marktanteile gewonnen werden?

Besonders wichtig: Wie schätzt das Management die weitere Entwicklung ein? Und: Ist man selbst noch von "seinem" Unternehmen überzeugt? Stimmen die Rahmendaten weiterhin, sollte sogar überlegt werden, Aktien nach einem Kursrückgang günstig nachzukaufen. Auch, wenn es in einem Umfeld, in dem viele Aktionäre hektisch verkaufen, sicher nicht einfach ist, gegen den Strom zu schwimmen.

Wenn die Langfristperspektiven aber weiterhin stimmen, wird man auf mittlere Sicht i. d. R. durch steigende Kurse und somit Gewinne belohnt.