Orientierungsstörungen erfassen – Abwehr der Patienten vermeiden

Die Erfassung von Orientierungsstörungen ist oftmals Teil eines Screenings, um kognitive Einschränkungen oder eine Demenz feststellen zu können. Dennoch fühlen sich Patienten beim Erfragen der Informationen häufig unwohl und empfinden die Situation als Test. Sie reagieren daher manchmal mit Abwehr oder verweigern Antworten. Was können Sie tun, um negative Reaktionen zu vermeiden?

Viele Patienten reagieren auf Tests der kognitiven Leistungsfähigkeit eher ablehnend. Sie empfinden die Abfrage von Inhalten als unangenehm und haben den Eindruck, dass der Untersucher ihnen deswegen Fragen nach Ort oder Zeit stellt, weil er annimmt, dass sie diese nicht beantworten können oder er sie für dement hält.

Manche Patienten reagieren hier auch schnell sehr angespannt oder verweigern es generell, Antworten zu geben. Sie können diese Abfrage zur notwendigen Einschätzung der Orientierungsfähigkeit jedoch weniger formal und daher angenehmer für die Patienten gestalten.

Fragen zur Orientierung mit anderen Erhebungen verbinden

Eine gute Möglichkeit, die Fragen zur Orientierung ohne das Schaffen einer für den Patienten unangenehmen Testsituation zu stellen, ist die Kombination mit anderen Erhebungsverfahren. So können Sie den Patienten etwa bitten, im Aufnahmeformular bzw. dem Behandlungsvertrag den vollen Namen zu notieren, dazu das Geburtsdatum und den heutigen Wochentag bzw. das heutige Datum.

Anhand der Einträge können Sie prüfen, ob Anzeichen einer zeitlichen Orientierungsstörung (etwa wenn ein vollkommen falsches Datum eingetragen wurde) oder Probleme beim Erinnern persönlicher Informationen vorhanden sind. Analog können Sie den Patienten auch bitten, Ihnen den vollen Namen und das Geburtsdatum sowie einige Informationen zur Krankengeschichte für die entsprechenden Unterlagen zu nennen. Auch damit vermeiden Sie den Eindruck, Ihr Gegenüber prüfen zu wollen und wirken an den Angaben aufgrund ihres Inhalts interessiert.

Testungen dem Patienten erklären

Gerade Patienten, die kaum kognitive Einschränkungen haben, fühlen sich bei Testungen der geistigen Leistungsfähigkeit durch die Fragen teils unterfordert oder haben den Eindruck, der Untersucher wolle ihnen eine Demenz unterstellen. Daher ist es sinnvoll, den Hintergrund der Testungen zu erklären.

Dabei sollten Sie hervorheben, dass es sich um eine Standarduntersuchung handelt, die alle Patienten einer Station absolvieren müssen. Alternativ können Sie die Erhebungen auch als Übung umdeuten und dem Patienten erklären, dass zum Aufenthalt auf der Station für alle Patienten ein Training für das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit dazugehört.

Orientierungsstörungen erfassen: Erhöhen Sie den Schwierigkeitsgrad

Wenn Sie während der Testung merken, dass zahlreiche einfache Fragen vom betreffenden Patienten problemlos beantwortet werden können, dann kann es zudem sinnvoll sein, weitere Fragen auf diesem Niveau nicht zu stellen, sondern stattdessen schwierigere Sachverhalte zu erheben.

Kann ein Patient beispielsweise Aspekte der zeitlichen Orientierung (z.B. Datum, Wochentag) fehlerfrei nennen, dann sollten Sie etwa bei der örtlichen Orientierung nicht nach sehr simplen Bereichen, wie der Stadt oder dem Bundesland, fragen, sondern mit etwas Schwierigem beginnen (z.B. Wissen Sie, in welchem Zimmer Sie hier liegen?).