Teilzeitarbeit weiter auf dem Vormarsch

Teilzeitarbeit erfreut sich nach wie vor steigender Beliebtheit, sowohl bei Unternehmen, als auch bei den Beschäftigten. Die Quoten steigen, wie die neuesten Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes zeigen. Eine hohe Teilzeitquote hat für Unternehmen positive wie negative Auswirkungen.

Atypische Beschäftigung – unter diesem Begriff versteht das Statistische Bundesamt u.a. Teilzeitarbeitsverhältnisse, in denen wöchentlich 20 Stunden oder weniger gearbeitet wird. Der Begriff suggeriert, dass es sich hierbei um Ausnahmen handeln würde – die Zahlen zeigen dagegen ein völlig anderes Bild. Der Anteil dieser Beschäftigungsverhältnisse stieg in den letzten zehn Jahren von 17,5% auf 25,5%. Neben der genannten Teilzeitarbeit fallen auch Zeitarbeitsverhältnisse und befristete Beschäftigungen in diese Kategorie.

Die auch ohne diese Statistiken deutlich wahrnehmbare Entwicklung einer stärkeren Bedeutung von Teilzeitarbeit hat bei näherer Betrachtung sehr differenzierte Ursachen. Während in vielen Branchen seitens der Unternehmen immer weniger Vollzeitbeschäftigungen angeboten werden, sorgt das Teilzeit- und Befristungsgesetz mit dem darin enthaltenen Anspruch auf Teilzeitarbeit dafür, dass Menschen, die es sich aufgrund ihrer Einkommenssituation leisten können, ihre wöchentliche Stundenzahl reduzieren, um beispielsweise privaten Interessen nachzugehen ("Luxus-Teilzeit"). In diesem Segment finden wir vielfach vollzeitnahe Teilzeitarbeitsverhältnisse.

Eine hohe Teilzeitquote hat für Unternehmen positive wie negative Auswirkungen. Diese sind je nach Art der Tätigkeit und der Branche unterschiedlich ausgeprägt.

Beispielhaft sind folgende Auswirkungen erkennbar:

  • Arbeitsplatzkosten fallen für Voll- und Teilzeiter gleichermaßen an, dies gilt auch für Nebenkosten wie z.B. Kosten der Personalverwaltung etc. Raumkosten können ggf. durch Desksharing-Modelle gesenkt werden.
  • Rüst- und Nebenzeiten sind bei Teilzeitarbeit verhältnismäßig hoch. So muss bei gleichem Aufgabengebiet die gleiche Menge an Informationen (Newsletter, Protokolle etc.) aufgenommen werden, unabhängig von der geleisteten Arbeitszeit.
  • Der Organisationsaufwand für die Personaleinsatzplanung steigt bei einer hohen Teilzeitquote. Gleichzeitig lässt sich die Personalkapazität besser dem (schwankenden) Arbeitsanfall anpassen.
  • Ein Angebot an Teilzeitmodellen zeichnet ein Unternehmen als arbeitnehmer- und familienfreundlich aus. Dies wird insbesondere dort wahrgenommen, wo Teilzeitarbeit freiwillig und aus persönlichen Gründen geleistet wird.
  • Teilzeitarbeitsverhältnisse können dazu genutzt werden, die im Vergleich zu früher längeren Ladenöffnungszeiten abzudecken.

Diese beispielhafte und nicht vollständige Aufzählung macht deutlich, dass der Anstieg von Teilzeitarbeit in Deutschland unterschiedlichste Treiber hat und sowohl arbeitnehmer- als auch arbeitgeberseitig positive und negative Auswirkungen zeigt.

In jedem Fall ist ein Unternehmen gut beraten, die Entwicklung der Arbeitszeitmodelle nicht dem Zufall zu überlassen, sondern im Rahmen der Personalstrategie klare Vorstellungen davon zu entwickeln, wie das Instrument "Arbeitszeit" gezielt eingesetzt werden kann.