Profile im Personalwesen: Psychologe (Teil 1)

Akademische Profile im Personalwesen sind gefragt. Dabei führen die unterschiedlichen Studienrichtungen zu differenten Qualifikations- und Kompetenzentwicklungen. Jedes Unternehmen sollte sich bei der Besetzung einer offenen Stelle fragen, ob ein Ökonom, Psychologe oder Soziologe die formal besseren Voraussetzungen zur Bewältigung eines speziellen Stellenprofils hat.

Die Besetzung von Führungsstellen im Personalwesen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dabei spielen nicht immer die formalen fachlichen Qualifikationen eine Rolle, sondern auch die konjunkturelle Einflüsse – und somit auch die potentiell veränderten Leitbilder und Stellenprofile – bestimmen die betrieblichen Anforderungsprofile.

Krisenzeit oder Wachstum – Profilentscheidungen hängen davon ab! 
In Krisenzeiten neigt das Unternehmen eher dazu, einen Ökonomen oder Juristen, weniger einen Psychologen oder Soziologen als Personalleiter in Betracht zu ziehen. Harte Kenntnisse aus dem Controlling und fundierte Kenntnisse des Arbeitsrechts scheinen für die Betriebe in schwierigen wirtschaftlichen Situationen angemessenere Voraussetzungen zur Bewältigung von volkswirtschaftlichen und betrieblichen Krisenszenarien zu sein als weiche Kenntnisse aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Deshalb lässt sich in den vergangenen Jahrzehnten auch eine "Konjunkturkurve" der Berufsprofile erkennen. Dazu aber in einer späteren Folge mehr.

Volle Professionalität in der Psychologie seit den Siebzigern
Seit den siebziger Jahren – nach der Einführung des Vollzeitstudiums zum Diplom-Psychologen – lassen sich immer mehr Absolventen und Absolventinnen der Psychologie in den Personalabteilungen finden. Daran wird sich auch nichts nach Einführung des Bachelors oder Masters ändern.

Diplom-Psychologen bekommen eine fundierte empirische Grundausbildung. Die "Statistik-Scheine" sind am Institut für Psychologie häufig schwerer zu erwerben als bei den Wirtschaftswissenschaftlern.

Inwieweit die Absolventen besonders geeignet sind, Aufgaben im Personalmanagement und bei der Personalentwicklung zu übernehmen, hängt auch von der internen Schwerpunktbildung während ihres Studium ab. Ich persönlich erachtete folgende Schwerpunkte (z. T. sind sie auch Pflichtveranstaltungen) für besonders geeignet:

  • Arbeitspsychologie 
  • Sozialpsychologie
  • Organisationspsychologie
  • Wirtschaftspsychologie
  • Persönlichkeitspsychologie und
  • Pädagogische Psychologie

Der Psychologe / die Psychologin im Betrieb sollte nicht nur Kenntnisse in der Eignungsdiagnostik und im Führungsmanagement mitbringen, sondern sich auch in den allgemeinen gesellschaftsbezogenen Fragen der Marktentwicklung und des Konsumverhaltens ebenso auskennen wie bei der Gruppensteuerung.

Noch nicht vorhandene Zusatzqualifikationen oder Spezialqualifikationen, wie z. B. bei der Personalentwicklung auf dem Ausbildungs- und Weiterbildungsrechts oder des Seminarcontrollings, lassen sich relativ leicht andocken, wenn eine breite ökonomisch-orientierte Grundqualifikation vorhanden ist. 

Und zum Abschluss: Seien Sie nicht enttäuscht, tiefenpsychologische Grundausbildung und Coaching gehören nicht zum Grundrepertoire des Diplom-Psychologen. Diese Kompetenzen müssen später zusätzlich erworben werden.