Wie Sie Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen vermeiden

Ein großes Tabuthema in der Pflege ist Gewalt gegen den Erkrankten. Die Gründe für Aggressionen gegen ein pflegebedürftiges Familienmitglied sind verschieden und letztendlich ein Zeichen von Hilflosigkeit. Sprechen Sie darüber und lassen Sie sich helfen!

Wenn die Nächte kurz und unruhig sind, weil der Pflegebedürftige Ihre Hilfe braucht oder einfach wach ist und umherwandert, ist der Schlaf für Sie als pflegende Angehörige wenig erholsam. Müde und gereizt startet man in den Tag, der jedoch viel Geduld, Kraft und Aufmerksamkeit fordert. Einige Pflegebedürftige beanspruchen ihre Angehörigen so stark, dass diese kaum eine Pause haben. Je nach Persönlichkeit jammern, nörgeln und reizen sie einen bis aufs Blut.

Gewalt gegen Pflegebedürftige hat viele Gesichter

Schreien, Schimpfen, Schubsen, Schlagen oder Vernachlässigen – das sind die Reaktionen erschöpfter pflegender Angehöriger, die über ihre Grenzen beansprucht werden. Erkennen Sie sich darin wieder? Auch wenn es Ihnen peinlich ist: Sprechen Sie darüber! Nur so können Sie einen Rat bekommen, wie Sie Ihre persönliche Pflegesituation zu Hause wieder in den Griff bekommen. Ansprechpartner sind Pflegestützpunkte, Pflegedienste, Ärzte und Telefonseelsorge. An Werktagen können Sie auch die Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter über ein Notruftelefon anrufen und sich aussprechen. Auch in Selbsthilfegruppen finden Sie Hilfe und Verständnis.

Gewalt gegen Pflegebedürftige: Nehmen Sie Hilfe an

Sobald Sie den ersten Schritt getan haben und über Ihre Aggressionen gesprochen haben, können Sie gemeinsam mit Ihrem Gesprächspartner überlegen, wie Sie die Pflegesituation ändern können, sodass Sie nicht länger überlastet sind. Vielleicht wissen Sie gar nicht, welche Pflegeangebote zur Verfügung stehen? Haben Sie diese bereits ausgeschöpft? Lassen Sie sich unterstützen, wo immer es möglich ist, damit Sie wieder durchatmen können. Beispiel: Sie können Ihren pflegebedürftigen Angehörigen in die Nachtpflege geben, wenn er Sie am Schlafen hindert. Dies kommt besonders häufig bei Demenzkranken vor.

Gewalt vermeiden: Manchmal muss man die Pflege abgeben

Wenn Sie trotz maximaler Hilfe für die Pflege daheim keine ruhige Minute für sich finden, sollten Sie daran denken, die Pflege an eine Einrichtung abzugeben. Dies kann vor allem dann angebracht sein, wenn Ihr Verhältnis zum Pflegebedürftigen grundsätzlich getrübt ist und es schon immer war. Wenn Sie nicht miteinander zurechtkommen oder sich sogar ständig streiten, macht eine Pflege zu Hause keinen Sinn. Bevor sich Ihre Wut oder Ihr Ärger weiterhin verselbstständigt, ziehen Sie die Konsequenzen und lehnen Sie die Pflege ab. Das mag hart klingen, ist aber immer noch besser, als wenn Sie sich gegenseitig aufreiben und verletzen.

Informieren Sie sich, welche Möglichkeiten der Entlastung Sie seit Anfang des Jahres 2015 haben.