Abhängige Persönlichkeitsstörung – Wie gehen Sie damit richtig um?

In manchen Beziehungen fühlt sich ein Partner unter Druck gesetzt oder auch eingeengt, weil der andere "klammert", also wenig Freiraum gibt und fast alles gemeinsam machen möchte. Wie gehen Sie damit um, wenn Ihr Partner sich so verhält?

Hinter sehr klammerndem und im Übermaß anhänglichem Verhalten kann eine abhängige Persönlichkeitsstörung stecken. Hier bestimmen starke, nicht gerechtfertigte Trennungsängste das Verhalten des anderen und genau das kann für den Partner sehr belastend sein. Vertrauen und Freiraum scheint es in der Beziehung nicht mehr zu geben.

Was ist eine abhängige Persönlichkeitsstörung?

Die abhängige Persönlichkeit wird auch als dependenter Charakter bezeichnet und beschreibt ein Verhaltensmuster, das als unangemessene Unterordnung und Anhänglichkeit beschrieben werden kann. Die Betroffenen fühlen sich meistens hilflos oder meinen, weniger als andere wert zu sein bzw. nichts zu können. Daher lassen sie oft andere für sich entscheiden, geben schnell nach, haben eine übermäßige Angst vor dem Alleinsein oder davor, vom Partner verlassen zu werden.

Daher kommt das klammernde Verhalten, Betroffene sehen den Wunsch nach Autonomie und das Bedürfnis des Partners, auch einmal für sich zu sein und etwas allein zu unternehmen, als Zeichen einer Trennung. Sie reagieren dann schnell depressiv oder übertrieben ängstlich. Das kann für eine Partnerschaft sehr belastend sein, der andere kann sich „emotional erdrückt“ fühlen, was schließlich zu Unzufriedenheit und tatsächlichen Trennungswünschen führt.

Was können Sie als Partner tun?

Eine ausgeprägte abhängige Persönlichkeitsstörung sollte in einer Psychotherapie angegangen werden. Dennoch können Sie auch als Partner dazu beitragen, dass der andere weniger klammert. Dabei ist es zunächst wichtig, dass Sie aus dem gewohnten Muster ausbrechen. Wenn Ihr Partner Sie also vieles entscheiden lässt und sich da unselbstständig zeigt, dann erklären Sie ihm, wie er die Aufgaben auch alleine bewältigen kann und überlassen Sie ihm diese dann. Das kann sich auch auf Entscheidungssituationen beziehen.

Hat Ihnen Ihr Partner bisher immer zugestimmt, wenn es um die Wahl des Fernsehprogrammes oder Fragen nach Unternehmungen ging? Auch hier sollten Sie etwas verändern. Fragen Sie Ihren Partner, was dieser sich wünscht, was er beispielsweise im Kino sehen will. Erst danach äußern Sie dann Ihren Wunsch. Wenn Ihr Partner daraufhin gleich nachgibt und mit Ihnen das anschauen möchte, was Sie wollten, dann lassen Sie sich darauf nicht ein.

Die Situation ist ein gutes Beispiel dafür, dass es in einer Beziehung unterschiedliche Interessen geben kann und es beiden nicht gut tut, wenn einer der Partner immer nachgibt; manchmal sind auch getrennte Wege wichtig, so dass Sie in diesem Fall also jeder für sich den jeweils bevorzugten Film ansehen sollten. Dies können Sie auch auf andere Situationen in der Beziehung anwenden; teilen Sie Ihrem Partner mit, dass Sie ihn lieben und schätzen, lassen Sie sich aber dennoch nicht davon abbringen, auch einmal etwas allein zu unternehmen, um die Abhängigkeit des anderen nicht weiter zu verstärken.

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