Braucht Führung Werte?

Brauchen Führungskräfte Mut? Eine Frage, die vermutlich selten gestellt wird. Denn Führung ist meistens assoziiert mit Hierarchie, Macht und Befugnissen. Doch: Führungskräfte brauchen Werte, die sie leiten. Das ist für viele Führungskräfte nicht immer einfach, denn zu seinen Werten zu stehen, ist zuweilen eine Herausforderung und erfordert Mut.

Führen bedeutet zu Fehlern zu stehen
Führen ist manchmal "riskant". Sich offen und ehrlich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen heißt, sich festzulegen, greifbar und damit auch angreifbar zu sein. Wer aktiv handelt, läuft immer auch die Gefahr, Fehler zu machen. Ist es da für so manche Führungskraft nicht einfacher, sich bedeckt im Hintergrund zu halten?

Stellen Sie sich als Führungskraft einmal selbstkritisch die Frage: Wie gehe ich mit Fehlern um, mit eigenen und den Fehlern meiner Mitarbeiter? Welche Fehler sind mir "peinlich"?

Führungskräfte müssen Verantwortung übernehmen
Eine wesentliche Wertehaltung von Führungskräften muss die Bereitschaft sein, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung zu übernehmen bedeutet auch, zu Fehlentscheidungen zu stehen und die Konsequenzen zu tragen. Wer Fehler zu vertuschen oder zu beschönigen versucht, begreift Fehler als "Katastrophe" und nicht als Lernchance.

Wenn eine Führungskraft zu ihren Mitarbeitern sagen kann: "Ja, da habe ich eine Fehlentscheidung getroffen," macht dieser Satz Führungskräfte nicht schwach, sondern authentisch, ehrlich und vertrauenswürdig. Führungskräfte können so ein prägendes Vorbild für ihre Mitarbeiter sein, wenn es um die Etablierung einer guten Fehlerkultur geht.

Führen heißt nicht um jeden Preis Harmonie herstellen
Manche Führungskräfte wollen es allen Recht machen. Führungskräfte, die everybodys darling sein wollen, sind konturlos und wenig berechenbar für ihre Mitarbeiter. Sie lassen einen verlässlichen Handlungsrahmen fehlen und die Geradlinigkeit vermissen, die es bräuchte, damit die Mitarbeiter Vertrauen in das Handeln ihrer Führungskraft finden können.

Lassen Sie als Führungskraft bewusst Disharmonie zu, denn Widerstand oder gar Konflikte sind meist Indikatoren, dass etwas nicht mehr stimmt und dringend Veränderung nötig ist. Blocken Sie diese Indikatoren nicht allzu rasch ab, sondern nutzen Sie sie kritisch und produktiv.

Führungskräfte brauchen Rückgrat
Führungskräfte, die nicht zu sich, zu ihren Werten und ihren Entscheidungen stehen, ziehen sich häufig auf die "Order von oben" zurück. Es mag auf den ersten Blick viel einfacher sein, Verantwortlichkeit "nach oben" zu verschieben. Doch Mitarbeiter brauchen keine unsichtbare, unnahbare Instanz "da oben", die auf mehr oder minder wundersame Weise die Geschicke lenkt.

Sie brauchen einen Chef, den sie sehen, hören und erleben, mit dem sie sich – im besten Fall – identifizieren können. Führungskräfte, die wie Radfahrer führen – nach oben buckeln und nach unten treten –, verlieren Glaubwürdigkeit und Respekt. Solche Führungskräfte geraten mit sich und mit anderen in Konflikt, weil die Klarheit und Ehrlichkeit für offene Worte fehlt.

Führen heißt Vertrauen haben
Gute Führung stärkt Engagement und Motivation der Mitarbeiter, sich entsprechend ihrer Fähigkeiten einzubringen. Wer Vertrauen darein hat, dass die Mitarbeiter Stärken und Fähigkeiten haben und diese auch einsetzen wollen, beflügelt seine Mitarbeiter zu (Höchst-)Leistung. Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern misstrauen, legen deren Engagement früher oder später lahm. Wo Anerkennung und Lob fehlen, gibt es wenig Gründe, dauerhaft Höchstleistungen zu erbringen.

Wie motivieren Sie als Führungskraft Menschen für das, was Sie bewegt? Wie gewinnen Sie das Vertrauen Ihrer Mitarbeiter? Gute Führungskräfte sorgen für eine Atmosphäre der Offenheit und Wertschätzung, die gegenseitiges Vertrauen wachsen lässt.