Pflegeprozessplanung vom Kopf auf die Füße stellen

Viele examinierte Pflegkräfte erleben den Ablauf im Hinblick auf die Erstellung einer Pflegeplanung als zeitaufwändig, undurchsichtig und wenig zielführend. Die Orientierung an rein schulischen, pädagogisch motivierten Formen der Pflegeplanung erweist sich zunehmend als Irrweg. Einen Weg, wie man den theorie- und kopflastigen Vorgang auf die Füße stellen könnte, zeigt dieser Beitrag.

Pflegeprozessplanung mit weniger Aufwand

Basierend auf dem AEDL-Strukturmodell nach Krohwinkel werden heute immer noch viele auch EDV-gestützte Pflegeprozessplanungen mit hohem Aufwand geschrieben. Dabei weist sogar die MDS-Stellungnahme auf Alternativen hin. Nun gibt es keinerlei Gesetz, das den Pflegeeinrichtungen vorschreibt, wie sie Pflegeplanung durchführen sollen.

Hier muss neues Terrain betreten werden. Immer häufiger entziehen sich Praktiker des Pflegebetriebs dem Dogma Pflegeprozessplanung, wie sie immer noch an den Alten- und Krankenpflegeschulen gelehrt wird. Es gilt den Prozess wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, damit er endlich laufen kann.

Im Sinne des Problemlösungsprozesses wird in den Schulen eine stark theorie- und kopflastige Pflegedokumentation gelehrt, die dann in der späteren Praxis des Pflegealltags wenig hilfreich ist, ja sogar behindernd sein kann, wenn es um die Gestaltung ökonomischer, bewohnerorientierter und effizienter Arbeitsabläufe geht.

Maßnahmenentscheidungen professionell begründen können

Eine erfahrene Pflegefachkraft erfasst sehr schnell, was nach in Augenscheinnahme des Bewohners zu tun ist; sie spult intuitiv und ohne lange zu überlegen, automatisch gelerntes Wissensrepertoire ab. Am Ende steht ein Maßnahmenkatalog, der abgearbeitet und auf seine Stimmigkeit hin überprüft wird.

Sie erkennt Gefahren, Risiken und Hilfebedarf, aber auch vorhandene Ressourcen, ohne dabei sofort und im Einzelnen den Begründungszusammenhang detailliert darlegen zu können. Gleichwohl muss sie ihre Arbeit evaluieren und vor anderen professionell rechtfertigen können.

So erscheint es im Hinblick auf die Praxis erfahrener Pflegekräfte empfehlenswert, die Pflegeplanung quasi von hinten aufzurollen. Ähnlich wie bei den Medizinern können also auf der Basis von Fachwissen, Erfahrung und Intuition Pflege-Diagnosen gestellt werden.

Kein Mediziner sucht nach Problemen, um dann Ziele zu formulieren; er stellt Diagnosen, deren Richtigkeit sich im weiteren Verlauf der Behandlung durch Überprüfung und Reflexion bestätigen oder falsifizieren. Warum sollte das in der Pflege grundsätzlich anders sein?

Eine zentrale Rolle in diesem Reflektionsprozess können Pflegevisite und Fallbesprechung spielen. Die pflegerischen Leistungspakete lassen sich in folgende Bereiche unterteilen:

  1. Behandlungspflege (Ärztliche Anordnungen, Verbände)
  2. Hilfeleistungen (Übernahme von Pflege bei Defiziten)
  3. Prophylaxen (Vorbeugende Pflegemaßnahmen aufgrund von Gefahren- und Risikoeinschätzungen)
  4. Umgangsempfehlungen und soziale und Betreuungs-Leistungen (z. B. zur Verbesserung des Wohlbefindens und zur Schaffung von Kongruenz)
  5. Überprüfungsleistungen (z. B. RR-Kontrolle, Wiegen, etc.)