Gehfrei – Wenn der Rollator nicht mehr reicht

Sturzgefährdeten Menschen, die mit einem Rollator nicht mehr zurecht kommen, kann ein Gehfrei neue Bewegungsfreiheiten eröffnen. Durch regelmäßige und gezielte Nutzung kann so der Prozess der Immobilisierung hinaus geschoben werden.

Nicht für jeden ist ein Rollator geeignet

Viele ältere Menschen mit Gangunsicherheit sind mit einem Rollator versorgt. Ziel ist es, dem sturzgefährdeten Menschen Sicherheit zu vermitteln und die Sturzgefahr zu minimieren. Der Umgang damit ist recht schnell gelernt. Der Rollator bietet darüber hinaus weitere Vorteile. Man kann darauf Dinge ablegen oder transportieren oder sich auch darauf zum Ruhen hinsetzen.

Nun kann man aber beobachten, dass die Gangunsicherheit und die damit verbundene Sturzgefahr bei vielen älteren Menschen trotz der konsequenten Nutzung des Rollators (krankheitsbedingt) zunimmt. Im Rahmen einer Demenzerkrankung kann es vorkommen, dass der Betroffene den Rollator vergisst oder dass er mit der Handhabung zunehmend überfordert ist.

Oder er entwickelt einen zunehmenden Bewegungsdrang und schätzt seine Kräfte falsch ein, so dass es zu Stürzen kommt. Manchmal ist zu beobachten, wie Menschen versuchen, obwohl sie auf Hilfe beim Transfer angewiesen sind, alleine aus dem Stuhl oder Rollstuhl aufstehen und dann stürzen.

So funktioniert Gehfrei

Betroffene mit erhöhtem Bewegungsdrang und gleichzeitig hoher Sturzgefahr könnten in diesem Fall mit einem sogenannten "Gehfrei" versorgt werden. Das ist ein Gehwagen, der sturzgefährdeten Menschen die Angst vor einem Sturz nehmen kann und rundum Sicherheit bietet.

Die sturzgefährdete Person kann sich rundherum festhalten, jederzeit sich auf eine kleine Bank im Gehwagen setzen. Sollte er – schwächebedingt – einmal zusammensacken, so fängt ihn ein Gurt zwischen den Beinen auf. Gerade gangunsichere und leicht erschöpfte Bewohner, die gerne mobil bleiben wollen, können mit einem Gehfrei weiterhin Flure erkunden und einer drohenden Zunahme der Immobilität entgegen wirken.

In Deutschland bieten zur Zeit drei Firmen einen Gehfrei für Erwachsene an. Die größte Akzeptanz findet das Gerät der Firma RCN. Zwar spricht das Gerät zunächst optisch wenig an, ist aber deutlich leichter in der Nutzung.

Dieser Gehwagen könnte auch für kleinere Gehübungen mit instabilen Senioren, die bereits viel im Rollstuhl sitzen, genutzt werden und so die Angebotspalette der betreuenden Tätigkeiten einer Einrichtung erweitern. Was aber besonders hervorzuheben ist, dass durch die Übungen mit dem Gehfrei freiheitseinschränkende Maßnahmen vermieden oder deutlich reduziert werden können. Ein solches Gerät sollte daher zum Ausstattungsstandard von Pflegeeinrichtungen gehören, um Anforderungen des Expertenstandards Sturzprophylaxe zu genügen.