5 Gründe, warum Vereinsvorsitzende Mangelware sind

In vielen Vereinen ist es so, dass es immer schwieriger wird, bei Neuwahlen einen Vorstand zu besetzen. Gerade bei der Wahl eines neuen Vorsitzenden werden die Klagen lauter und häufiger, dass kaum noch jemand bereit ist, die Leitung eines Vereins zu übernehmen. Das hat viele Ursachen. Hier die 5 wichtigsten Gründe.

Ein Horrorszenario: Es stehen Neuwahlen im Verein an und der bisherige Vorsitzende hat erklärt, dass er nicht mehr kandidieren wird. Trotz intensiver Bemühungen und wochenlanger Suche gelingt es nicht, eine geeignete Person zu finden, die den Vereinsvorsitz übernehmen will oder kann. Diese Situation ist keine Seltenheit mehr, denn vielerorts bröckelt das ehrenamtliche Engagement ab. Die Ursachen sind vielfältig.

1. Grund: Beruf und Familie gehen vor

Die Mitgliedschaft in einem Verein ist eine Sache, das Ehrenamt eine andere. Viele Leute wollen sich heute nicht mehr so stark an einen Verein binden wie vor 10 oder 20 Jahren. Sie zahlen ihren Mitgliedsbeitrag und nutzen die Angebote. Sie singen im Chor des Gesangvereins, musizieren im Musikverein, treiben Sport, bilden sich politisch oder kulturell weiter, spielen Schach oder sind im Fotoclub aktiv.

Dann gibt es noch die passiven Mitglieder, die einen Verein lediglich finanziell und ideell unterstützen. Warum sie nicht auch ein Ehrenamt in Form einer Vorstandstätigkeit übernehmen, beantworten sie häufig mit dem Satz: „Ich bin beruflich sehr angespannt, mache viele Überstunden und bin viel unterwegs. Da bleibt mir keine Zeit fürs Ehrenamt. Beruf und Familie gehen vor. 

2. Grund: Zu große Belastung

Der Vorsitz im Verein ist ein Amt, bei dem man repräsentierten und organisieren muss. Die erste Person an der Vereinsspitze muss Managementqualitäten vorweisen, die Mitglieder bei Laune halten, eine positive Außendarstellung des Vereins erreichen und Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Das ist für viele Menschen eine große Belastung. Deshalb lehnen sie einen Vereinsvorsitz ab.

3. Grund: Juristische Fallstricke

Das aktuelle Vereinsrecht ist für viele Vereinsmitglieder ein Grund, sich nicht für einen Vorstandsposten zu bewerben, geschweige denn, als Vorsitzender zu kandidieren. Die Gefahr, wegen Fehlentwicklungen finanzieller Art die Konsequenzen zu tragen, schreckt Vereinsmitglieder ab, eine Führungsposition zu übernehmen. Folgendes ist auf der Homepage des Bundesjustizministeriums zum Thema „juristische Person“ nachzulesen:

„Der Vorstand ist das Vertretungsorgan des Vereins. Er vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich. Besteht der Vorstand nur aus einer Person, so ist das Vorstandsmitglied zur Einzelvertretung des Vereins berechtigt. Wenn der Vorstand aus mehreren Personen besteht und die Satzung keine Regelung über die Art der Vertretung trifft, ist umstritten, welche Vertretungsregelung gilt. Nach einer Auffassung wird der Verein wirksam durch eine Mehrheit der Vorstandsmitglieder vertreten. Nach einer anderen Auffassung können nur alle Vorstandsmitglieder zusammen den Verein wirksam vertreten. …Wenn der Vorstand aus mehreren Personen besteht, ist man also gut beraten, die Vertretungsmacht der einzelnen Vorstandsmitglieder eindeutig in der Satzung zu regeln.“

Wer so etwas liest, bekommt schon allein bei den Formulierungen Herzrasen und Schweißausbrüche. Ein weiterer Grund, warum Vereinsvorsitzende zur aussterbenden Spezies zählen.

4. Grund: „Ich kann nicht gut reden“

Klar, es ist ein großer Vorteil, wenn ein Vereinsvorsitzender gute rhetorische Fähigkeiten besitzt, kommunikativ ist und selbstbewusst auftritt. Wenn das Argument kommt: „Ich kann nicht gut reden“, dann ist das der vierte Grund, warum Vereinsvorsitzende Mangelware sind, vor allem, wenn die Stellvertreter auch keine begnadeten Redner sind.

5. Grund: Mangelnde Internetaffinität

Wer heutzutage keinen Computer besitzt, nicht mit E-Mail und Internet umgehen kann, hat es als Vereinsvorsitzender schwer, schon gar, wenn alle anderen Vorstandsmitglieder nicht mit elektronischen Medien umgehen können. Die Vereinskorrespondenz wird heute per E-Mail erledigt und schnell mal über die Datenautobahn gejagt. Wer hier noch nicht einmal über die Grundkenntnisse verfügt, hat wirklich einen guten Grund, „Nein“ zum Vereinsvorsitz zu sagen.

Bildnachweis: Robert Kneschke / stock.adobe.com