Unser Verhältnis zu Viren und Bakterien ist schwierig. Während viele körpereigene Bakterien notwendig sind und ihr Mangel sogar Probleme auslösen kann, ist die Einstellung zu Viren schon eindeutiger: Bloß weg damit! Während Vorsicht angemessen ist, ist es aber auch wichtig, eine gute Balance zu finden.
Früher galt „Dreck reinigt den Magen“ und tatsächlich gibt es die Theorie, dass übermäßiges Desinfizieren erst für Allergien sorgt. Das Immunsystem sei unterbeschäftigt und verbeiße sich in an sich harmlose Stoffe. Daher die Welle an Allergien, die Allergie ist laut dieser Theorie also eine Zivilisationskrankheit.
Andererseits zeigt die Diskussion um multiresistente Keime, dass gründliches Hände waschen und desinfizieren notwendig ist. Dabei gibt es aber einiges zu beachten, zum Beispiel gilt es zu verhindern, dass die Hautbarriere durch zu häufiges Waschen geschädigt wird.
Wie oft und wann sollten die Hände gewaschen werden?
Wann die Hände gewaschen werden sollten, lernt man eigentlich schon als Kind. Nach jedem Toilettenbesuch, immer wenn man von draußen in die Wohnung kommt, vor der Essenszubereitung (und eventuell zwischendurch), nach Kontakt mit Kranken und nach dem Husten oder Niesen. Um zum Beispiel unterwegs nicht unnötig Keime zu verteilen, ist es sinnvoll, in die Armbeuge anstatt in die Hand zu niesen.
Viele Erwachsene vergessen den schönen Spruch „Nach dem Klo und vor dem Essen – Händewaschen nicht vergessen“ jedoch anscheinend wieder. Nur 64 % der Frauen und 32 % der Männer waschen sich nach dem Klobesuch die Hände.
Während das gründliche Waschen mit Wasser und Seife meistens reicht, ist es extrem wichtig, bei einem Krankenhausbesuch die dort aufgestellten Desinfektionsmittelspender zu benutzen. Denn weder sollten Keime mit in das Krankenhaus gebracht werden, noch welche mit nachhause genommen werden.
Denn während viele Menschen die Gefahr von Keimen überschätzen, wird sie in Krankenhäusern unterschätzt. Etwa auf öffentlichen Toiletten mögen sich zwar Keime finden, diese haben aber keinen Weg, in unseren Körper einzudringen. Anders sieht das in Krankenhäusern aus, wo intubiert und operiert wird und Keime über Wunden oder Zugänge leichtes Spiel haben, in den Körper zu gelangen.
So waschen Sie Ihre Hände hautfreundlich
- Wer häufig Hände waschen muss oder möchte, sollte auf die Seifenart achten. Abzuraten ist von normaler Kernseife, diese ist alkalisch, also zu sauer und greift den Säureschutzmantel der Haut an. In öffentlichen Räumen bildet sich zudem auch oft eine Keimschicht auf fester Seife. Viel besser sind Seifen mit neutralem pH-Wert. Die meisten dieser Produkte sind auch gleichzeitig rückfettend.
- Wer dennoch trockene Hände hat, kann sich Handcreme neben das Waschbecken stellen. So vergisst man auch das Eincremen nicht.
Wem normale Seife zu langweilig ist, der kann auch zu spezifischen Seifen greifen. So gibt es Küchenseife, die unangenehmen Gerüchen an den Händen entgegenwirken soll oder Arztseife, die mit Silberionen Bakterien bekämpft.
- Wichtig ist, die Hände mit lauwarmem Wasser zu waschen und mindestens dreißig Sekunden lang gründlich einzuschäumen. Auch das Handtuch sollte einmal wöchentlich ausgetauscht und bei sechzig Grad gewaschen werden. In der Öffentlichkeit sind Papierhandtücher hygienischer als elektrische Handtrockner, da sie die noch im Wasser befindlichen Keime besser aufnehmen.
Hier lauern Keime!
Wichtig ist, richtig Hände zu waschen.
- Armbanduhren oder Armbänder sind dabei genauso im Weg wie Ringe. Unter beidem sammelt sich höchstens Feuchtigkeit, die ein Bakterienwachstum begünstigt. Wer wirklich gründlich Hände waschen möchte, sollte Schmuck also ablegen.
- Aber auch Nagellack kann Bakterien ein Zuhause geben. Unter dem Lack können sich Keime ansammeln. Im Alltag ist das kein Problem, da genügt gründliches Händewaschen auch mit Nagellack. Problematischer ist es im Krankenhaus, da sollte auf Nagellack verzichtet werden.
Generell muss aber gesagt werden, dass viele Experten Desinfektionsmittel im Alltag für sinnlos halten. Sinnvoll sind sie in einer bakterienreichen Umgebung ohne die Möglichkeit, gründlich Hände zu waschen oder etwa in Krankenhäusern. Aber auch, wer häufigen Kontakt mit einem Kranken, etwa einem Familienmitglied hat, sollte sich in der Apotheke beraten lassen, anstatt im Geschäft ein Desinfektionsmittel zu kaufen. Denn bei einem spezifischen Keimstamm, sollte das Desinfektionsmittel darauf abgestimmt sein.
Alles in allem kann man also feststellen, dass gründliches Händewaschen ausreicht und die meisten Befürchtungen übertrieben sind. Andererseits gilt es, tatsächliche Risiken wie multiresistente Keime konsequenter durch Desinfektionen und richtiges Händewaschen zu bekämpfen.
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