Bürokommunikation: So klappt es mit dem Rechthaberischen

Er weiß alles besser. Ist unbelehrbar und zu keinem Kompromiss bereit. Er vertritt vehement seine Meinung. Dabei fühlt er sich "voll im Recht" und sieht keinen Anlass, von seiner Meinung abzuweichen. Das verbietet ihm auch sein Geltungsbedürfnis, das immerzu "ich-ich-ich" zu rufen scheint. Vernünftigen Argumenten ist der Rechthaberische nicht zugänglich. Doch wie kommt man mit ihm zurecht?

Kennen Sie das? Sie sollen mit einem Kollegen aus einem anderen Team eine Absprache treffen. Schon allein bei dem Gedanken daran bekommen Sie schlechte Laune. Sie wissen schon im Vorfeld, wie dieses Gespräch verlaufen wird: Der Kollege wird unverrückbar auf seiner Meinung beharren. Auf Ihre Einwände wird er nicht hören und Ihre Argumente beiseite wischen. Für ihn zählt nur eins: Seine eigene Meinung.

Natürlich sind Sie selbst schon auf Konfrontationskurs gegangen. Gebracht hat dies nichts. Außerdem haben Sie keine Lust auf diese Spielchen. Jetzt suchen Sie nach einer Strategie, wie Sie den Rechthaberischen so behandeln, dass Sie zu dem gewünschten Ergebnis kommen.

Techniken des Rechthaberischen

Den Rechthaberischen erkennt man ebenfalls sehr leicht. Er hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Und natürlich sind seine Ansichten zu bestimmten Punkten festgelegt. Unverrückbar. Uneinsichtig. Um dies zu verdeutlichen, spricht der Rechthaberische knapp, hart und energisch. Er unterstreicht dies auch gern mit knappen, scharfen, „zerschneidenden“ Gesten. Alles an ihm wirkt starr, fest und unversöhnlich. Dazu gesellt häufig sich ein starker Hang zur Geltungssucht.

Dies macht ihn bei seinen Mitmenschen nicht gerade beliebt. Doch das ist dem Rechthaberischen auch nicht so wichtig. Wenn er abgelehnt wird, ist dies oft für ihn ein Zeichen, dass er sich in seinen Ansichten nicht von anderen manipulieren lässt. Es ist ihm zwar wichtig, andere zu überzeugen. Doch wichtiger ist ihm, dass er selbst auf keinen Fall seine vorgefasste Meinung verlässt. Darauf kommt es ihm an. Der Rechthaberische ist in seinen eigenen Ansprüchen, Werten und Normen gefangen.

Das sollten Sie lassen

Belehren Sie den Rechthaberischen nicht. Dann wird es niemals um die Sache gehen. Sie befinden sich dann automatisch in dem Wettbewerb „Wer hat Recht“. Ein „Sowohl-als-auch“ wird ein Rechthaberischer als Ergebnis niemals stehen lassen. Also ist es nutzlos, den Rechthaberischen zu belehren.

Verzichten Sie darauf, Ihr Fachwissen herauszukehren. Oder sogar besonders zu betonen. Dies konkurriert mit der Geltungssucht des Rechthaberischen. Geltungssucht hat immer mit mangelndem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu tun. Haben Sie das nötig? Wenn Sie wissen, wie gut Sie selbst wirklich sind, werden Sie es normalerweise nicht nötig haben, in diesen defizitgelenkten Rechthabe-Wettbewerb einzusteigen.

Besser sind folgende Strategien

Ihr Selbstwertgefühl könnte so groß sein, dass Sie trotz Ärger und Antipathie seine Kompetenz betonen und loben könnten. Loben Sie einen Rechthaberischen und er wird Wachs in Ihren Händen. Aber es muss ehrlich sein. Stimmen Sie ihm zu (nicht seinen Ansichten), aber ihm als Mensch, und er wird sehr viel sanftmütiger reagieren. Mit Ablehnung, Anfeindungen und Kampf kann der Rechthaberische umgehen. Mit Lob, Zustimmung und Anerkennung nicht.

Probieren Sie es wirklich einmal aus, einen Rechthaberischen um Hilfe zu bitten, weil er ja alles weiß. Sie werden einen Menschen erleben, der alles für Sie tun wird. Und lernen Sie für andere Gespräche und Themen von ihm, denn oft weiß er wirklich sehr viel.

Jetzt sind Sie dran – gute Gespräche mit dem Rechthaberischen

Der Rechthaberische ist erst einmal für viele Menschen eine Herausforderung. Wenn Ihnen das so geht, machen Sie sich klar, dass Sie auf der Machtebene mitspielen. Und nicht auf der Sachebene. Wenn Ihnen die wichtig ist und Sie zu einem guten Ergebnis kommen wollen, probieren Sie die Vorschläge doch wirklich einmal aus. Denn wenn Sie es schaffen, mit dem Rechthaberischen einen Konsens zu erreichen, wird er auch Ihre Anliegen mit dem gleichen Engagement und einer hohen Überzeugung vertreten.

Rechthaberische Menschen gibt es genug. Fangen Sie am besten an, mit einer Person in Ihrem privaten Umfeld zu „trainieren“. Üben Sie, dass Sie es selbst nicht nötig haben, sich jedes Mal zu profilieren. Sie kennen Ihren Wert. Das Wissen darum reicht Ihnen. Mit dieser inneren Haltung kann man auch mit dem Rechthaberischen entspannt umgehen. Arbeiten Sie sich dann an KollegInnen und KundInnen heran.

Gutes Gelingen! Ihre Wera Nägler, Expertin für Büroorganisation

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