Pflegetheorie: Der systemische Ansatz von Roy

Die Pflegetheorie von Callista Roy beruht auf folgenden zentralen Fragen: Wo ist der Fokus der Pflege? Was ist das Ziel pflegerischer Fürsorge?

Roy stellt in ihrer Pflegetheorie den Menschen in den Mittelpunkt eines komplexen Systems und geht mit dieser Denkrichtung im Gegensatz zu allen anderen vorher genannten Vertreterinnen von der individuell geprägten Sichtweise der Verbindung von Individuum und Umwelt aus.

Pflegetheorie von Roy: Reizarten
Diese wirkt permanent auf den Menschen durch unterschiedliche Reize (Stimuli) ein. Sie unterscheidet

  • fokale Reize
  • kontextuelle Reize
  • residuale Reize

Temperaturänderungen beispielsweise werden durch die Person wahrgenommen. Der Mensch bemerkt in der Regel sofort, ob es ungewöhnlich heiß oder kalt ist. Roy benennt dies als fokalen Reiz, da sie die Person sofort treffen.

Stimuli, die diesen fokalen Reiz verstärken, werden als kontextueller Reiz definiert. Hierbei handelt es sich beispielsweise zudem neben der oben genannten Hitze um hohe Luftfeuchtigkeit.

Residuale Reize schließlich basieren auf Vorerfahrungen, die in der Regel einen starken Einfluss auf den Menschen haben. Überzeugungen, Einstellungen, Gewohnheiten und Charaktereigenschaften spielen dabei eine große Rolle. So kann Angst vor unangenehmen Temperaturen die Anpassung an die Umwelt für den Menschen erheblich erschweren.

Pflegetheorie von Roy: Wechselspiel der unterschiedlichen Reizarten
Roy beschreibt nun das Wechselspiel der unterschiedlichen Reizarten, die bei der Pflege einwirken. So ist eine Verletzung ein fokaler Reiz, der Schmerz auslöst. Eine ungünstige Lagerung (kontextueller Reiz) führt nun zur Verstärkung der Schmerzen. In wie weit der Mensch die Situation bewältigt, hängt erheblich vom residualen Reiz – Schmerzerfahrungen und Umgang ab (Zähne zusammenbeißen).

Nach Roy besitzt jeder Mensch eine bestimmte Bandbreite, innerhalb derer Anpassung an die Umwelt möglich ist. Trifft der Reiz auf einen Punkt innerhalb dieser von Roy beschriebenen "Anpassungsebene", so sind positive Reaktionen möglich. Ist dies nicht der Fall, so wird pflegerische Hilfe benötigt.

Pflegetheorie von Roy: Anpassungsmechanismen
Der Mensch besitzt nun unterschiedliche Anpassungsmechanismen. Zum einen den Regulationsmechanismus, um Reflexe hervorzurufen. Zum anderen der Erkennungsmechanismus, der Erfahrungen speichert und mit ähnlichen Situationen verbindet.

Nach der Pflegetheorie von Roy geschieht Anpassung im Rahmen von vier möglichen Modifikationen. Die psychologischen Möglichkeiten einer Person regulieren die physischen Bedürfnisse (Kreislauf etc.).

Psychische Integrität vollzieht sich auf Basis des individuellen Selbstkonzeptes. Das Rollenverhalten setzt voraus, das der Mensch weiß, was von ihm erwartet wird.

Die Interpendenz schließlich basiert auf dem Gleichgewicht zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit mit der Umwelt. Nach Roy bilden die beiden letzt genannten Modifikationen die entscheidenden Faktoren zur sozialen Integrität eines Menschen. Ziel der Pflege ist es nun, entstehende Anpassungsprobleme zu lösen.