ADHS – Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität, Impulsivität
Eine gute Diagnose muss alle drei Bereiche ausreichend genau erfassen und benötigt Informationen von verschiedenen Seiten. Zum einen ist die Beobachtung des Kindes in der diagnostischen Situation sehr wichtig. Ist das Kind unruhig? Kann es still sitzen? Befolgt es Anweisungen? Kann es sich über einen längeren Zeitraum – sprich mehr als zehn Minuten konzentrieren? Ist es leicht ablenkbar? Versteht es die Aufgaben? Wie reagiert es bei zunehmender Belastungsdauer?
Zum anderen kann auch die Interaktion zwischen den Erziehungsberechtigten und dem Kind mit in die Beobachtung einfließen. Wie gut gehen die Eltern auf die Bedürfnisse des Kindes ein? Kann das Kind abwarten, bis es an die Reihe kommt, oder unterbricht es die Kommunikation zwischen Testleiter und den Eltern häufig? Wie reagiert es, wenn es aufgefordert wird zu warten?
Das Elterninterview im Rahmen der ADHS-Diagnose
Um sich ein umfassendes Bild über die Situation und die Verhaltensauffälligkeiten des Kindes zu machen, wird ein umfassendes Elterninterview durchgeführt. Hier werden die Eltern (meist ist nur ein Elternteil bei der Diagnostik anwesend) zu verschiedenen Belastungssituationen, die im familiären Alltag auftreten, befragt. Beispielsweise wird gefragt, wie sich das Kind verhält, wenn die Mutter telefoniert oder Besuch hat, ob es alleine spielen kann und womit es sich gerne beschäftigt.
Auch ob es sich anders verhält, wenn der Vater anwesend ist oder wenn man mit ihm bei Bekannten zu Besuch ist, sind Fragen, die einen Hinweis auf das Vorliegen einer ADHS-Symptomatik geben können. Das Elterninterview bildet sozusagen die Grundlage für die Diagnostik. Hier bekommt der Diagnostiker die meisten Informationen, die auf ADHS hinweisen können.
Die standardisierten Fragebögen bei der ADHS-Diagnose
Um das Bild abzurunden und auch um die Angaben der Eltern mit den Angaben anderer Eltern über ihre Kinder in Beziehung setzen zu können und die Intensität der Symptome besser beurteilen zu können, werden zusätzlich zum Elterninterview standardisierte Fragebögen ausgegeben. Hier werden die Eltern noch mal gebeten, die Verhaltensauffälligkeiten des Kindes in ihrer Intensität einzuschätzen. Es wird auch nach positivem Verhalten gefragt.
Darüber hinaus ist es erforderlich, dass ein standardisierter Fragebogen von einem Lehrer oder einem Erzieher bzw. einer Erzieherin ausgefüllt wird. Das ist wichtig, damit man als Diagnostiker einschätzen kann, ob sich das Problemverhalten in erster Linie oder sogar ausschließlich zuhause oder in der Schule zeigt. Ist dies der Fall, muss eine Exploration der Situation erfolgen, in der das problematische Verhalten hauptsächlich auftaucht.
Die Hospitation in der Schule oder in der Kita für die ADHS-Diagnose
Wenn das Problemverhalten beispielsweise ausschließlich in der Schule auftritt, ist eine Hospitation in der Klasse erforderlich. Bei der Beobachtung des Kindes in der Schulsituation können eventuell Gründe für das Problemverhalten klar werden, die in der Schulsituation liegen und nicht auf ADHS hinweisen.
Dies könnte zum Beispiel eine Über- oder Unterforderung durch den Schulstoff sein. Oder aber ein angespanntes Verhältnis zur Lehrerin bzw. zum Lehrer drückt sich im impulsiven und motorischen Verhalten aus. Ist dies der Fall, muss eine Lösung für das Kind gefunden werden, das ihm den Schulbesuch wieder ohne Spannung und Abwehr ermöglicht.
Neurologische Untersuchung und Intelligenz-Diagnostik
Zu einer fundierten Diagnose ADHS gehören zusätzlich eine neurologische Untersuchung und ein Intelligenz-Test. Viele Diagnostiker führen auch noch einen Konzentrations-Belastungstest durch, in dem ein genaues Profil der Aufmerksamkeitsspanne erstellt wird, die ein Kind über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten kann.
Erst wenn man die Angaben und Werte aus allen Diagnose-Instrumenten zusammen sieht, kann man eine ausreichend fundierte Diagnose erstellen. Auch sollten andere Ursachen und Erkrankungen, die zu einem ADHS-typischen Störungsbild führen, ausgeschlossen werden.
ADHS-Diagnose – was tun?
Wenn ein Kind von einem Fachmann eine ADHS-Diagnose erhält, geht es für die Eltern darum, die richtige Therapie für ihr Kind zu finden. Je nach dem wie stark die ADHS-Symptomatik ausgeprägt ist und welches Problemverhalten im Vordergrund der ADHS-Störung steht, bieten sich unterschiedliche Therapiekonzepte an. Neben Konzentrationstraining, sozialem Kompetenz-Training, Strategie-Training, Entspannungstraining, Ergotherapie und heilpädagogischen Maßnahmen gehört auch die Klassische Homöopathie zum multimodalen Therapie-Konzept bei ADHS.
Wichtig ist es auch für die Eltern, sich mit den Lehrern des Kindes über eine optimale Unterstützung in der Klasse auszutauschen. Die Wahl des Sitzplatzes, die Reaktion des Lehrers auf mögliches Fehlverhalten des Kindes und das Maß an Leistungsanforderungen sollten an die ADHS-Symptomatik angepasst werden. Viele Lehrer verfügen inzwischen über ausreichend Erfahrung im Umgang mit ADHS bei ihren Schülern, so dass die meisten Eltern auf eine gute Zusammenarbeit mit den Lehrern ihres Kindes hoffen dürfen.
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