Bin ich für die Pflege meines Angehörigen geeignet?

Tritt ein Pflegefall in Ihrer Familie ein, haben Sie sicher viele Fragen zum Ablauf der Pflege, wenn sie daheim stattfinden soll. Ein wichtiger Aspekt, den Sie ausführlich überdenken sollten, ist, ob Sie sich selbst in der Lage fühlen, Ihren Angehörigen zu Hause zu pflegen. Wenn nicht, müssen Sie mit dem Pflegebedürftigen gemeinsam über Alternativen nachdenken.

„Bin ich überhaupt geeignet, meinen Angehörigen daheim zu pflegen?“, fragen sich wahrscheinlich viele Betroffene zu Beginn einer Pflegesituation. Wenn nicht, sollten Sie diesen Aspekt unbedingt überdenken, um sich bewusst zu machen, was Pflege eigentlich beinhaltet. Solange sie sich auf einfache Handreichungen beschränkt, weil der Pflegebedürftige noch viele Vorgänge selbst durchführen kann, ist sie für die meisten kein Problem.

Geht es jedoch darum, jemanden zu waschen und ihn nach dem Stuhlgang zu säubern, entstehen schon eher Hemmungen oder Abneigungen, selbst wenn es sich um den geliebten Partner handelt. Sicher kann Ihnen hier ein Pflegedienst viele Tätigkeiten abnehmen, aber da die Mitarbeiter nicht den ganzen Tag zur Verfügung stehen, werden Sie wenigstens öfter beim Toilettengang helfen müssen. Wenn Sie sich die Pflege mit mehreren Familienmitgliedern teilen, sodass jeder einige Aufgaben übernehmen kann, wäre dies bereits ein großer Vorteil.

Veränderungen in der Beziehung durch die Pflegesituation

Eine weitere Veränderung, die auf Sie zukommt, findet in der Partnerschaft oder dem Verhältnis zum Angehörigen statt. Der Pflegebedürftige verliert einen mehr oder weniger großen Teil seiner Unabhängigkeit und ist auf Sie angewiesen. Dies zu akzeptieren, fällt nicht jedem leicht. Daraus können Aggressionen oder Depressionen entstehen, für die der Pflegebedürftige Ihnen die Schuld geben könnte.

Wenn Sie sich um Ihre Eltern kümmern und sie pflegen möchten, informieren Sie sich in dem Ratgeber: Eltern unterstützen, pflegen, versorgen

Pflegen Sie ein Elternteil, kehrt sich das Verhältnis ebenfalls um. Während sich Vater und Mutter früher um Sie gekümmert haben, sind Sie nun als Kind für die Eltern verantwortlich. Nicht jeder ältere Mensch kommt mit diesem Rollentausch zurecht, somit können auch hier Konflikte entstehen. Die Folge wäre, dass Ihr Einsatz als Pflegeperson nicht anerkannt würde, was bei Ihnen Frustrationen auslösen könnte. Überlegen Sie sich, ob solche Situationen auf Sie zutreffen und ob Sie diesen Konflikt lösen könnten oder eher nicht.

Besprechen Sie weitere Pflegemöglichkeiten mit Ihrem Angehörigen

Wenn Sie sich trotz Unterstützung nicht zutrauen, Ihren Angehörigen zu pflegen, sollten Sie dazu stehen. Quälen Sie sich durch den Pflegealltag, wird sich schnell eine schlechte Stimmung zwischen Ihnen und dem Pflegebedürftigen entwickeln. Auch wenn Sie selbst chronisch krank sind, wird die Pflege zu einer zu großen Belastung. Besprechen Sie in einem solchen Fall, welche Möglichkeiten der Versorgung sonst in Frage kommen, mit denen Sie beide zufrieden sind.

Bereiten Sie sich auf die Pflege vor

Entschließen Sie sich für die Pflege zu Hause, sollten Sie auf jeden Fall einen Pflegekurs besuchen. Dort üben Sie nicht nur die notwendigen Pflegevorgänge ein, sondern bekommen auch viele Tipps, wie Sie schwierige Situationen leichter handhaben können. Auch die Mitarbeiter der Pflegedienste können Ihnen viele hilfreiche Hinweise geben, wie Sie den Pflegebedürftigen möglichst kräfteschonend bewegen. Bei Anträgen für verschiedene Pflegeleistungen bekommen Sie ebenfalls eine Beratung.

Unterstützung für die Pflege zu Hause

Wenn Sie sich für die Pflege zu Hause entscheiden, müssen Sie diese nicht allein durchführen. Zusätzlich zum ambulanten Pflegedienst können ehrenamtliche Helfer Sie entlasten, falls kein weiteres Familienmitglied, Nachbarn oder Freunde die Betreuung übernehmen oder Besorgungen machen können. Um professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen zu können, muss Ihr Angehöriger in einer Pflegestufe sein. Lesen Sie, wer wann in welche Pflegestufe kommt.

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