Darf man seinen Chef duzen?

In bestimmten Unternehmen ist es üblich, dass die Angestellten ihren Chef duzen. Ein Verhältnis auf "Du" - auch mit ihren direkten Vorgesetzten. Ist es eigentlich angebracht, seinen Chef zu duzen? Oder sollte man nicht besser bei einem respektvollen "Sie" bleiben?

Den Chef zu duzen könnte den Respekt mindern

Manche Mitarbeiter sind der Meinung, dass der Respekt zu seinem Vorgesetzten leichter mit einem „Du“ fällt. Es wäre z. B. leichter, seinem Chef weniger respektvolle Dinge zu sagen, die man bei einem „Sie“ vermieden hätte. Die Frage, die uns dabei beschäftigt ist: Wird da nicht der Einfluss vom Chef geschmälert?

Diese Frage ist ein „Klassiker“ im Führungsalltag. Zum Beispiel bei Firmenfeiern fließt neben einer guten Kommunikation oft auch Alkohol. So kann es vorkommen, dass Führungskräfte eher persönlicher zu den Mitarbeitern sprechen und ihnen das Duzen erlauben. Am nächsten Tag fragt sich so mancher Chef: „Wie kann ich das „Du“ zurücknehmen, das ich während des Betriebsfest meinen Mitarbeitern angeboten habe?“.

Die Antwort auf die Frage, ob man seinen Chef duzen darf oder nicht, kann man nicht generell beantworten. Es gibt allerdings zwei Typen von Chefs.

1. Der „Sie“-Chef

Dieser Chef ist besonders auf „Hierarchie“ bemüht. Mit ihm bleiben Sie besser beim „Sie“. Seine Meinung ist, dass das „Sie“ ein Ausdruck von Respekt ist. Auch wenn Ihnen Ihr Chef bei der Firmenfeier erlaubt hat, ihn zu duzen, fragen Sie ihn am nächsten Tag, ob es weiterhin beim „Du“ bleibt oder ob man wieder zum „Sie“ zurückkommt. Ob Sie den Sachverhalt bei Ihrem Chef tatsächlich hinterfragen, bleibt Ihre Entscheidung.

2. Der „Du“-Chef

Für diesen Chef ist es nicht relevant, ob man sich duzt oder beim „Sie“ bleibt. Er ist der Meinung, dass es besser für das Betriebsklima und den Teamgeist ist, wenn sich alle Mitarbeiter duzen. Der „Du“-Chef ist der Meinung, dass sich Respekt nicht unbedingt im „Sie“, sondern im allgemeinen Verhalten zeigt. Insofern ist das „Du“ und der Vorname nicht unbedingt ein Zeichen von innerer Vertrautheit, wie es früher einmal war.

Duzen in der Unternehmenskultur

Wenn das Duzen in einem Unternehmen üblich ist, können Sie auch Ihren Chef duzen. Denn dann ist das „Du“-Wort Bestandteil der Unternehmenskultur. Das kommt vor allem in sehr kleinen oder internationalen Unternehmen vor, dass sich alle Mitarbeiter und auch den Chef alle duzen.

Häufig bereitet das Duzen für uns Mitteleuropäer in international geprägten Unternehmen Schwierigkeiten. Man spricht viel Englisch und redet sich häufig mit dem Vornamen an. In Amerika und in den skandinavischen Ländern wie Schweden ist das „Sie“ komplett abgeschafft. Da gibt es im täglichen Leben das „Sie“ nicht mehr. Nun, wir befinden uns aber in Deutschland bzw. Österreich. Bei uns scheint das doch etwas anders zu sein.

Es gibt aber auch hier einen Unterschied, ob und wie man den Chef duzt oder nicht.

Fazit: Darf man seinen Chef duzen oder nicht?

  • Wenn das „Du“ in einem Unternehmen als üblich gesehen wird, ist es auf jeden Fall angebracht, den Chef zu duzen, denn dann ist es Bestandteil der Unternehmenskultur.
  • Das „Du“ hängt von der persönlichen Einstellung ab. Wenn man den Respekt vor seinem Chef niemals verliert, dann ist ein „Du“ auch akzeptabel.
  • Respekt gegenseitig oder zum Chef zeigt sich nicht unbedingt im „Sie“, sondern im allgemeinen Verhalten.
  • Es bleibt immer Sache vom Chef, Ihnen das „Du“ zuerst anzubieten. Niemals umgekehrt.
  • Heute ist das Duzen und der Vorname besonders in internationalen Unternehmen nicht unbedingt ein Zeichen von innerer Vertrautheit, wie es früher einmal war.
  • Duzen garantiert nicht immer das Betriebsklima.
  • Ein Chef muss imstande sein führen zu können, dann ist es egal, ob man duzt oder siezt.
  • Es ist in einem Unternehmen egal, ob sich die Beteiligten mit der Anrede Du oder Sie ansprechen. Entscheidend ist der gegenseitige Respekt.

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