Was Führungskräfte vom „Fall Schäuble“ lernen können

Da rüffelt ein Minister vor versammelter Nation seinen Regierungssprecher. Und der tritt postwendend und medienwirksam zurück. "High light" im Fernsehen, Normalität im beruflichen Alltag vieler Mitarbeiter. Nur: Der "normale" Mitarbeiter kann sich in der Regel nicht so effektiv gegen solcherart "Behandlung" zur Wehr setzen. Ihm bleiben oft nur Resignation und Demotivation.

Tipp für Führungskräfte: Kritik ist immer eine Angelegenheit für vier Ohren
Pressekonferenzen, Abteilungssitzungen oder Teambesprechungen können unprofessionell vorbereitet sein und misslich ablaufen. Versäumnisse der Mitarbeiter können offensichtlich und Fehler erkennbar werden.

Aber: Wie groß der Ärger der Führungskraft in solchen Situationen auch immer ist, wie klar der "Schuldige" auch zu benennen ist. Führungskräfte haben die Aufgabe, sich in schwierigen Situationen vor Ihre Mitarbeiter zu stellen. Öffentliches "Abwatschen" schwächt die Position des Mitarbeiters und führt zu Gesichtsverlust.

Deshalb: Bringen Sie als Führungskraft Kritik immer persönlich und unter vier Augen vor. Das hilft zukünftigen Fehlern vorzubeugen, ohne den Mitarbeiter zu verprellen.

Der Ton macht die Musik
"Frau Müller, haben Sie das immer noch nicht begriffen!" Mit dieser Aussage vor versammelter Mannschaft sorgen Sie als Führungskraft nicht für die Loyalität Ihrer Mitarbeiterin Müller. Ein Angriff unter der Gürtellinie bei einem – vielleicht sogar berechtigten Kritikpunkt.

Frau Müller wird nicht die Lernchance, sondern nur den Angriff hören und auf "Rache" sinnen. Die Rache von normalen Mitarbeitern besteht jedoch in der Regel "nur" aus Resignation, Demotivation und – als letzte Konsequenz – innerer Kündigung.

Führungskräfte brauchen die Nonchalance, über Fehlern zu stehen
Klar, offensichtliche Fehler werfen kein glanzvolles Licht auf die (eigene) Arbeit. Möglicherweise befürchtet manche Führungskraft, dass von den Versäumnissen ihres Mitarbeiters auf die eigene Leistungsfähigkeit geschlossen werden könne. Da muss man sich doch heftig von Fehlern und Versäumnissen der Mitarbeiter (öffentlich) distanzieren, oder?

Führungskräfte, die auf Langfristigkeit der guten Arbeitsbeziehung zu ihren Mitarbeitern setzen, dürfen in der Öffentlichkeit auch einmal ein paar Augen zudrücken und ein nicht zu übersehendes Missgeschick wertschätzend humorvoll kommentieren – um es dann unter vier Augen anzusprechen. Ein Mitarbeiter, der die Loyalität und die Rückendeckung seiner Führungskraft spürt, wird sein Bestes geben, damit ein solches Missgeschick nicht wieder vorkommt.

Mitarbeiter, die diese Loyalität nicht spüren, kündigen – manche mit der Chance, um eine neue Aufgabenzuweisung zu bitten, andere "nur" innerlich und in der Resignation.