Outsourcing nach Indien wird teuer

Der Kostenvorteil der großen Outsourcing Destinationen wie Indien schwindet. Ist der Höhepunkt der Welle erreicht? Was bedeutet dies für Deutschland?

Viele Dienstleistungen, auch im HR-Bereich, sind in den vergangenen Jahren über Outsourcing-Projekte auch in andere Länder verlagert worden. Große Unternehmen lassen entweder im Nearshoring-Bereich ihre Leistungen im osteuropäischen Ausland erbringen, teilweise erfolgt jedoch auch ein Offshoring in asiatische Regionen, allen voran nach Indien.

Outsourcing nach Osteuropa immer weniger attraktiv

Die Integration der osteuropäischen Länder in die Europäische Union vereinfacht grenzübergreifende Projekte und die Verlagerung von Tätigkeiten. Gleichzeitig führt sie zu einer Angleichung der Kosten und Preise, so dass Billiglöhne als Standortvorteil nicht auf alle Zeit garantiert werden können.

Kommt dann noch eine Verknappung des (qualifizierten) Arbeitskräfteangebots hinzu, schließt sich die Kostenschere schneller als mancher Business-Case dies erwartet hat. Ist der rumänische Markt für Buchhalter oder der tschechische für Personalsachbearbeiter leer gefegt, beginnt ein Kampf um die verbliebenen Arbeitssuchenden, der zwangsläufig zu steigenden Arbeitskosten führt. Dies ist an mehreren osteuropäischen Standorten bereits Realität.

Auch Indien als Outsourcing-Standort wird teurer

Indien ist kein klassischer Standort für Outsourcing-Projekte deutscher Personalabteilungen. Unternehmen aus englischsprachigen Ländern haben jedoch in den vergangenen Jahren bereits HR-Leistungen dorthin verlagert. Und auch der Support für HR-Infrastruktur wird oft aus Indien vorgenommen, ohne dass der Endanwender dies weiß. Auch in Indien lassen sich die Arbeitnehmer das wachsende Know-How und die steigende Nachfrage bezahlen.

In Indien stiegen die Löhne im letzten Jahr um 10 Prozent

Die Gehälter im Outsourcing-Sektor stiegen im vergangenen Jahr um 10 Prozent. Gleichzeitig kam es in anderen Regionen der Welt aufgrund der Wirtschaftskrise zu einem Überangebot von Arbeitskräften mit sinkenden Löhnen.

Die Financial Times stellte in dem Zusammenhang fest, dass nach Aussagen führender Firmen im Outsourcing-Geschäft Leistungen in den USA günstiger erbracht werden können, als in Indien. Dies mag eine temporäre Erscheinung sein, zeigt jedoch, dass gegenläufige Entwicklungen einen vermeintlichen Vorteil schnell verschwinden lassen können.

Lohnkosten nur Teil des Outsourcing-Deals

Mit dem Lohnkostenvorteil wurden Nachteile des Outsourcings aufgewogen. Verringern sich diese Vorteile, kann ein Outsourcing-Deal schnell unattraktiv werden. Hohe Aufwände für Qualitätsmanagement und Schnittstellenwartung lassen sich nur bei einem starken Lohngefälle rechtfertigen.

Indien ade? – Outsourcing nach Deutschland

Dass Deutschland auch ein attraktiver Outsourcing-Standort sein kann, liegt an den vielen weiteren Faktoren, die es zu bedenken gilt, wenn man den Ort der Leistungserbringung festlegt. Studien haben ergeben, dass Deutschland aufgrund seiner hervorragenden Infrastruktur und seiner Arbeitskräfte ein sehr attraktiver Standort ist. Im Beitrag „Outsourcing nach Deutschland“ lesen Sie mehr über dieses zukunftsweisende Thema.

Den Beitrag der Financial Times zu den indischen Outsourcing-Kosten lesen Sie hier.

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