Kommunikation: Brauchen Führungskräfte Empathie?

Von Führungskräften wird erwartet, dass sie sich klar und deutlich ausdrücken können, auch dass sie Anweisungen geben und sagen, wo es lang geht. Ohne die Fähigkeit, so zu kommunizieren, können Führungskräfte nichts bewirken. Aber: Brauchen sie auch Einfühlungsvermögen und Empathie? Oder ist das nur etwas für Weichlinge, die im Arbeitsalltag von niemandem ernst genommen werden?

Empathie zählt zu den wesentlichen Grundlagen der Kommunikation
Auch für Führungskräfte. Der Begriff umschreibt ein einfühlendes und respektvolles Verstehen der Erfahrungen anderer Menschen. Empathisch sein bedeutet, dass man versucht, den Menschen und das was ihn beschäftigt, zu erfassen und zu verstehen.

Empathie darf nicht verwechselt werden mit Sympathie. Sympathie ist eine positiv wertende Zustimmung zu den Gefühlen, Ideen und Haltungen des anderen. Und schon gar nicht bedeutet Empathie Mitleid. Empathisch können Führungskräfte nur dann sein, wenn sie alle vorgefassten Meinungen und (Vor-)Urteile über ihre Mitarbeiter abgelegt haben.

Empathie: Führungskräfte brauchen Echtheit und Wahrhaftigkeit
Echtheit und Wahrhaftigkeit in der Kommunikation sind die Voraussetzungen für eine vertrauenswürdige Haltung. Das bedeutet, dass Sie als Führungskraft aufrichtig an der Beziehung mit Ihrem Mitarbeiter interessiert sein müssen.

Wenn Führungskräfte nur vorgetäuscht Interesse an ihrem Mitarbeiter und dessen Arbeit haben, spüren das die Mitarbeiter sofort. Die Gallup Studie nennt mangelndes Interesse der Führungskraft am Mitarbeiter als einen der wesentlichen Gründe, warum Mitarbeiter demotiviert sind.

Einfühlendes Verstehen
Durch aktives Zuhören entsteht einfühlende Teilnahme an der inneren Erlebenswelt des anderen. Aktives Zuhören ist ein nicht wertendes Zuhören. Durch empathisches Zuhören und Verstehen können Sie als Führungskraft die Gefühle und Emotionen Ihres Mitarbeiters besser wahrnehmen. Die Gefühle, die Sie als Führungskraft beim Mitarbeiter spüren, können Sie behutsam zur Sprache bringen.

Ein Mitarbeiter, dem sichtbar der Kragen zu platzen droht, aber krampfhaft bemüht ist, das zu verhindern, fühlt sich besser verstanden, wenn Sie ihm sagen, dass Sie sehen, dass er ziemlich ärgerlich ist. Durch das Ansprechen des Gefühls ist ein Ventil geschaffen, der Ärger ist thematisiert. Erst dann ist wieder Platz, um auf der Sachebene weiterzuarbeiten.

So können Führungskräfte empathisch kommunizieren

  • Lassen Sie sich auf Ihren Mitarbeiter ein und drücken Sie dies durch die eigene zugewandte Körperhaltung aus.
  • Gehen Sie mit der eigenen Meinung zurückhaltend um, hören Sie zuerst zu, was Ihr Mitarbeiter zu sagen hat.
  • Fragen Sie bei Unklarheiten nach.
  • Halten Sie auch einmal Gesprächspausen aus, sie können ein Zeichen sein für Unklarheiten, Angst oder Ratlosigkeit. Füllen Sie Gesprächspausen nicht sofort mit eigenen Redebeiträgen.
  • Achten Sie auf die Gefühle, die Ihr Mitarbeiter im Gespräch nonverbal signalisiert, und sprechen Sie sie behutsam an.
  • Haben Sie Geduld, unterbrechen Sie den Sprecher nicht, sondern lassen Sie ihn ausreden.
  • Lassen Sie sich durch Vorwürfe und Kritik nicht aus der Ruhe bringen.
  • Fragen Sie sich immer wieder, wie es Ihrem Mitarbeiter in der aktuellen Gesprächssituation wohl geht, versetzen Sie sich innerlich in die Situation des Sprechers.
  • Wertschätzen Sie, was die Mitarbeiter an Leistung erbracht haben. Gerade wenn Sie neu als Führungskraft sind und jetzt "alles anders" machen wollen, wird das schnell als Abwertung der Arbeit verstanden, die die Mitarbeiter bislang getan haben.

Empathisch sein und aktiv zuhören, bedeutet nicht, alles gutzuheißen, was Sie hören. Sie als Führungskraft haben und brauchen eine eigene Position, Sie müssen Ziele gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern erreichen. Aber das funktioniert besser, wenn sich Ihre Mitarbeiter verstanden und respektiert fühlen.