Unpünktlichkeit: Wissen Sie eigentlich, was Sie Ihrem Chef damit sagen?

Es scheint beinahe in Mode gekommen zu sein, dass man sich gerne hier und da verspätet. Natürlich soll Ihnen hier keine Mode unterstellt werden, vielleicht aber können Sie selbst feststellen, dass Sie ein gelegentliches Zuspätkommen heute gar nicht mehr als so tragisch empfinden, wie noch vor einigen Jahren?

Ob Unpünktlichkeit wirklich problematisch ist, hängt vom Anlass ab. Wenn Sie ein wichtiges Meeting zu spät aufsuchen, dann ist das selbstverständlich gravierender, als eine Verspätung bei einer lockeren Party. Das Problem ist, dass insbesondere bei wichtigen beruflichen Terminen, dass pünktliche Erscheinen immer unwichtiger erscheint.

Die Deutschen und die Pünktlichkeit

Nun könnten Sie damit einwerfen, dass der Deutsche an sich ein besonderes Augenmerk auf die Zeit und die Pünktlichkeit wirft. Aber diese Tugend ist doch schon etwas angestaubt. Gerne wird damit argumentiert, dass in anderen Ländern, die Pünktlichkeit nicht so wichtig ist, warum also bei uns?

Sicher, wenn man will, dann findet man für jede Verhaltensform passende Argumente und Fallbeispiele, um seinen eigenen Standpunkt zu festigen. Geht es um Pünktlichkeit, so ist es jedoch eine faktisch ermittelte Tatsache, dass weltweit der größte Teil der Bevölkerung pünktliches Erscheinen absolut bevorzugt. In vielen Fällen (und da spielt Deutschland eine wesentliche Rolle) kochen die Wartenden sogar vor Wut, wenn sie zu lange warten müssen.

Bezogen auf den Beruf ist es also schon rein menschlich äußert ungünstig, sich zu verspäten. Wohlgemerkt: Eine einzelne Verspätung – etwa durch eine Autopanne – ist menschlich und wird auf Verständnis stoßen. Notorische „Zuspätkommer“ hingegen dürften schon sehr bald ein Problem mit Kollegen und Vorgesetzten haben.

Was Sie mit Ihrem Zuspätkommen aussagen

Sie sprechen eine klare Sprache, wenn Sie regelmäßig zu spät kommen und diese Sprache wird im Berufsleben klar verstanden. Wenn Sie permanent zu spät kommen, dann ist das gegenüber Ihren Kollegen und Vorgesetzten eine Frechheit. Nicht mehr und nicht weniger. Sie drücken damit eine besondere Form von Arroganz aus, mit der Sie signalisieren, dass andere Dinge (wegen derer Sie sich verspäten) wichtiger sind. Sie teilen indirekt mit, dass Sie es nun wirklich nicht nötig haben, sich den Zeitplänen des betreffenden Arbeitgebers zu unterwerfen, vielmehr soll sich dieser nach Ihren Anliegen richten.

Mitunter kann Unpünktlichkeit zu einem Machtspielchen werden. Stellen Sie sich vor, Sie begleiten eine sehr wichtige Position in einem Unternehmen und kommen regelmäßig zu entscheidenden Meetings zu spät. Sie unterstreichen Ihre Macht auf arrogante Weise, da ohne Sie das Meeting gar nicht starten kann und alle anderen Teilnehmer warten müssen.

Verhalten Sie sich angemessen

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Es geht hier nicht um die Verspätung durch eine Autopanne, durch einen ausgefallenen Zug oder durch einen sonstigen ungünstigen Einfluss. Das sind die kleinen Gemeinheiten des Alltages, mit denen wir alle immer wieder zu tun haben.

Es geht ausdrücklich um die regelmäßige und bewusste Verspätung, die Ihnen über kurz oder lang die Karriere verbauen wird. Selbst wenn ohne Sie rein gar nichts zu funktionieren scheint und Sie sicher sind, dass Sie sich ständige Verspätungen durchaus leisten können, sollten Sie nie vergessen, dass jeder Mensch in seiner beruflichen Position erschreckend schnell ersetzt werden kann.

Um sich nun angemessen zu verhalten und Pünktlichkeit zur Normalität werden zu lassen, helfen Ihnen bereits ein paar einfache Mittel. Sie müssen in erster Linie ganz klar mit Ihrem wichtigsten Werkzeug arbeiten und hantieren lernen, gemeint ist die Zeit. Diese wird Ihnen bislang meistens zu knapp, sodass Sie Ihre Termine nicht wahrnehmen können. Wenn Sie für andere Dinge mehr Zeit benötigen, die Ihnen dann etwa für den Weg zur Arbeit fehlt, setzten Sie Ihre Prioritäten neu und üben Sie sich in Zeitmanagement.

Planen Sie Zeit für Ihre relevanten Tätigkeiten ein und bemessen Sie den jeweiligen Zeitabschnitt möglichst großzügig. Damit können Sie eventuelle Unregelmäßigkeiten abfangen. (beispielsweise Verspätungen von öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg zur Arbeit) eine Reserve.

Kompliziert gesagt, einfach umgesetzt: In vielen Fällen wird es schon hilfreich sein, am Morgen eine halbe Stunde früher aufzustehen. Für Ihre Morgenroutine bleibt dann automatisch mehr Zeit und Sie können anschließend entspannt zur Arbeit fahren – ohne Stress und mit pünktlicher Ankunft. Der Preis dafür: Sie müssen am Abend zuvor gegebenenfalls etwas früher zu Bett gehen.

Eine großzügig bemessene Zeitplanung ist der wesentliche Schlüssel, um wirklich genug Zeit zu haben. Damit Sie diesen Schlüssel auch richtig benutzen können, „manipulieren“ Sie einfach Ihre Termine. Notieren Sie jeden Termin einfach eine viertel Stunde früher, als angesetzt, in Ihrem Terminkalender und halten Sie sich dann an diese Zeiten.

Im Idealfall sind Sie deutlich vor dem Termin an Ort und Stelle und können noch einen Moment zur Ruhe kommen. Sie gehen dann nicht nur pünktlich, sondern auch entspannt zu Ihrem Termin.

Zeitmanagement bedeutet im Übrigen auch, dass Sie Ihrem Terminkalender sehr penibel folgen und nicht von Ihrer Terminstruktur abweichen. Sie sind möglicherweise in vielen Momenten geneigt, noch rasch ein Gespräch „dazwischen zu schieben“ oder einen Termin wahrzunehmen, weil er sozusagen auf dem Weg liegt.

In der Praxis ist es nun mal so, dass diese eingeschobenen Termine meist gar nicht von so kurzer Dauer sind und Sie den Anschlusstermin damit nicht mehr wahrnehmen können. Und durch einen verschobenen Termin kommt es gleich zu einer Verkettung, die Sie kaum wieder aushebeln können. Durch einen verschobenen Termin kann es zu einer Verkettung kommen, die nicht mehr zu lösen ist.

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