ADHS-Diagnose: Neue Richtlinien für die Behandlung

Der GBA (Gemeinsame Bundesausschuss) hat neue Richtlinien für die Behandlung von ADHS herausgegeben. Neben den konkreten Richtlinien für eine Diagnose, die auf einer ausführlichen Diagnostik, anamnestischen Gesprächen mit den Eltern und Informationen aus der Schule oder der Kita des Kindes beruhen, gelten nun auch strengere Richtlinien für den Einsatz von Medikamenten bei Kindern mit ADHS.

Folgende Richtlinien für die Behandlung sind festgelegt worden:

  • Die Behandlung von ADHS muss ohne Medikamente beginnen
  • Methylphenidat (beispielsweise Ritalin) dürfen erst dann eingesetzt werden, wenn die nicht-medikamentöse Behandlung nicht erfolgreich ist
  • Methylphenidat darf nur dann innerhalb einer therapeutischen multimodalen Gesamtstrategie eingesetzt werden, wenn neben den pharmakologischen Maßnahmen auch psychologische, pädagogische und soziale Therapiekonzepte eingesetzt werden
  • die Behandlung muss unter Aufsicht eines Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern durchgeführt werden
  • der medikamentöse Einsatz ist besonders zu dokumentieren
  • mindestens einmal jährlich muss die medikamentöse Behandlung unterbrochen und neu beurteilt werden
  • die ADHS-Diagnose muss auf Kriterien der DSM-IV oder der ICD-10-Klassifikation beruhen

"Was alle Experten schon lange wissen und fordern, ist jetzt auch per Richtlinie festgelegt: ADHS-Kinder brauchen Spezialisten für Verhaltensstörungen, damit eine Behandlung erfolgreich ist", stellt Peter Lehndorfer, Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest.

Die Verschreibung von Methylphenidaten für Kinder, die ADHS-typische Symptome wie verminderte Konzentrationsfähigkeit, Impulsivität und Hyperaktivitat aufweisen, ist gängige Praxis geworden. Dies wird nun auch vom Gemeinsamen Bundesausschuss kritisch gesehen. Deshalb sollen die neuen Richtlinien diese ungünstige Entwicklung stoppen.

Dies ist meiner Meinung nach ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung. Ob die neuen Richtlinien wirklich dafür geeignet sind, den vorschnellen Einsatz von Methylphenidaten bei unruhigen, hyperaktiven Kindern zu stoppen, bleibt allerdings abzuwarten.