Sturzprophylaxe: Senken Sie die Sturzhäufigkeit im Pflegeheim

Stürze gehören gerade bei alten Menschen zum normalen Lebensrisiko und sind nicht vollkommen zu vermeiden. Welche Empfehlungen lassen sich aus der Analyse der Häufigkeit, der Orte und Zeiträume von Stürzen im Pflegeheim ableiten? Mit diesen Empfehlungen wird Stürzen vorgebeugt und das Verletzungsrisiko minimiert.

"Ein Sturz ist jedes Ereignis, in dessen Folge eine Person unbeabsichtigt auf dem Boden oder auf einer tieferen Ebene zu liegen kommt." So lautet die Definition des Expertenstandards Sturzprophylaxe.

Wie häufig stürzen alte Menschen?
Ein Drittel der Menschen über 65 Jahre und etwa die Hälfte der Menschen über 90 Jahre stürzt mindestens einmal pro Jahr. Einer von 40 Stürzen führt zur Krankenhauseinweisung oder zum Arztkontakt. Bei mindestens fünf Prozent aller Stürze kommt es zu Frakturen.

Errechnung der Sturzquote
Während in der Altersklasse von 65 bis 75 Jahren etwa 16 Prozent der Krankenhauseinweisungen einen Oberschenkelhalsbruch erleiden, sind es bei den über 75-Jährigen schon über 71 Prozent mit dieser Diagnoseklasse. Die Folgeschäden eines Sturzes nehmen also mit zunehmendem Alter dramatisch zu.

Für eine Einrichtung mit 80 Pflegeplätzen ist von einer Sturzanzahl von ca. 200 Stürzen im Jahr auszugehen. In den Pflegeheimen geht man von einer Sturzquote von etwa sieben Prozent aus. Die Quote errechnet sich folgendermaßen:

Anzahl der Stürze / Belegungstage * 1000

Entsprechend könnte man die sieben Prozent zu einer Kennzahlbildung heranziehen. 200/30000*1000 = 6,7% (entspricht 0,96 von 1,00). Eine Abweichung nach oben würde Handlungsbedarf signalisieren. Bleibt die Quote unter sieben Prozent, ist das ein positives Zeichen. Voraussetzung dafür wäre aber eine exakte und vollständige Erhebung mittels Sturzprotokoll.

Wo wird gestürzt?
Schaut man sich genauer an, wo Bewohner in Pflegeheimen stürzen, dann fällt auf, dass sie in den allermeisten Fällen im eigenen Zimmer oder dem eigenen Bad stürzen. Sehr viel seltener stürzen sie auf Fluren oder im Wohn- und Essbereich. Das legt den Schluss nahe, dass dann weniger Stürze passieren, wenn die Bewohner im direkten Aufsichtsbereich von Pflegenden stehen.

Wann stürzen Menschen im Pflegeheim?
Ergebnisse einer Auswertung:

  • Überproportional viele Stürze geschehen während der Nacht und zur mittäglichen Übergabezeit bei dem alleinigen Transfer ohne Begleitung aus dem Bett heraus.
  • Je geringer die Besetzung des Pflegepersonals, desto höher das Risiko eines Sturzes.
  • Kurz vor oder zu Beginn der Morgenpflege wird vermehrt gestürzt.
  • Die geringste Sturzhäufigkeit liegt zu den Mahlzeiten, in den Morgenstunden zwischen 7:30 Uhr und 09:30 Uhr sowie in den Abendstunden zwischen 20:30 Uhr und 22:30 Uhr.
  • Die höchste Anzahl der Stürze wird um 14:30 Uhr herum festgestellt.

Empfehlungen zur Sturzprophylaxe in Pflegeheimen

  1. Alte Menschen vergessen sehr leicht, dass sie nach Hilfe "klingeln" können oder sie wollen "nicht zur Last fallen". Das könnte leicht durch eine sogenannte Kontaktmatte kompensiert werden, die den "lästigen oder vergessenen Klingelruf" ersetzt. So kommen in der Nacht oder in der frühen Nachmittagszeit die "Kontakte" der Bewohner zur Rufanlage des Pflegepersonals. Verschiedene Firmen bieten hier Lösungen an.
  2. Die Protokollierung und Erfassung jedes Sturzes sollte Standard sein und in eine aussagekräftige Statistik einfließen, die Aussagen über Veränderungen hinsichtlich Sturzhäufigkeit und die Zeitpunkte und Orte der Stürze ermöglicht, um daraus gezielte Maßnahmen ableiten zu können.