Personalentwicklung und Eignungsdiagnostik: Lübecker Fähigkeitsprofil (Teil 2)

Während der Bekanntheitsgrad der eignungsdiagnostischen Instrumente für Führungskräfte vom Assessment-Center bis zum 360 Grad-Feedback stetig wächst, werden die Instrumente eher vernachlässigt, die generell eine Arbeitsfähigkeit von Problemgruppen abfragen. Dazu gehört auch das Lübecker Fähigkeitsprofil.

Eine sozialintegrative Gesellschaft zeichnet sich auch dadurch aus, inwieweit es ihr gelingt, Menschen mit Störungen und Behinderungen wieder in die Arbeitswelt zu verankern. Das ist ein oftmals mühseliger Weg, z. B. bei psychisch Erkrankten die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen und die Menschen wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern.  

Im ersten Beitrag haben wir über das Verfahren Melba berichtet, dass einen Abgleich des individuellen Fähigkeitsprofils und eines Tätigkeitsprofils ermöglicht. Aber oftmals sind bei einer zunehmenden Anzahl von Menschen soziale Kompetenzen und lebenspraktische Fähigkeiten vorübergehend gestört.

Das Lübecker Fähigkeitsprofil
Um einen optimalen arbeitstherapeutischen Therapieplan aufzustellen, bedarf es einer genauen Bestimmung der Eignung von Menschen mit psychischen Störungen. Da Melba nicht immer den standardisierten Anforderungen für psychisch Kranke entsprach, entwickelte Tanja Schirrmacher einen Fähigkeitstest an der Medizinischen Hochschule Lübeck: Das Lübecker Fähigkeitsprofil. Sie prüfte in einem faktorenanalytischen Verfahren die angemessenen (validen) Faktoren, die für eine Einschätzung von lebenspraktischen und beruflichen Fähigkeiten Sinn machen.

Seitdem nutzen bestimmte Berufsgruppen wie Ergotherapeuten und multiprofessionelle Teams in der psychiatrischen Behandlung dieses Erhebungsinstrument. Für die Therapeuten ist es wichtig, bestimmte Defizite im sozialen oder handlungspraktischen Abläufen zu erfassen, damit ein auf diese Person zugeschnittener individueller Behandlungsplan mit Arbeitstherapie umgesetzt werden kann.

Das Lübecker Fähigkeitsprofil erfasst fünf relevante Dimensionen:

A) Ausdrucksorientiertes Arbeiten 

  • Selbstwahrnehmung / Selbstdarstellung
  • Affektive / emotionale Fähigkeiten

B) Interaktionelles Arbeiten

  • Soziale Fähigkeiten

C) Kompetenzorientiertes Arbeiten

  • Kognitive Fähigkeiten
  • Lebenspraktischer Bereich

Nach weiteren internen und externen Validierungsverfahren wurden 14 Merkmale für eine Kurzform des Lübecker Fähigkeitsprofile aufgenommen: effektive Schwingungsfähigkeit, Antrieb/Motivation, Aggressivität, Aufmerksamkeit, Durchsetzungsvermögen, Feinmotorik, Frustrationstoleranz, Kontaktaufnahme, Problemlösen, Realitätsbezug, Regeln einhalten, Selbstbild, Selbständigkeit und Stimmung.