Sturzprävention – Stürze von älteren Menschen vermeiden

Sturzprävention ist eine multiprofessionelle Aufgabe des Pflegers. Durch den Einsatz von Hilfsmitteln, die Beachtung grundlegender Prinzipien und gezielte Trainings kann die Häufigkeit und Schwere der Folgen von Stürzen verringert werden. Mit den folgenden Tipps werden Stürze im Alter ab sofort vermieden.

Sturzprävention ist Aufgabe verschiedener Professionen
Hierbei sind neben der Pflege auch Mediziner und Therapeuten ebenso herausgefordert wie Betreuungskräfte. In der Pflege liegt das Hauptaugenmerk zunächst darauf, das Risiko zu identifizieren, in einem nächsten Schritt im Rahmen der extrinsischen (extrinsisch = von außen her bedingt) Risikofaktoren zu beraten und Maßnahmen zur Sturzprävention in die Wege zu leiten.

Dabei ist Sturzprophylaxe als Bestandteil der Prävention immer auch Fraktur- bzw. Verletzungsprophylaxe. Nur zehn Prozent der Stürze sind extrinsisch bedingt. Hier greifen insbesondere Maßnahmen der Umfeldgestaltung, der Wohnraumanpassung, des barrierefreien Zugangs und des gezielten Hilfsmitteleinsatzes zum Beispiel mit Rollatoren.

Zehn Prozent der Stürze beruhen auf Synkopen bzw. Ohnmachtsanfällen oder Schwindel. Ist die Ursache für diese mögliche Ursache von Stürzen bekannt, müssen Mediziner und Pflege insbesondere hinsichtlich Arzneimittelgabe und Krankenbeobachtung gut zusammenarbeiten. Bei den ganz normalen Alltagsaktivitäten geschehen die meisten Stürze. Also sollte auch genau dort die besondere Aufmerksamkeit der Pflegekräfte liegen.

  • Bei Funktionseinbußen in Folge von Erkrankungen ist die gute Zusammenarbeit mit Ergotherapeuten und Physiotherapeuten sehr wichtig. Die entsprechenden Handlings sollten besonders bei Schlaganfallpatienten nicht voneinander abweichen.
  • Seh- und Hörbeeinträchtigungen müssen erkannt und wenn möglich kompensiert werden.
  • Besonders oft treten Stürze in Zusammenhang mit Toilettengängen und/oder Inkontinenz auf. Entsprechend gilt es, das Kontinenzprofil des Betroffenen zu ermitteln und daraus die geeigneten Maßnahmen abzuleiten.
  • Stürze in der Vorgeschichte der Patienten führen bekanntermaßen leicht zu Angst vor Stürzen, was die intrinsischen Risikofaktoren noch weiter befeuern kann. Diesen Teufelskreis gilt es unbedingt zu unterbrechen.

Stürze gehören zum normalen Lebensrisiko
Stürze sind nicht hundertprozentig zu vermeiden! Insofern bedeutet Sturzprophylaxe immer auch Frakturprophylaxe. Wenn schon stürzen, dann nicht mit so schwerwiegenden Folgen. Zwar muss bei bekanntem Sturzrisiko alles unternommen werden, um das Risiko zu verringern. Aber wie können Stürze verhindert werden?

Auf keinen Fall durch Überbehütung oder Bewegungsvermeidung. Nur sitzen oder liegen, um die Sturzgefahr zu verhindern, bewirkt genau das Gegenteil. Beeinträchtigung der Kognition und Stimmung (Demenz, Depression) können die Folge sein. Jegliche Form der Bewegungseinschränkung sollte unbedingt vermieden werden oder bedarf zudem der richterlichen Genehmigung.

Folgende Prinzipien und Programme haben sich bewährt:

  1. Gezielte krankengymnastische Programme zur Stärkung von Kraft und Balance mit Erhalt der Muskelmasse: Teilweise werden solche Programme von den Krankenkassen gefördert.
  2. Schulung und Motivation zum Gebrauch von Hilfsmitteln aller Art: Hier ergeben sich oft Widerstände von Seiten der Betroffenen. Dennoch muss beraten werden und diese Beratungstätigkeit sollten Pflegende dokumentieren!
  3. Einsatz von Hilfsmitteln besonders gefährdeter Körperpartien z.B. Hüftprotektoren: Auch hier ist die Bereitschaft oft nicht vorhanden. Allerdings hat sich der Tragekomfort der entsprechenden Hilfsmittel in den letzten Jahren deutlich verbessert.
  4. Spiele jeder Art, bei denen Kraft und Gleichgewichtssinn ein wenig herausgefordert werden: Neben dem Sitztanz sei hier besonders der Einsatz von Spielkonsolen (z.B.: Wii) empfohlen! Viele Heime machen damit gute Erfahrungen und diese Form der spielerischen Anwendung kann gut durch Betreuungskräfte nach § 87 b SGB XI erfolgen.
  5. Mobilisation als Teil des Pflegekonzepts: Dies erscheint als die wichtigste Empfehlung. Jeder Transfer und jede Begleitung aus dem Zimmer in andere Bereiche der Einrichtung ist ein Beitrag zur Sturzprophylaxe.
  6. Viel Bewegung an frischer Luft: Sonnenlicht dient dabei nicht allein der Stimmungsaufhellung, sondern ist ebenfalls gut für die Knochenstruktur.
  7. Eine Ernährung, die insbesondere dafür sorgt, dass die Knochendichte verbessert (Osteoporoseprophylaxe) wird. Ein mäßiges Übergewicht gilt gemeinhin ebenfalls als gewisser Knochenschutz.